Kiefer Racing wird in der kommenden Saison keinen Startplatz in der Moto2 bekommen und muss sein WM-Engagement damit nach eineinhalb Jahrzehnten beenden. Das bestätigte Teamchef Jochen Kiefer unmittelbar vor dem Rennen in Brünn in der TV-Übertragung von ServusTV.

Wenig später erklärte er gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Die Begründung war, dass sie reduzieren wollen und mit den Ein-Mann-Teams anfangen wollen. Ich habe mich allerdings seit Jahren für ein zweites Motorrad stark gemacht, den Platz aber nie bekommen. Es war daher gar nicht meine Entscheidung, nur mit einem Ein-Mann-Team anzutreten."

Das deutsche Team fällt damit dem angekündigten Rotstift der Dorna zum Opfer, denn die Startaufstellung der Moto2 soll für 2020 schrumpfen. Als Ein-Mann-Team stand Kiefer Racing bereits auf der Kippe, doch am Sachsenring hatte sich Teamchef Jochen Kiefer noch optimistisch gegeben und sogar die Bewerbung um einen zweiten Moto2-Platz angekündigt. "Die Dorna hat mir zwei Plätze in der Moto3 statt in der Moto2 angeboten, aber Lukas auf eine Moto3 zu setzen, ist unmöglich", hatte er am Sachsenring erklärt.

Die Motorrad-WM verliert nun ein zweifaches Weltmeister-Team und einen von nur drei deutschen Rennställen. 2011 war Kiefer mit Stefan Bradl Moto2-Weltmeister geworden, 2015 hatte man als Einsatzteam unter der Flagge von Leopard Racing mit Danny Kent einen weiteren Titel gewonnen.

Jochen Kiefer ist enttäuscht

Kiefer ärgerte sich daher über die Entscheidung: "Es tut mir unendlich weh, dass diese Leistungen nicht gewürdigt werden. Und als deutschem Team, denn so viele gibt es ja nicht in diesem Paddock, tut es uns noch viel mehr weh, dass ich gehen muss. Ich kann es nicht nachvollziehen."

Einen dramatischen Rückschlag erlitt das Team im Oktober 2017, als der damalige Teamchef Stefan Kiefer während des GP-Wochenendes in Sepang verstarb. Auf dem schwierigen deutschen Markt hatte die Truppe aber schon zuvor immer wieder Probleme, potente Sponsoren zu finden.

Mit Lukas Tulovic und seinem Manager Peter Bales kam zwar zuletzt wieder neuer Schwung in die Strukturen, doch nun zieht die Dorna den Stecker. Dabei war die kommende Saison für Tulovic sogar bereits ausfinanziert, wie Bales gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte. Den Moto2-Rookie selbst traf die Meldung wie ein Hammer: "Das ist, als würde ein großer Traum einfach zerplatzen."

Das Aus ist auch für die deutsche Nachwuchsarbeit ein herber Rückschlag, denn Kiefer Racing hatte mehrfach heimische Talente in die WM gebracht - so wie etwa Tulovic. Zumindest dort soll es auf jeden Fall weiter gehen, doch ganz aufgegeben hat Kiefer den Kampf um die seinen Platz in der Motorrad-WM noch nicht:

"Ich habe zur Kenntnis genommen, was mir mitgeteilt wurde. Aber ich habe es noch nicht akzeptiert. Ich arbeite nun dran und vielleicht steht auch Deutschland hinter mir und sagt: Das kann nicht sein, dass Kiefer Racing gehen muss. Ich nenne jetzt zwar keine Namen, aber wenn man hier durch das Fahrerlager schaut, dann haben es andere Teams eher verdient zu gehen als wir. Das ist meine Meinung, aber ich sehe ja nicht durch die spanische Brille."