Seit vergangenen Samstag ist es offiziell: Marcel Schrötter und Intact GP gehen 2023 nach sechs gemeinsamen Saisons in der Moto2-Weltmeisterschaft getrennte Wege. Schrötter will in die Superbike-WM wechseln, auch wenn sich dort aktuell noch keine konkrete Chance auftut. Deutschland würde dadurch seinen aktuell einzigen Stammfahrer in der Motorrad-Weltmeisterschaft verlieren.

Ein weiterer Deutscher scharrt aber bereits in den Startlöchern: Lukas Tulovic könnte Schrötters Platz bei Intact GP einnehmen. Der 22-Jährige fährt für das Team aus Memmingen aktuell höchst erfolgreich in der Moto2-EM. In bislang acht Saisonrennen holte Tulovic vier Siege und vier weitere zweite Plätze. Vor den letzten drei Läufen führt er die Gesamtwertung mit 40 Punkten Vorsprung auf den Spanier Alex Escrig an.

"Die Rückkehr in die Moto2-WM ist auf jeden Fall mein großes Ziel", sagt Tulovic, der 2019 mit Kiefer Racing seine bislang einzige Saison in der mittleren Klasse der Weltmeisterschaft bestritten hat, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Mit dem Ausscheiden von Kiefer Racing aus der WM ging auch Tulovics WM-Karriere vorerst zu Ende. Nun arbeitet er an einer Rückkehr. "Deshalb habe ich mich in diesem Jahr voll auf die Moto2-Europameisterschaft konzentriert und bin nicht als Stammfahrer in der MotoE am Start. In der EM läuft es in diesem Jahr auch super und ich hoffe wirklich, dass mir meine Leistungen dort die Tür für die Weltmeisterschaft 2023 öffnen. Intact GP ist natürlich meine bevorzugte Option."

Erste Verhandlungen zwischen Team und Fahrer haben bereits stattgefunden. "Natürlich hat es Gespräche gegeben", verrät Tulovic. "Ich befinde mich gerade in einer elfwöchigen Sommerpause und hoffe, dass sich in dieser Zeit etwas ergibt für das nächste Jahr. Es gibt aber noch kein offizielles Statement, also kann ich da auch noch nicht viel mehr dazu sagen."

In der EM durfte Tulovic bereits vier Saisonsiege feiern, Foto: Intact GP
In der EM durfte Tulovic bereits vier Saisonsiege feiern, Foto: Intact GP

Motorsport-Magazin.com sprach am vergangenen Wochenende in Misano auch mit Teammanager Jürgen Lingg gesprochen und erkundigte sich über die Chancen von Lukas Tulovic. "Lukas hat in der EM 40 Punkte Vorsprung, zweite Plätze waren seine schlechtesten Ergebnisse in dieser Saison und seine Rundenzeiten sind absolut mit denen aus der Weltmeisterschaft vergleichbar. Daher ist er natürlich ein Fahrer, über den wir uns Gedanken machen müssen", so Lingg. "Noch ist nichts entscheiden, aber wir können hoffentlich in den nächsten Wochen unser Fahrerduo für 2023 vorstellen."

Seit der Teamgründung von Intact GP 2013 lag der Fokus stets auf deutschen Fahrern. In der WM hatte man bereits Sandro Cortese, Jonas Folger und Marcel Schrötter unter Vertrag. Auch in der Junioren-WM unterstützt man junge, deutschsprachige Talente. Könnte Tulovics Herkunft also zum Vorteil im Kampf um die Plätze bei Intact GP werden? "Die Förderung des deutschsprachigen Nachwuchses liegt uns natürlich sehr am Herzen. Jeder Fahrer muss aber auch die nötige Performance zeigen", stellt Teammanager Lingg klar. "Der richtige Reisepass alleine reicht nicht aus. Die Nationalität der Fahrer hat für uns nicht Priorität. Wir wollen uns neu aufstellen und wieder bessere Leistungen abliefern. Wenn uns das mit einem Deutschen gelingt, umso besser."