Formel E: Dennis-Wut nach Crash: Blödmann vergisst zu bremsen!

Bei WM-Anwärter Jake Dennis (Andretti) saß der Frust nach dem Formel-E-Rennen in Sao Paulo tief. In Brasilien fiel das Andretti-Ass nach einer unverschuldeten Kollision vorzeitig aus. Die dritte Nullrunde in Folge im sechsten Rennen des Jahres - und trotzdem liegt Dennis in der Gesamtwertung weiter auf dem zweiten Platz hinter Pascal Wehrlein (Porsche), der als Spitzenreiter zum Doppelrennen nach Berlin (22.-22.04.2023) reist.

In Sao Paulo kollidierte Dennis' von einem Porsche-Motor angetriebener Andretti ausgerechnet mit Titelrivale Wehrlein, der im Gegensatz zu ihm selbst die Fahrt fortsetzen und das Rennen auf dem siebten Platz beenden konnte. Dennis' Ärger richtete sich aber nicht gegen den Porsche-Werksfahrer, sondern gegen Landsmann Dan Ticktum (NIO 333), der die Kollision zur Rennmitte ausgelöst hatte.

Der NIO-Youngster stürmte von Platz 14 über die Innenseite auf dem Weg zur Turn-3-Haarnadelkurve nach vorne und traf am Scheitelpunkt den Elftplatzierten Dennis, der machtlos ins Heck von Vordermann Wehrlein geschoben wurde. Die Rennleitung machte Ticktum als Schuldigen aus und brummte ihm eine nachträgliche und zu vernachlässigende 15-Sekunden-Zeitstrafe auf, die ihn vom 14. auf den 17. Platz im Ergebnis zurückwarf.

"Ich fahre nur mein eigenes Rennen, und dann vergisst irgendein Blödmann 100 Meter hinter mir einfach zu bremsen und knallt in mich rein", wurde Dennis später auf der Formel-E-Webseite zitiert. "Das ist typisch! Ich weiß nicht, was ich noch tun kann, und ich weiß nicht, was er sich dabei dachte."

Ticktum-Sorry: Das Auto stoppte einfach nicht

Ticktum entschuldigte sich für den Crash und führte ihn auf den rutschigen Asphalt neben der Ideallinie zurück: "Das Auto stoppte einfach nicht auf diesem Belag, der vor dem Wochenende aufgelegt worden ist. Wenn ein bisschen Gummi drauf ist, ist es okay, aber wenn du von der Linie abkommst... Ich habe sogar noch früher gebremst als das Auto, das ich überholen wollte, aber es stoppte einfach nicht."

Tatsächlich ein häufiger anzutreffendes Phänomen mit den neuen Gen3-Autos, die auf eine hydraulische Bremse an der Hinterachse verzichten. Die Verzögerung erfolgt stattdessen vorrangig über die Energie-Rückgewinnung des Elektro-Motors in Verbindung mit einem Brake-by-Wire-System. Das kann knifflig werden, wenn die Software eingreift, um das Blockieren der Räder zu verhindern, dann aber nicht ausreichend abbremst.

Ticktum: "So etwas habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt. Es stoppte einfach nicht. Ich war quasi direkt neben der Mauer und dachte, dass ich ein bisschen früher bremse. Das habe ich gemacht, aber es ist nichts passiert. Dann habe ich versucht, stärker zu bremsen. Das macht es manchmal noch schlimmer, abhängig von den Systemen und dem Kram im Auto. Ich konnte einfach nicht verzögern."

Dennis schimpft: "Er ist in seiner eigenen kleinen Welt"

Für den von Ausfällen gebeutelten Dennis aber zunächst alles egal. Der Teamkollege von Andre Lotterer schäumte: "Ich habe die Onboard-Aufnahmen gesehen. Er ist in seiner eigenen kleinen Welt. Ich bin ziemlich genervt von Dan. Ich weiß nicht, was das für eine Situation war. Er vergaß einfach zu bremsen und rammte in mich rein. Das schmerzt. All die Arbeit hinter den Kulissen, einfach nur, damit so ein Typ vergisst zu bremsen. Das ist lächerlich!"

Schon beim Indien-Rennen in Hyderabad fiel Dennis einer unverschuldeten Kollision zum Opfer, in diesem Fall mit Rene Rast (McLaren). Der dreifache DTM-Champion hatte sich beim Restart nach einer Safety-Car-Phase auf den optimistisch heranstürmenden Hintermann Oliver Rowland (Mahindra) konzentriert und dabei den vorrausfahrenden Andretti von Dennis abgeschossen. "Es gibt immer wieder Fahrer, die in solchen Situationen unnötige Risiken eingehen. Und das sind immer die gleichen Fahrer", meinte Rast, der für den Crash eine 3-Platz-Gridstrafe kassierte.

Formel E 2023: Jake Dennis' Bilanz

Dennis "emotional und genervt von der ganzen Situation"

Nach der Hyderabad-Klatsche folgte für Dennis die nächste Pleite auf dem Fuß, als er beim anschließenden Rennen in Kapstadt wegen zu geringer Mindestluftdrücke in seinen Hankook-Reifen bestraft wurde und das Rennen nur auf P13 beendete. Gleichzeitig konnte er nicht an seine starken Qualifying-Leistungen aus den ersten drei ePrixs anknüpfen und musste die Rennen außerhalb der Top-10 in Angriff nehmen.

Trotz der Rückschläge wollte Dennis die Flinte noch längst nicht ins Korn werfen, schließlich stehen noch zehn weitere Rennen auf dem Plan: "Wir können die Meisterschaft immer noch gewinnen. Es ist halt einfach frustrierend. Aktuell bin ich emotional und genervt von der ganzen Situation. Das war erst das sechste Rennen, es ist also noch ein langer Weg. Aber wir haben wahrscheinlich schon 40 Punkte weggeworfen. Das ist nicht gut genug."

Formel E: Ergebnis Sao Paulo ePrix 2023