Fast schon 'back to the roots' heißt es für Titelanwärter Stoffel Vandoorne am kommenden Wochenende in Seoul (13.-14.08.22). Im Kampf um den Weltmeister-Titel der Formel E tritt der Belgier gegen einen alten Bekannten an: Mitch Evans. Bereits vor sieben Jahren kämpften Vandoorne und Evans gegeneinander um einen Titel, damals in der GP2 und mit dem besseren Ausgang für den heutigen Mercedes-Piloten. Wird sich die Geschichte nun wiederholen?

Vandoorne reist mit einem Vorsprung von 36 Punkten zu den finalen beiden Läufen nach Südkorea. Damit stehen die Chancen des Piloten mit den wenigsten Ausfällen der Saison alles andere als schlecht. Doch rechnerisch haben neben Vandoorne und Evans auch Edoardo Mortara und Jean-Eric Vergne noch die Möglichkeit, sich den Titel zu sichern.

"Ich darf nicht einschlafen und muss weiterhin mein Bestes geben. Mitch hat den Double-Header in Rom gewonnen, mit einem guten Paket kann er auch hier gewinnen. Edo (Edoardo Mortara) hat in etwa das gleiche Auto wie wir, ich erwarte, dass er einen guten Job machen wird", hält sich Vandoorne in einer Presserunde vor der Abreise nach Asien vor Augen.

"Ich werde mit dem gleichen Ansatz wie seit Beginn der Saison da ran gehen - ein Rennen nach dem anderen. Wir müssen als Team sichergehen, dass wir wieder ein konkurrenzfähiges Auto haben, und den Rest muss ich auf der Strecke erledigen", führte der 30-Jährige aus. Dieser Ansatz scheint eine solide Erfolgsformel zu sein, denn Vandoorne beendete 2022 jedes Rennen. Und in allen außer einem davon konnte er Punkten - das gelang in diesem Jahr keinem anderen Fahrer.

Vandoorne: Stress? Kein Thema!

Speziell die letzten Wochen hatten es für Vandoorne in sich. In einem Rennen nach dem anderen lieferte er eiskalt ab - zum Durchatmen keine Zeit. "Es war eine stressige Zeit in den letzten paar Wochen - in einer Woche ein Rennen, dann eine Woche frei, die nicht wirklich frei ist, da man sofort in den Simulator geht, das letzte Rennen bespricht und dann das nächste Rennen vorbereitet", erklärte Pilot des Boliden mit der Nummer #5.

Doch nach zahlreichen Jahren in den verschiedensten Rennserien lässt das den ehemaligen McLaren-Formel-1-Piloten kalt: "Es ist normal, einen gewissen Druck zu verspüren, aber ich genieße das sogar ein wenig."

Saisonfinale Seoul: Die große Unbekannte

Das Saisonfinale wird trotz Vandoornes Gelassenheit ein Schritt ins Unbekannte. Die Strecke, die rund um und durch das Olympiastadion von 1988 führt, wurde zwar schon 2018 geplant und sollte ursprünglich 2020 zum Einsatz kommen, das verzögerte sich jedoch durch die Corona-Pandemie. Damit steht den 22 Piloten noch nie befahrenes Terrain bevor. Außerdem könnten die zunehmend bedrohlichen Wetterzustände für weitere unangenehme Überraschungen sorgen.

"Auf einer neuen Strecke gibt es viel Unbekanntes für alle, selbst wenn man sich im Simulator vorbereitet hat. Wie verhalten sich die Reifen auf dem Asphalt? Und viele weitere Faktoren. Es gibt einfach keine Daten und das bringt eine Spur an Zufälligkeit", so Vandoorne. Doch genau diesen Überraschungs-Faktor sieht er keinesfalls als Nachteil: "Als Team liegen uns neue Strecken sehr gut, wir bereiten uns ausgezeichnet vor. Ohne sagen zu wollen, dass wir besser als andere sind, fühle ich mich immer sehr sicher, wenn wir zu neuen Strecken reisen. Ich freue mich drauf."

Für Vandoorne und auch für das Mercedes-Team, welches zum Ende der Saison die Formel E verlässt und nächstes Jahr als McLaren antritt, könnte es die letzte Chance sein, einen Titel in der Elektrorennserie zu holen. Stets nach dem Motto 'ein Rennen nach dem anderen' fokussiert sich der Pilot ohne bestätigten Sitz für 2023 dennoch uneingeschränkt auf einen würdigen Abschluss: "Ich hoffe, wir können das mit Stil beenden. Das wäre ein schönes Ende einer großartigen Geschichte. Ich will Mercedes eine tolle Abschiedsfeier liefern."