Besuchte man am Wochenende den Double-Header der Formel E in Berlin, kam man um Cupra nicht herum. Das begann schon bei der Ankunft am Flughafen in der deutschen Hauptstadt, wo großflächige, prominent platzierte Werbebanner mit darauf abgebildeten Gen3-Wagen von Abt-Cupra die Blicke der Passagiere auf sich zogen. Ein Hersteller, der mit einem Rennauto für seine Marke wirbt? Ein Anblick, der gerade hierzulande immer seltener wird...

Ihren Höhepunkt erreichte die große Cupra-Show am Freitagabend mit der Weltpremiere des neuen, bis zu 250 kW (340 PS) starken Serienmodells Tavascan, dem ersten vollelektrischen SUV-Coupe der Seat-Tochter aus dem VW-Konzern. Der Ort, an dem die Hüllen fielen? Spektakulär! Cupra hatte einen der Hangars auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof gemietet, direkt neben der Rennstrecke. Einen derartigen Hersteller-Aufschlag hat die Elektro-Rennserie auch zu Zeiten von Audi, BMW oder Mercedes-Benz nicht erlebt.

Das Cupra-Team um CEO Wayne Griffiths bei der Weltpremiere des Tavascan, Foto: Cupra
Das Cupra-Team um CEO Wayne Griffiths bei der Weltpremiere des Tavascan, Foto: Cupra

1.500 Gäste kommen - Hollywood-Star Daniel Brühl bleibt

1.500 geladene Gäste lauschten am Abend bei der kostspieligen Präsentation - angeblich mehrere Millionen Euro teuer - den Worten von Cupra-CEO Wayne Griffiths, der nach seinen Audi-Zeiten zu den größten Marketing-Gurus im Automobilsektor zählt. Bei diesem Aufwand durften natürlich auch die Promis nicht fehlen: Hollywood-Star und Markenbotschafter Daniel Brühl, die Schauspielkollegen Tom Beck und Ken Duken oder die aus dem Fernsehen bekannte Tänzerin Nikeata Thompson sorgten für den nötigen Glamour.

Brühl, den Fans aus Hollywood-Filmen wie 'Rush - Alles für den Sieg' in der Rolle des Niki Lauda oder dem Oscar-prämierten Kriegsdrama 'Im Westen nichts Neues' kennen, blieb übrigens in Berlin, um sich die Rennen der Formel E auf dem Rollfeld des stillgelegten Flugplatzes anzuschauen. Nach seinem Besuch beim Ex-Fahrer und TV-Experten Daniel Abt dürfte der in Spanien geborene Brühl sich genauso über die spektakuläre Doppel-Pole von Abt-Cupra gefreut haben wie die 14.000 Zuschauer entlang der Strecke.

Traditionsstall Abt Sportsline kann sich ohnehin glücklich schätzen, mit Cupra einen prominenten und zahlungskräftigen Partner an der Seite zu haben. Das zeigen die Kemptener mit dem neuen Namens-Sponsoring in der Formel E sowie dem gemeinsamen Engagement in der Offroad-Serie Extreme E. Auch für die Verantwortlichen der Formel E ist Cupra ein echter Glücksgriff, schließlich schauen Hollywood-Stars nicht alle Tage vorbei. Neben Daniel Brühl konnte die Elektro-WM in Berlin Finanzminister Christian Lindner - "privat" vor Ort - oder den früheren Bayern-Star Giovane Elber aufbieten.

Cupra-CEO Wayne Griffiths mit Schauspieler Daniel Brühl bei der Formel E in Berlin, Foto: LAT Images
Cupra-CEO Wayne Griffiths mit Schauspieler Daniel Brühl bei der Formel E in Berlin, Foto: LAT Images

Cupra punktet bei Motorsport-Fans

Was die Marke Cupra für Motorsport-Fans besonders sympathisch machen dürfte, sind nicht zwingend die Promis, sondern der direkte Bezug zum Racing. Bei der Tavascan-Weltpremiere tummelten sich unter den Gästen neben Markengesicht Daniel Abt und Abt-Manager Harry Unflath auch der frühere DTM-Pilot und amtierende ETCR-Champion Adrien Tambay (mit EKS-Cupra), die Rennfahrerin Klara Andersson, Jordi Gene oder Sebastian Stahl, der Stiefbruder des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher, einst als 'Schumi 3' bezeichnet und Meister der Seat Leon Supercopa 2004.

Dass die erst seit fünf Jahren bestehende Seat-Tochter Cupra den Motorsport aggressiv als Marketing-Plattform nutzt, ist kein Zufall. Der Name stammt von den bereits in den 1990ern von Seat angebotenen Markenpokal-Rennwagen ab, zu englisch 'Cup Racer', bei Seat kurz als 'Cupra' genannt, die unter anderem in der Seat Supercopa-Meisterschaft fuhren.

Beim Cupra-Event in Berlin: Die Ex-Rennfahrer Sebastian Stahl und Daniel Abt, Foto: Cupra
Beim Cupra-Event in Berlin: Die Ex-Rennfahrer Sebastian Stahl und Daniel Abt, Foto: Cupra

Cupra-COO Schuwirth: "Der Motorsport steckt im Markennamen"

Dass der Motorsport auch heute noch 'sexy' sein kann für potenzielle Autokäufer, hat Cupra nachweislich eindrucksvoll bewiesen: Seit der Einführung der jungen Marke wurden mehr als 300.000 Fahrzeuge verkauft, womit Cupra laut CEO Griffith die am schnellsten wachsende Marke in Europa ist. Zudem habe Cupra im ersten Quartal 2023 mit über 46.000 Verkäufen einen Rekord erzielt.

"Cupra kommt von Cup Racing, der Motorsport steckt also schon im Markennamen drin", sagte Cupra-COO Sven Schuwirth während einer Medienrunde auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Und wenn eine Marke von sich selbst behauptet, emotional und sportlich positioniert zu sein, im Motorsport aber nicht aktiv ist, dann wird es irgendwann unglaubwürdig. Außerdem übertragen wir viele Erfahrungen aus dem Motorsport in die Entwicklung unserer Serienfahrzeuge. Wir integrieren aktive oder auch ehemalige Rennfahrer in die Auslegung unserer Fahrzeuge, etwa bei der Lenkung, der Steuerung und der gesamten Fahrzeugabstimmung."

Der frühere Audi-Manager machte kein Geheimnis daraus, dass Cupra den Motorsport auch als Marketing-Plattform nutzt. In der DTM stellt Cupra etwa die Safety Cars. Ganz besonders aber den elektrischen, schließlich strebt die Marke bis 2030 ein vollelektrisches Serienportfolio an. Dass die Spanier gleichzeitig Rennwagen bauen können, zeigten etwa die Meisterschaftsgewinne 2021 (Mattias Ekström) und 2022 (Adrien Tambay) mit dem Cupra e-Racer im jüngst eingestellten, elektrischen TCR-Tourenwagenweltcup.

Cupra-Motor für die Formel E? "Lassen Sie sich überraschen"

In der Formel E engagiert sich Cupra derzeit nur als Namenssponsor. Wäre es denkbar, in Zukunft einen eigenen Antriebsstrang für die Elektro-Weltmeisterschaft zu entwickeln? So handhabte es Abt Sportsline in den Anfangsjahren schließlich schon mit Partner Schaeffler, bevor Audi werksseitig ab 2018 das Ruder übernahm.

"Wir haben jetzt schon einen Erfahrungstransfer. Unsere RnD-Abteilung um Werner Tietz (Vorstand Forschung und Entwicklung bei Seat; d. Red.) ist involviert und wir werden das Thema ausbauen", hielt sich Chief Operating Officer Sven Schuwirth bedeckt. "Wie weit - lassen Sie sich überraschen! Wir sind gerade erst in die Formel E eingestiegen. Das ist jetzt eine Lernphase, dann schauen wir weiter."

Aus technischer Sicht dürfte es für Cupra keine unüberwindbare Hürde darstellen, einen Antriebsstrang für die Formel E zu entwickeln. Im Vergleich zu den Pionierjahren ist die Herausforderung jedoch ungleich größer geworden. Hersteller wie Porsche, Jaguar, Nissan oder DS Automobiles haben inzwischen ein Top-Level erreicht und viel Entwicklungszeit bzw. Budget investiert, um den WM-Titel angreifen zu können.

Abt-CEO Biermaier: "Arbeiten an schöner Zukunft mit Cupra"

Cupras aktueller Partner Abt Sportsline ist als Mahindra-Kundenteam in die Formel E zurückgekehrt, die aktuelle Zusammenarbeit soll bis mindestens Ende der Saison 2024 datiert sein. Abt-CEO und Teamchef Thomas Biermaier wollte sich mit Blick auf die langfristige Zukunft noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: "Wir müssen erst wieder nach vorne kommen, bevor wir uns Gedanken darüber machen, wieder ein eigener Hersteller zu werden oder auf Kundenbasis weiterzumachen. Die Formel E hat sich sehr stark weiterentwickelt. Heute als privates Team ein Hersteller zu sein, ist nicht einfach."

Zur Zusammenarbeit mit Cupra sagte Biermaier: "Die Plattform der Formel E gefällt Cupra sehr gut. Die bisherigen Ergebnisse gefallen weder Cupra noch Abt. Wir müssen daran arbeiten, eine schöne gemeinsame Zukunft mit Cupra in der Formel E zu haben." Bis zum Berlin-Heimspiel hatten die Äbte keinen einzigen WM-Punkt erzielt. Die sensationelle Doppel-Pole bei den passenden Umständen im Regen und Nico Müllers neunter Platz haben die erfolgsverwöhnte Truppe aufatmen lassen. Ein Erfolg, der bei der großen Cupra-Show in Berlin nicht passender hätte kommen können.