Das Acura-Erfolgsteam Meyer Shank Racing wird 2024 nicht mehr in der US-amerikanischen Sportwagenmeisterschaft IMSA antreten. Beim bevorstehenden Saisonfinale in Road Atlanta (11.-14. Oktober) bestreitet der Rennstall sein 351. und vorerst letztes IMSA-Rennen seit 2004.

Nächstes Jahr will sich die Mannschaft von Mike Shank and Jim Meyer nur auf die IndyCar-Serie fokussieren, wo MSR mit Felix Rosenqvist sowie Tom Blomqvist zwei Autos einsetzt und bei den 500 Meilen von Indianapolis einen dritten Boliden für den vierfachen Indy-500-Sieger Helio Castroneves ins Feld führt.

MSR: Acura-Aus nach Daytona-Skandal

Während Meyer Shank Racing in der IndyCar seine Partnerschaft mit dem japanischen Autobauer Honda fortsetzt, endet das Kapitel mit US-Ableger Acura in der IMSA-Serie. Gründe für das Aus führte MSR nicht an, doch die werden seit Monaten diskutiert und liegen auf der Hand: Seit dem Betrugs-Skandal bei den 24 Stunden von Daytona im Januar 2023 ist das Verhältnis zwischen dem Hersteller und dem Einsatzteam zerrüttet.

Meyer Shank Racing wurde nach dem prestigeträchtigen Sieg in Daytona beim Debüt des Acura-LMDh eine Manipulation der Reifendrücke nachgewiesen. Das Team durfte den Sieg zwar behalten, kassierte jedoch eine Flut an weiteren Strafen: Verlust von 200 Team- und Fahrer-Punkten in der IMSA-Meisterschaft, Verlust aller Team- und Fahrer-Punkte im Michelin Endurance Cup, Verlust des Rennpreisgeldes, 50.000 US-Dollar Geldstrafe, dazu eine zeitweise (Teambesitzer Mike Shank) sowie eine vollständige (Teamingenieur Ryan McCarthy) Suspendierung.

Honda/Acura meldet MSR-Betrug bei IMSA

Ganz entscheidend in diesem skandalösen Fall: Ausgerechnet Fahrzeug-Partner Honda Performance Development (HPD) hatte den Betrug nach einer eingehenden Analyse an die IMSA gemeldet. Damit war das Tischtuch zwischen den beiden Partnern praktisch zerschnitten, wenngleich Meyer Shank Racing die Saison mit seinem Acura fortsetzen durfte und einen weiteren Sieg einfuhr.

Das Verhältnis zu Wayne Taylor Racing, dem zweiten Acura-Einsatzteam in der IMSA, war ähnlich belastet: WTR-Chef Wayne Taylor ärgerte sich nach Daytona, nicht einmal eine Entschuldigung von MSR erhalten zu haben. Wayne Taylor Racing plant 2024 nach dem MSR-Aus einen zweiten LMDh-Acura in der US-Sportwagenmeisterschaft einzusetzen.

MSR-Acura gewann 2023 erneut die 24 Stunden von Daytona, Foto: LAT Images
MSR-Acura gewann 2023 erneut die 24 Stunden von Daytona, Foto: LAT Images

IMSA: Meyer Shank Racing findet keinen neuen Hersteller

Der IMSA-Bruch zwischen Acura und Meyer Shank Racing dürfte seit einer ganzen Weile intern festgestanden haben. Das seit Jahren erfolgreiche Team soll sich im Fahrerlager nach einem anderen Hersteller für eine Fortsetzung in der GTP-Topklasse (LMDh) umgeschaut haben, ist für 2024 aber offenbar nicht fündig geworden. Die Markenkonkurrenz von BMW, Porsche und Cadillac hielt sich nach dem Daytona-Skandal in der Öffentlichkeit vornehm zurück - schließlich ist es das erste Jahr für die LMDh-Klasse - doch die Ablehnung einer Zusammenarbeit spricht für sich.

Meyer Shank Racing betont, das IMSA-Einsatzteam halten zu wollen, und plant eine Rückkehr für die Zukunft. An Erfolg mangelte es in den vergangenen Jahren nicht: MSR gewann mit einem Acura-DPi (LMDh-Vorgänger) die IMSA-Meisterschaft 2019, 2020 sowie 2022. In den Jahren 2012, 2022 und 2023 siegte das Team beim Saisonhighlight, den 24 Stunden von Daytona. Erfolge bei den Langstrecken-Klassikern Petit Le Mans (2016, 2022) sowie Watkins Glen (2017, 2019) runden die Erfolgsbilanz ab.

"Die Entscheidung, ein Jahr lang eine Pause von der IMSA einzulegen, war keineswegs einfach", sagte Mike Shank in einem Statement. "Unsere Leute leben und atmen dieses Team und haben den Großteil ihres Lebens dem Arbeiten an diesen Autos und dem Reisen zu Rennen gewidmet - und viele von ihnen sind seit fast 20 Jahren bei uns. Für Jim (Meyer) und mich lag der Hauptfokus darauf, unsere Leute zu unterstützen und sicherzustellen, dass es ihnen allen gut geht, was uns gelungen ist."