Der Rennfreitag bei der Formel E in Saudi-Arabien begann mit einer faustdicken Überraschung: Dan Ticktum aus dem Hinterbänkler-Team NIO 333 sicherte sich die Bestzeit im 2. Freien Training am Mittag. Auf dem 2,495 Kilometer langen Wüstenkurs war der junge Brite der mit Abstand schnellste Mann auf der staubigen Strecke und umrundete den Kurs in 1:10.099 Minuten.

Ticktum gelang es, seine zuvor aufgestellte Bestzeit noch einmal zu verbessern. Zwischenzeitlich führte er das Klassement mit fast einer halben Sekunde Vorsprung an. Gegen Ende des 30-minütigen Trainings zog die Konkurrenz das Tempo an: Sebastien Buemi vom Jaguar-Kundenteam Envision reichte bis auf 0,203 Sekunden an Ticktum heran. Der Schweizer bestreitet am heutigen Freitagabend sein 100. Rennen in der Formel E.

Jaguar mischt wieder vorne mit

Jaguar-Werkspilot Mitch Evans untermauerte den bisher starken Eindruck des britischen Herstellers beim zweiten Rennwochenende der Saison 2023 und landete auf dem dritten Platz. Dem Neuseeländer fehlten allerdings 0,348 Sekunden zur Spitze - ein für Formel-E-Verhältnisse gigantischer Abstand. Weltmeister Stoffel Vandoorne (DS Penske) und Sam Bird - ebenfalls vor dem 100. Rennen - im zweiten Werks-Jaguar komplettierten die Top-5.

Pascal Wehrlein im Werks-Porsche, Sergio Sette Camara im zweiten NIO 333 und McLaren-Neuzugang Rene Rast komplettierten die Top-8 der Zeitenliste. Mexiko-Sieger Jake Dennis (andretti) und Rasts McLaren-Teamkollege, Jake Hughes, folgten auf den Plätzen neun und zehn. Die Top-10 trennten knapp sieben Zehntelsekunden, was einen Hinweis auf die Aussagekraft der erzielten Rundenzeiten für den weiteren Verlauf des Saudi-Wochenendes liefert.

Am Freitagmittag herrschten deutlich wärmere Streckenverhältnisse als zum abendlichen Trainingsauftakt am Donnerstagabend. Zum 2. Freien Training lagen die Asphalttemperaturen bei knapp 30 Grad - fast doppelt so hoch wie am Vorabend, als Sam Bird in 1:10.402 Minuten zur Bestzeit fuhr.

Die Außentemperatur betrug am Freitag zur Mittagszeit 18 Grad. Das hilft den Fahrern zwar bei der Vorbereitung aufs heutige Qualifying (13:40-14:55 Uhr deutscher Zeit im ran-Livestream), weniger aber für das nachfolgende Rennen um 20:00 Uhr Ortszeit unter künstlichem Flutlicht (ab 18:00 Uhr deutscher Zeit live im TV bei ProSieben).

Müller setzt Abt-Cupra in die Mauer

Formel-E-Rückkehrer Abt-Cupra erlebte im 2. Training einen weiteren Rückschlag: Nach rund zehn Minuten schlug Nico Müller mit dem linken Hinterrad ausgangs der Kurve 16 in die Streckenbegrenzung ein. Der zweifache DTM-Vizemeister musste das Auto neben der Strecke abstellen und konnte keine weiteren Runden drehen. In der gleichen Kurve eckte kurz vor dem Trainingsende auch Maximilian Günther (Maserati, Platz 16) mit seinem Frontflügel an.

Müllers Abflug kostete die Äbte weitere Vorbereitungszeit, nachdem Kelvin van der Linde im Training am Donnerstagabend die Hälfte der 30-minütigen Session verpasste. Beim Südafrikaner, der als Ersatzmann für den verletzten Robin Frijns sein Formel-E-Debüt gibt, musste offenbar die Williams-Batterie resettet werden. Am Freitag lief es runder bei van der Linde im ihm völlig unbekannten Gen3-Auto. Der Audi-Sport-Fahrer beendete das Training mit 1,5 Sekunden Rückstand auf dem vorletzten Platz vor Teamkollege Müller.

Hughes sorgt für Schreckmoment bei McLaren

Zur Hälfte des 30-minütigen Trainings führte Envision-Pilot Sebastien Buemi das Klassement an. Der vierfache Le-Mans-Sieger aus der Schweiz benötigte 1:10.742 Minuten für seine beste Runde. Mit einem Rückstand von nur 0,035 Sekunden folgte Jake Dennis auf dem zweiten Platz. Rene Rast, Dan Ticktum und Edoardo Mortara komplettierten zur Halbzeit die Top-5. Die besten Neun trennte weniger als eine halbe Sekunde.

Während Müller mit seinem Abt-Cupra den Mauern nicht ausweichen konnte, sorgte Jake Hughes für einen Schreckmoment, als er einen Einschlag um Haaresbreite verhindern konnte. Auffällig auch: Lucas di Grassi verbremste sich in Turn 18 und hatte Glück, dass an dieser Stelle eine der wenigen Auslaufzonen auf dem Kurs vorhanden ist. "Das Auto fuhr geradeaus, sehr komisch", kommentierte der Mahindra-Pilot seine stehenden Räder.

Formel E Saudi-Arabien: Ergebnis 2. Freies Training

Pos.FahrerTeamRückstand
1Dan TicktumNIO 3331:10.099
2Sebastien BuemiEnvision+0.203
3Mitch EvansJaguar+0.348
4Stoffel VandoorneDS Penske+0.430
5Sam BirdJaguar+0.498
6Pascal WehrleínPorsche+0.653
7Sergio Sette CamaraNIO 333+0.659
8Rene RastMcLaren+0.672
9Jake DennisAndretti+0.678
10Jake HughesMcLaren+0.678
11Edoardo MortaraMaserati+0.693
12Oliver RowlandMahindra+0.759
13Andre LottererAndretti+0.766
14Jean-Eric VergneDS Penske+0.772
15Norman NatoNissan+0.782
16Maximilian GüntherMaserati+0.798
17Lucas di GrassiMahindra+0.803
18Sacha FenestrazNissan+0.891
19Antonio Felix da CostaPorsche+0.947
20Nick CassidyEnvision+0.976
21Kelvin van der LindeAbt-Cupra+1.594
22Nico MüllerAbt-Cupra+2.571