Pascal Wehrlein ist nach seinem Unfall während des 1. Freien Trainings zum Hyderabad ePrix vorsichtshalber in ein Krankenhaus eingeliefert worden, um durchgecheckt zu werden. Dem Porsche-Fahrer gehe es nach dem heftigen Einschlag nur zwei Minuten Beginn der Session am Freitag gut, teilte sein Team in einer ersten Stellungnahme mit. Der Meisterschaftsführende der Formel E konnte sein Auto nach dem Crash aus eigener Kraft verlassen und zunächst in die Teamgarage zurückkehren.

"Pascal geht es gut, er ist aber zu einigen Vorsorgeuntersuchungen ins Krankenhaus eingeliefert worden", teilte Porsche mit. "Seine Nummer 94 steht jetzt wieder in der Garage und wir schauen uns die Daten an, um herauszufinden, was passiert ist, und um das Auto reparieren zu können."

Den Ingenieuren des Porsche-Werksteams dürfte ein langer Abend inmitten der indischen Millionenmetropole bevorstehen, um die Gründe für Wehrleins Unfall zu analysieren und das Problem bestenfalls zu lösen. Die Spezialisten mussten bis zur Rückkehr des Autos nach dem Trainingsende warten, um die Daten abrufen zu können - dabei hatte die Session ohnehin schon mit einer 50-minütigen Verzögerung erst um 17:15 Uhr Ortszeit begonnen.

Der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer hatte wenige Minuten nach dem Trainingsauftakt bei hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über seinen Porsche verloren, sich in Kurve 18 mehrfach gedreht und war mit der Frontpartie in die Streckenbegrenzung eingeschlagen. "Das Gaspedal steckte fest", meldete Wehrlein via Teamfunk in einer ersten Reaktion an den Kommandostand in der Garage.

Porsche-Gesamtprojektleiter Florian Modlinger wollte kurz nach dem Vorfall verständlicherweise keine Spekulationen über mögliche Gründe anstellen. Wehrleins kurze Ersteinschätzung sei "zu simpel, weil es genau in der Kurve ist, wo er nur Gas geben und versuchen würde, zu beschleunigen, um einen guten Ausgang zu erwischen", wie Modlinger gegenüber The Race mitteilte.

Die Entscheidung, nach der Wiederaufnahme des Trainings in Folge der von Wehrlein ausgelösten Rotphase sämtliche Porsche-Wagen - den von Werksfahrer Antonio Felix da Costa sowie die beiden Kunden-Andretti von Jake Dennis und Andre Lotterer - in der Box zu halten, sei zu 100 Prozent eine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Kein Auto mit einem Porsche-Antrieb, der drei Doppelsiege in den ersten drei Rennen erzielte, setzte im 30-minütigen Training eine Rundenzeit.

Modlinger: "Wenn man einen solchen Unfall sieht und der Fahrer meldet, dass sich etwas seltsam anfühlt, und man den Grund dafür nicht kennt, weil man die Daten nicht hat, ist es bei einem so komplexen Auto nur logisch, den anderen Autos zu sagen, dass sie boxen und in der Box bleiben sollen."

Dass dem Porsche-Werksteam und Kundenmannschaft Andretti ausgerechnet auf der neuen Rennstrecke in Indien die wertvollen Daten aus dem 1. Training fehlen, könnte spürbare Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Rennwochenendes haben. Nicht zuletzt, weil die von der Formel E im Vorfeld ausgehändigten Daten für die Vorbereitung im Simulator diesmal offenbar nicht ganz so akkurat waren wie meist üblich. Am Samstagmorgen steht nur ein weiteres 30-minütiges Training auf dem Plan, bevor es eine Stunde später ins Qualifying und das anschließende Rennen geht.

Foto: LAT Images
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Dass Hersteller ihre Autos zwischenzeitlich zurückziehen, wenn ein unbekanntes Problem auftritt, gab es bereits in der Vergangenheit. Ähnlich handhabte es Jaguar während der Vorsaison-Testfahrten in Valencia im Dezember: Nach einem ungewöhnlichen Unfall von Sebastien Buemi im Jaguar-Kundenauto von Envision, mussten Teamkollege Nick Cassidy und die beiden Werks-Jaguar von Sam Bird und Mitch Evans eine ganze Weile in der Box stehen bleiben, bis Sicherheit über die Zuverlässigkeit herrschte.

2021 in Saudi-Arabien erhielten sogar alle Autos mit einem Mercedes-Antriebsstrang ein Startverbot für das Qualifying, nachdem Edo Mortara im Kunden-Venturi zum Ende 3. Trainings frontal und völlig unkontrolliert in die Streckenbegrenzung eingeschlagen war. Erst als die FIA alle Autos als sicher erachtete, erhielten sie die Freigabe für den nachfolgenden Rennstart. Mortara musste damals ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Italo-Schweizer konnte zwar rechtzeitig an die Strecke zurückkehren, musste das Rennen aber auslassen.