Fairer Sportsmann: Valentino Rossi entschuldigte sich nach dem Rennen sofort bei Casey Stoner, Foto: Milagro
Fairer Sportsmann: Valentino Rossi entschuldigte sich nach dem Rennen sofort bei Casey Stoner, Foto: Milagro

Puh, nach dem Thriller-Rennen von Jerez heute muss man erst einmal tief durchatmen. Luft holen und die Emotionen sacken lassen. Es war ein Rennen, vollgepackt mit Action - wenn auch teilweise unschöner Natur. Wenn Fahrer den Bedingungen zum Opfer fallen, wenn sie stürzen, wenn sie wegrutschen, das ist niemals schön und will keiner sehen. Aber der Leitsatz des Tages ist in dieser Hinsicht auch: That's Racing.

Beginnen wir gleich mit dem wohl größten Aufreger des Tages. Valentino Rossi rutscht, beim Versuch Casey Stoner zu überholen, das Vorderrad weg. Rossi verklemmte sich zwischen Asphalt, seiner Ducati und der Honda von Stoner. Ein Rennunfall, der so einfach passieren kann. Pech natürlich, wie es die Streckenposten Stoner dankten, dass er Rossi auf half indem er seine Honda vom Italiener zog. Gefühlt 50 Mann versuchten Rossi anzuschieben und ließen Stoner stehen.

Verständlicherweise war der Australier sauer. Aber auch er hat sich beruhigt und als Rossi dann nach dem Rennen als erstes in seine Box kam um sich zu entschuldigen, konnte er schon wieder lächeln und Daumen hoch zeigen. Eine faire Geste - von Beiden. Zum einen die Entschuldigung und zum anderen das sie auch angenommen wurde. Dafür auch von mir: Daumen hoch.

Simoncelli darf Haare behalten

Nun ja, wo macht man mit den Pechvögeln weiter? Irgendwie schien in Jerez der Wurm drin, auch wenn es heute sicher an der Nässe lag. Schon im Qualifying hatte es am Samstag viele Stürze gegeben, damit war klar, dass es im Regen nicht besser werden würde. Ganz besonders ärgerlich war sicher der Crash von Marco Simoncelli, der sich heute nicht nur seinen ersten MotoGP-Sieg hätte holen können, sondern vor allem auch von einigem befreien.

Da sind gleich mehrere Punkte: Erstens hätte er den Druck das erste Rennen in der großen Klasse zu gewinnen abwerfen können. Zweitens wäre die Diskussion um Mindestgewicht verstummt, denn er hätte danach zum Friseur gemusst und wäre sicher um gefühlte 10 Kilogramm leichter geworden. Zum Dritten wäre ihm damit noch ein Druck genommen worden: Der unterm Helm. Schlecht daran wäre nur gewesen, dass in unserer Redaktion sein Spitzname "Die Haare" plötzlich sinnlos geworden wäre.

Wie schon in Donington 2009: Colin Edwards fuhr mit dunklem Visier, um die nassen Stellen nicht zu sehen, Foto: Milagro
Wie schon in Donington 2009: Colin Edwards fuhr mit dunklem Visier, um die nassen Stellen nicht zu sehen, Foto: Milagro

Was gibt es zum Thriller von Jerez noch zu sagen, abgesehen von den weiteren Stürzen von de Puniet, Abraham, Crutchlow, Spies und Edwards noch zu sagen? Ach ja, na klar, einmal mehr, dass Colin Edwards einfach die coolste Sau im Fahrerlager ist. Er war wieder mit einem dunklen Visier im Regen unterwegs wovon er schon mehrfach berichtete: Dann sehe ich die nassen Stellen nicht so. Schade, dass er sich wieder auf Rang drei vor gerobbt hatte und dann eben doch in den Kies musste.

Mit Spannung warte ich auf die Pressemitteilung von Bridgestone, die ihre Reifen ja immer so loben, dass sie in einem großen Fenster von Temperatur und Bedingungen funktionieren. Wenn ich mir aber heute die verschlissenen Schlappen am Ende der 27-Runden-Hatz angeschaut habe, kann davon keine Rede sein. Das beweist aber einfach nur eines: DEN Überreifen gibt es nicht.

Noch was vergessen? Irgendwas war doch noch! Ach stimmt. Jorge Lorenzo hat das Rennen souverän gewonnen. Klar. Deutlich. Kontrolliert. Erwachsen und ruhig. Ohne Hast oder Übermut wie noch in Donington 2009, als er im Regen stürzte. Dumm nur für ihn vielleicht, dass hinter ihm so viel passierte und er daher von den TV-Kameras kaum eingefangen wurde. Das dürfte ihn aber dank 25 Punkten und der WM-Führung kaum stören.