Faustdicke Überraschungen im Sonntags-Qualifying der Formel E in London: Während Samstags-Sieger Jake Dennis zur Pole Position für das drittletzte Rennen der Saison 2022 (heute um 16:00 Uhr live bei ProSieben im TV) stürmte, strauchelten alle vier verbliebenen WM-Titelanwärter und müssen aus dem Crash-gefährdeten Mittelfeld der Startaufstellung losfahren.
Dennis, schon am Samstag auf der Pole Position, setzte sich im Finale gegen Lucas di Grassi durch, der seine erste Pole seit 2017 (!) nach einem Fahrfehler verpasste. "Nach der Ungerechtigkeit gestern wollte ich zeigen, wie viel Speed in uns steckt", war di Grassi noch immer mächtig angefressen. Am Samstag waren ihm im Qualifying alle Rundenzeiten wegen mehrfachen Blockierens gestrichen worden.
Bestes Formel-E-Ergebnis für Antonio Giovinazzi
Für eine dicke Überraschung sorgte Antonio Giovinazzi. Der bislang völlig glücklose Ex-Formel-1-Fahrer erzielte mit Platz drei sein mit Abstand bestes Qualifying-Resultat in der Formel E nach einem elften Startplatz zuletzt in New York. Ansonsten war Giovinazzi mit seinem in den Rennen völlig unterlegenen Dragon/Penske-Rennwagen meist in den letzten Startreihen zu finden.
Im Samstagsrennen fiel er vorzeitig aus - klappt es heute mit seinen ersten Punkten in der Formel E? "Es wird hart, im Rennen haben wir mehr Probleme als im Qualifying. Es wird nur ums Verteidigen gehen, hoffentlich holen wir ein paar Punkte", sagte Giovinazzi, der neben Antonio Felix da Costa aus Reihe zwei startet.
WM-Spitzenreiter Vandoorne strauchelt
Der Meisterschaftsführende Stoffel Vandoorne, Zweiter im Samstagsrennen, erlitt einen herben Rückschlag auf dem bereiteten Weg zur Weltmeisterschaft. In der Quali-Gruppe A kam der Mercedes-Pilot mit mehr als drei Zehntelsekunden Rückstand nicht über den siebten Platz hinaus. Damit muss Vandoorne das Rennen heute von Startplatz 13 in Angriff nehmen.
"Das ist keine so brillante Startposition für Stoffel", sagte Mercedes-Teamchef Ian James. "Gerade im Mittelfeld kann es chaotisch werden." Weltmeister und Teamkollege Nyck de Vries (Startplatz 5) gelang hingegen der Einzug ins Viertelfinale und damit in die Top-8 der Startaufstellung, im ersten Duell unterlag er aber überraschend und knapp Antonio Giovinazzi im Dragon-Penske. De Vries hatte im Samstagsrennen nachträglich den dritten Platz verloren.
Titelanwärter-Trio wieder weit hinten!
Während Vandoorne mit 24 Zählern Vorsprung in der Meisterschaft zumindest die Punkte verwalten kann, ist bei Titelaspirant Edoardo Mortara Aufholjagd angesagt. Für den Venturi-Piloten lief es in der Qualifying-Gruppe A noch schlechter als bei Vandoorne, der Italo-Schweizer musste sich mit dem neunten Platz begnügen - das macht Startplatz 17 für Mortara.
Sein Start in den Sonntag hatte schon ungut begonnen: Im 3. Training am Morgen fabrizierte er zunächst einen Dreher samt Beinahe-Kollision mit einem anderen Auto und schlug später auch noch leicht in der Streckenbegrenzung ein.
Ein ähnliches Titel-Drama ereignete sich in der Qualifying-Gruppe B. Weder Jean-Eric Vergne als Fünftem, noch Mitch Evans auf Platz sieben gelang der Sprung in die K.o.-Phase. Vergne, der in letzter Sekunde von Antonio Giovinazzi aus den Top-4 gekickt wurde, nimmt damit den zehnten Startplatz ein und muss angesichts eines Punkterückstands von 45 Zählern zu Vandoorne auf ein gewisses Chaos hoffen, um seine Titelambitionen aufrechtzuerhalten. Der Gesamtzweite Evans (Startplatz 14) braucht angesichts von 24 Punkten Rückstand ebenfalls etwas Schützenhilfe.
Porsche-Duo verpasst K.o.-Phase
Das Porsche-Werksteam dürfte ebenfalls nicht zufrieden sein mit dem Ausgang des Qualifyings. Pascal Wehrlein (Startplatz zwölf) verpasste in Gruppe B als Sechster den Einzug in die K.o.-Phase, nachdem ein strategischer Fehler ihn schon am Samstag auf den 18. Startplatz zurückgeworfen hatte. Noch düsterer sah es beim bislang so starken Qualifying-Piloten und Teamkollegen Andre Lotterer aus, der in Quali-Gruppe A den letzten Platz einnahm und damit im Rennen von ganz hinten starten muss.
Formel E London: So lief das Qualifying am Sonntag
Qualifying-Gruppe A: Stoffel Vandoorne, Edoardo Mortara, Antonio Felix da Costa, Nyck de Vries, Jake Dennis, Andre Lotterer, Sam Bird, Oliver Askew, Oliver Rowland, Maximilian Günther, Sergio Sette Camara
Die Titelanwärter strauchelten in Quali-Gruppe A ganz böse: Der Meisterschaftsführende Stoffel Vandoorne nur auf Platz sieben, Edoardo Mortara gerade mal Neunter! Stattdessen belegten Samstags-Sieger Jake Dennis (1:13.279 Minuten), Antonio Felix da Costa, Nyck de Vries und Oliver Askew die ersten vier Plätze, die den Einzug in die K.o.-Phase ermöglichen.
Vandoorne im pfeilschnellen Mercedes - siehe de Vries - fehlten 0,345 Sekunden zur Spitze. Bei Mortara betrug der Rückstand ganze 0,466 Sekunden. Viel knapper war es bei Maximilian Günther, der als Fünfter den Sprung in die nächste Runde um nur 0,024 Sekunden verpasste. Gar nichts lief unterdessen bei Andre Lotterer, der den elften und damit letzten Platz in der Gruppe belegte.
Qualifying-Gruppe B: Mitch Evans, Jean-Eric Vergne, Robin Frijns, Lucas di Grassi, Pascal Wehrlein, Nick Cassidy, Sebastien Buemi, Alexander Sims, Oliver Turvey, Dan Ticktum, Antonio Giovinazzi
Ähnliches Titel-Drama in der Gruppe B! Weder Jean-Eric Vergne als Fünftem, noch Mitch Evans auf Platz sieben gelang der Sprung in die K.o.-Phase. Vergne wurde in allerletzter Sekunde ausgerechnet vom bislang völlig blassen Antonio Giovinazzi aus den Top-4 gekickt, der Ex-Formel-1-Fahrer belegte Platz zwei hinter Spitzenreiter Lucas di Grassi.
Di Grassi benötigte 1:13.006 Minuten für seine beste Runde und war damit beeindruckende drei Zehntelsekunden schneller als Giovinazzi. Pascal Wehrlein bekam im Vergleich zum Samstag zwar seine schnellen Runden zusammen, musste sich aber mit Platz sechs zufriedengeben.
Formel-E-Qualifying in London: So lief die K.o.-Phase
Das Viertelfinale
Jake Dennis warf Sebastien Buemi im ersten Duell mit einem beeindruckenden Vorsprung raus. Der Andretti-Pilot knackte die 1:13er-Marke mit einer persönlichen Bestzeit von 1:12.661 Minuten. Gegner Buemi im Nissan war mit einer 1:13.197 chancenlos in sämtlichen Sektoren.
Glatte Sache im zweiten Viertelfinale: Antonio Felix da Costa gelang im DS-Techeetah eine runde Nummer und eine Bestzeit von exakt 1:13.000 Minuten! Das war genau 0,490 Sekunden schneller als Streckengegner Nick Cassidy.
Im dritten Duell sorgte Antonio Giovinazzi für eine faustdicke Überraschung: Der Dragon-Pilot warf Nyck de Vries aus dem Wettbewerb! Giovinazzi schaffte eine Runde in 1:12.980 Minuten und hatte 0,063 Sekunden Vorsprung auf den Mercedes-Silberpfeil. Ein leichter Verbremser dürfte de Vries den Einzug ins Halbfinale gekostet haben.
Im letzten Viertelfinale hatte Lucas di Grassi keine Probleme mit dem Einzug in die nächste Runde, weil Gegner Oliver Askew nach einem frühen Mauereinschlag aufgeben musste. Das eh schon gewonnene Duell schien di Grassi überhaupt nicht zu interessieren: Mit einer 1:12.686 brannte der Brasilianer eine Bombenzeit in den Asphalt.
Das Halbfinale
Im ersten Halbfinale knüpfte Jake Dennis an seine bislang starke Performance nahtlos an und warf mit einer Bestzeit von 1:12.649 Minuten seinen Gegner Antonio Felix da Costa (1:13.028) ziemlich deutlich raus.
Im zweiten Halbfinale ging es etwas enger zu. Lucas di Grassi setzte sich mit Bestzeiten in allen drei Sektoren und 0,321 Sekunden Vorsprung gegen Überraschungs-Mann Antonio Giovinazzi durch und zog neben Dennis ins Finale ein.
Das Finale
Zweite London-Pole in Folge für Jake Dennis! Der Andretti-Pilot übertaf sich im Finale gegen Lucas di Grassi einmal mehr und schaffte eine Rundenzeit von 1:12.535 Minuten. Lange sah es nach einem knappen Ausgang aus, doch di Grassi leistete sich einen Fahrfehler im letzten Sektor - 1:13.619 Minuten beim Zieleinlauf und damit P2 in der Startaufstellung.
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