Schon in der ersten Runde hatte sich im Hinterfeld ein böse aussehender Massencrash ereignet, bei dem die Sturzopfer glücklicherweise glimpflich davon kamen. Die Situation war nicht nur für die Beteiligten, sondern auch für die Piloten der Spitzengruppe eine böse Überraschung, die wieder an die Box dirigiert wurden und sich ein zweites Mal auf den Start konzentrieren mussten. Tom Lüthi kam beide Male gut von der Linie weg. Nach dem ersten, programmgemäß verlaufenen Start zunächst hinter Esteve Rabat und Pol Espargaro, rückte er unmittelbar bevor die roten Flaggen geschwenkt wurden an die zweite Stelle vor.

Beim zweiten Start des nunmehr auf zwölf Runden verkürzten Rennens lag Lüthi in der ersten Kurve Kopf an Kopf mit dem Trainingsschnellsten Rabat, war aber auf der ungünstigeren Außenspur und musste sich deshalb abermals als Dritter einreihen. Zunächst sichtlich schneller als Espargaro, griff er den Spanier in der vierten Runde an und zog am Ende der Geraden vorbei. Kurz darauf unterlief Espargaro ein kleiner Fehler, bei dem er einige Meter verlor und Lüthi etwas Platz verschaffte. Im Finale zog der um den WM-Titel kämpfende Spanier allerdings noch einmal alle Register, bremste sich zwei Runden vor Schluss wieder an dem mit zunehmenden Rutschern kämpfenden Lüthi vorbei und feierte gemeinsam mit Rabat einen Doppelsieg für sein spanisches Team.

"Mir war klar, dass Tito Rabat versuchen würde, schnell wegzukommen und davonzufahren, und das ist ihm dann auch gelungen. Der erste Start war eigentlich besser, denn kurz vor Ende der ersten Runde hatte ich Pol Espargaro schon überholt und war vorbei, dann kamen die roten Flaggen raus. Wir fuhren zur Box und wiederholten das Ganze. Ich wusste, es wird hart, aber ich habe gesehen, dass ich am Anfang etwas schneller fahren kann als Espargaro, vor allem beim Einbiegen in die Kurve. Das hat mich motiviert. Ich hatte im Gegensatz zu den beiden Spaniern die weichere Reifenmischung fürs Hinterrad gewählt und dachte, ich könne damit am Anfang vielleicht mehr pushen und einen Vorteil herausfahren. Es war die Wahl, die nach alldem, was wir im Training herausgefunden haben, für mich die richtige war. Doch leider ist mir diese Mischung am Ende zum Verhängnis geworden. Ich hatte einfach nicht mehr den Grip, die Traktion, sondern gewaltige Slides. Das war schön für die Bilder, aber nicht für den Speed", blickte Lüthi auf das turbulente Rennen zurück.

Im Team Interwetten Paddock war jedenfalls Jubel angesagt: Lüthi hatte sich mit dem vierten Top-Resultat des Jahres auf den achten WM-Rang verbessert und sieht den letzten drei Rennen der Saison nun mit besonderer Zuversicht entgegen. "Es war ein Super-Rennen. Auch wenn es nicht für den zweiten Platz gereicht hat, habe ich das Beste daraus gemacht, und das ist für mich das Wichtigste. Ich habe alles herausgeholt und bin auf dem Podium. Dieses Ergebnis ist angesichts des Entwicklungsrückstandes, den wir wegen meiner langen Verletzungspause haben, ein positives Zeichen für die nächste Saison!", meinte der Schweizer.