WEC- und Formel-E-Weltmeister jeweils mit deutscher Fahrer-Beteiligung und mehrfache Meisterschaftsgewinne in der US-Sportwagenserie IMSA inklusive des Prestige-Sieges bei den 24 Stunden von Daytona: Porsche kann auf ein höchst erfolgreiches Motorsport-Jahr 2024 zurückblicken.

Besonders der Prototyp 963 des Autobauers aus Zuffenhausen hat nach dem schwierigen Einstand 2023 zu einem Meisterstück gemausert, das wir in der kommenden, 100. Print-Ausgabe des Motorsport-Magazin zum Rennwagen des Jahres küren. Und auch Pascal Wehrleins erster WM-Titelgewinn in der Formel E im bereits fünften Jahr des Werksprojekts kam zur rechten Zeit für Porsche.

Porsche-CEO Oliver Blume: "Konnten Rückenwind gut gebrauchen"

Der Motorsport ist in der DNA von Porsche fest verankert, doch die aktuelle Automobil-Krise in Deutschland stellt vieles auf den Prüfstand. Selbst bei den Zuffenhausenern, die in den ersten neun Monaten des Jahres zwar stattliche 4,04 Milliarden Euro Gewinn weltweit verzeichnet haben, ihren Aktionären gleichzeitig aber einen Rückgang von 26,7 Prozent im operativen Ergebnis mitteilen mussten.

"Wir blicken auf eines der erfolgreichsten Motorsport-Jahre in der Geschichte unserer Marke zurück. Das hat uns in einer Zeit Rückenwind gegeben, in der wir ihn gut gebrauchen können", sagte Porsche-CEO Oliver Blume, der gleichzeitig die Krise des Mutterkonzerns Volkswagen in den Griff kriegen muss, am Wochenende während der 'Night of Champions' vor rund 400 geladenen Gästen. "2024 war ein enorm herausforderndes Jahr für die Automobilindustrie - auch für uns bei Porsche."

Motorsport, Porsche, Night of Champions, Oliver Blume
Porsche- und VW-CEO Oliver Blume bei der Night of Champions, Foto: Porsche AG

Porsche-Entwicklungschef Steiner: "2025 wird ein sehr herausforderndes Jahr"

Dass das Geld selbst bei den Porscheanern nicht mehr ganz so locker sitzt, zeigt allein die Tatsache, dass der teure Einsatz eines dritten 963 - dem Sieger-Auto aus der IMSA - bei den 24 Stunden von Le Mans 2025 noch durch den Vorstand gewunken werden muss. In früheren Zeiten wäre das nur ein formeller Akt gewesen, doch die haben sich geändert: Heute sieht sich auch Porsche mit dem äußerst schwierigen Markt in China konfrontiert, der allen deutschen Premium-Autobauern arges Kopfzerbrechen beschwert.

"2025 wird ein sehr herausforderndes Jahr - im Motorsport und für die Marke", kündigte Porsche-Entwicklungschef Michael Steiner auf der Feier im Entwicklungszentrum Weissach an und fügte hinzu: "Wir haben alle gemeinsam die bestehenden Motorsport-Engagements auf den Prüfstand gestellt und sind gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass wir den eingeschlagenen Weg fortsetzen werden. In der IMSA, WEC und Formel E sind unsere Werksteams bereit, ihre Titel zu verteidigen und noch unerreichte Ziele anzugehen."

Motorsport, Porsche, Night of Champions, Laudenbach, Steiner
Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach und Porsches Entwicklungs-Vorstand Michael Steiner, Foto: Porsche AG

Porsche-Fahrerkader 2025: Wer kommt, wer geht?

Für die angestrebten Ziele - dazu zählt allen voran der noch ausstehende 20. Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans, wie Teampartner Roger Penske bei der Night of Champions betonte - braucht es ausreichend Personal. 34 Werks- und Vertrags-Fahrer stehen für 2025 auf der Gehaltsliste, um Porsche ein weiteres erfolgreiches Jahr in unterschiedlichen Kategorien zu bescheren.

Nicht mehr mit an Bord sind der amtierende WEC-Weltmeister Andre Lotterer (ist zu WEC-Bald-Einsteiger Genesis gewechselt), Frederic Makowiecki (startet 2025 für Alpine in der WEC), Langstrecken-Veteran Gianmaria Bruni sowie der US-Amerikaner Dane Cameron. Mit dem früheren Porsche-Junior Julien Andlauer und dem zweifachen DTM-Vizemeister Nico Müller rücken zwei Neuzugänge in den Werkskader. Neu dabei ist auch Müllers früherer Audi-Weggefährte Ricardo Feller, der ebenso den Status des Vertrags-Fahrers erhält wie die Dänin Michelle Gatting.

Gatting und ihre Teamkolleginnen Rahel Frey sowie Celia Martin gehen 2025 für Manthey in der WEC an den Start. Die 'Iron Dames' aus dem Förderprogramm von Iron Lynx sind von Lamborghini auf den Porsche 911 GT3 R gewechselt, mit dem ein großes internationales Rennprogramm bevorsteht. Zudem hat Porsche um Motorsportchef Thomas Laudenbach mit dem 19-jährigen Osnabrücker Theo Oeverhaus einen neuen Junior-Fahrer vorgestellt.

Motorsport, Porsche, Night of Champions
Großer Andrang bei der Night of Champions in Weissach, Foto: Porsche AG

WEC und IMSA: Porsche mischt Fahrerkader ordentlich durch

In der WEC hat Porsche die Fahrer auf den beiden Penske-Werksautos für 2025 ordentlich durchgemischt. Nach den Abgängen von Lotterer und Makowiecki teilen sich bei den meisten Rennen nur noch zwei Fahrer ein Auto. Dadurch erhofft sich Porsche einen strategischen Vorteil bei den 6-Stunden-Rennen. Die Weltmeister Kevin Estre und Laurens Vanthoor bleiben auf dem #6 Porsche vereint und werden bei den längeren Rennen durch Matt Campbell unterstützt. Auf dem Auto mit der Startnummer #5 wechseln sich Michael Christensen und 'Neuzugang' Julien Andlauer (2024 im Proton-Kundenporsche) ab und werden bei ausgewählten Rennen durch Mathieu Jaminet ergänzt.

In der IMSA folgt Nick Tandy auf Dane Cameron an der Seite von Felipe Nasr im #7 Porsche, der die Meisterschaft gewonnen hat. Vize-Meister Mathieu Jaminet erhält mit Matt Campbell seinen Teamkollegen von 2023 für die US-Rennen. Die beiden Crews bekommen bei den langen Rennen wie in Daytona oder Sebring Unterstützung durch Estre und Vanthoor. Zwischen der WEC und der IMSA kommt es 2025 zu keinen Terminüberschneidungen, sodass einigen Fahrern ein geschäftiges LMDh-Programm bevorsteht.

WEC, Bahrain, #6, Porsche-Penske, Estre, Lotterer, Laurens Vanthoor
Die WEC-Weltmeister Laurens Vanthoor, Andre Lotterer und Kevin Estre, Foto: DPPI/WEC

Formel E: Vier Porsche-Fahrer in drei Porsche-Teams

In der Formel E setzt das Porsche-Werksteam auf seine bewährten Kräfte namens Pascal Wehrlein und Antonio Felix da Costa. Die Saison hat bereits am vergangenen Wochenende in Sao Paulo begonnen. Während Felix da Costa auf den zweiten Platz fuhr, erlitt Weltmeister Wehrlein nach seiner Pole Position einen schweren Unfall im Rennen. Der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer musste ins Krankenhaus geliefert werden, ist inzwischen aber wohlbehalten heimgekehrt.

Neuzugang Nico Müller startet in dieser Saison für das Porsche-Kundenteam Andretti an der Seite von Ex-Weltmeister Jake Dennis. Mit Kiro Race Co - einst als NIO und zuletzt als ERT bekannt - beliefern die Porscheaner erstmals ein zweites Kundenteam mit Antriebssträngen, in diesem Fall allerdings aus der Vorsaison. Porsche-Vertragsfahrer David Beckmann hat bei Kiro ein Stammcockpit ergattert und den Aufstieg vom Test- und Ersatzpilot geschafft.

Formel E, Sao Paulo, Wehrlein, Porsche
Porsches Formel-E-Weltmeister Pascal Wehrlein, Foto: LAT Images

GT-Sport: Neues Porsche-Team in der DTM

In der DTM konnte Manthey nicht an den Titel-Triumph aus der Saison 2023 anknüpfen. Laut Porsche-Angaben arbeite der Rennstall aus Meuspath derzeit daran, sein Engagement fortzuführen. Mit Thomas Preining (Werksfahrer) und Ayhancan Güven (Vertrags-Fahrer) stehen die beiden Einsatzfahrer aus der abgelaufenen Saison weiter im Porsche-Kader. Mit Allied Racing geht 2025 ein neues Porsche-Kundenteam in der DTM an den Start, die Vertrags-Fahrer Ricardo Feller und Bastian Buus (Supercup-Champion 2023) sitzen am Steuer der beiden Neunelfer.

In der WEC hat Manthey die Fortsetzung seines GT-Programmes bereits bestätigt - mit großen Änderungen: Das Damen-Trio Michelle Gatting/Rahel Frey/Celia Martin ist neu an Bord beim Team, das sowohl die Fahrer- als auch die Team-Meisterschaft in der Langstrecken-WM gewonnen hat. Die Iron Dames folgen bei Manthey auf das Champions-Trio Klaus Bachler/Joel Sturm/Alex Malykhin. Auf dem Schwester-Auto ist bislang nur der amtierende Le-Mans-Klassensieger Richard Lietz bestätigt worden.

Der Österreicher Vertrags-Fahrer Bachler wechselt unterdessen in die IMSA und schließt sich dem Team AO Racing an. Dort trifft er auf Laurin Heinrich, der 2024 die GTD-Pro-Meisterschaft im berüchtigten 'Rexy'-Porsche 911 GT3 R gewann.

Porsche-Fahrerkader 2025

FahrerStatus
Julien Andlauer Werksfahrer
Matt Campbell Werksfahrer
Michael Christensen Werksfahrer
Romain Dumas Werksfahrer
Kévin Estre Werksfahrer
António Félix da Costa Werksfahrer
Mathieu Jaminet Werksfahrer
Richard Lietz Werksfahrer
Nico Müller Werksfahrer
Felipe Nasr Werksfahrer
Thomas Preining Werksfahrer
Nick Tandy Werksfahrer
Laurens Vanthoor Werksfahrer
Pascal Wehrlein Werksfahrer
Klaus Bachler Vertragsfahrer
David Beckmann Vertragsfahrer
Bastian Buus Vertragsfahrer
Jaxon Evans Vertragsfahrer
Ricardo Feller Vertragsfahrer
Michelle Gatting Vertragsfahrer
Ayhancan Güven Vertragsfahrer
Laurin Heinrich Vertragsfahrer
Wolf Henzler Vertragsfahrer
Marco Holzer Vertragsfahrer
Gabriela Jilkova Vertragsfahrer
Lars Kern Vertragsfahrer
Nico Menzel Vertragsfahrer
Sven Müller Vertragsfahrer
Patric Niederhauser Vertragsfahrer
Alessio Picariello Vertragsfahrer
Patrick Pilet Vertragsfahrer
Marco Seefried Vertragsfahrer
Theo Oeverhaus Juniorfahrer
Alessandro GhirettiJuniorfahrer