Abt Sportsline ist nicht nur ein seit Jahrzehnten erfolgreicher Rennstall im Motorsport, sondern auch Spezialist in Sachen Marketing. Ob bewusst (wahrscheinlich) oder unbewusst (unwahrscheinlich), heizten die Äbte an diesem Wochenende ein Gerücht an, das unter Fans in den sozialen Medien und sogar in Medienberichten jetzt richtig die Runde macht: Kehrt etwa Daniel Abt 2023 zusammen mit Abt Sportsline in die Formel E zurück?

Auslöser für die wilden Spekulationen: Im Zuge der Partnerschaft mit Mahindra - Abt Sportsline kommt 2023 mit Kundenautos des indischen Herstellers zurück in die Elektro-Rennserie - veröffentlichte der Rennstall aus Kempten Rendering-Fotos seines Autos; und das ausgerechnet mit der Startnummer #66 auf der Frontpartie. Mit dieser Ziffer bestritt Daniel Abt zwischen 2014 und 2020 63 seiner 69 Rennen in der Formel E.

Abt Sportsline: Fahrerbekanntgabe steht bevor

Noch haben die Äbte nicht bekanntgegeben, mit welchem Fahrerduo sie nächstes Jahr ihr Comeback geben. Die Verkündung soll laut Abt-CEO und Teamchef Thomas Biermaier vor dem Saisonfinale in Seoul (13./14. August 2022) erfolgen. Mit Daniel Abt und Lucas di Grassi ging das Team, zunächst eigenständig und ab 2018 als Audi-Werksteam, durchgängig bei allen Rennen seit dem Seriendebüt 2014 an den Start.

Fakt ist: Daniel Abt würde ohne Probleme wieder ins Formel-E-Cockpit passen. Der 29-Jährige präsentierte sich in den vergangenen Monaten via Social Media auffällig häufig beim Training. Ein dezenter Hinweis? Die körperliche Betätigung hatte seit Abts vorerst letztem Rennen am 13. August 2020 in Berlin - für NIO nach dem kontroversen Rauswurf bei Audi in Folge des berüchtigten 'Computerspiel-Skandals' - etwas gelitten, weil der gebürtige Kemptener für unterschiedliche Projekte zeitaufwändig quer durch die Weltgeschichte jettete...

Was macht Daniel Abt wohl in Zukunft?, Foto: LAT Images
Was macht Daniel Abt wohl in Zukunft?, Foto: LAT Images

Daniel Abt: "Ich bin auf jeden Fall topfit!"

Seine bisherige Formel-E-Bilanz kann sich jedenfalls sehen lassen: In 69 Rennen erzielte Abt zwei Siege, zehn Podestplätze (Platz 10 in der ewigen Statistik) sowie zwei Pole Positions. Was ist also dran an den Gerüchten rund um ein angebliches Comeback als Rennfahrer? Abt am Rande des Formel-E-Rennwochenendes in London zu Motorsport-Magazin.com: "Ausschließen will ich nichts. Schauen wir mal. Ich bin auf jeden Fall topfit!"

Sicherlich würden sich viele seiner Fans (402.000 Follower auf Instagram, 564.000 bei YouTube) eine Renn-Rückkehr wünschen, doch nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist trotz des offensichtlichen Startnummern-Hinweises nichts an den Gerüchten dran. Aktuell und möglicherweise auch in Zukunft begleitet Abt die Formel E 'nur' als TV-Experte für ProSieben.

Reunion von Frijns und Müller bei Abt Sportsline?

Nach unseren Informationen sollen die beiden Fahrer für das Abt-Comeback 2023 mit dem neuen Gen3-Auto längst feststehen. Robin Frijns und Nico Müller, in der Vergangenheit bereits als Teamkollegen für die Äbte in der DTM am Start, werden die besten Chancen ausgerechnet.

Frijns ("Ich fahre nächstes Jahr in der Formel E") kennt das Team aus gemeinsamen DTM-Zeiten zwischen 2018 und 2020 und ist intern sehr geschätzt. Mit seinem jungen Unternehmen 'Frijns Unlimited' für Automobil-Veredelungen würde er jetzt sogar noch besser ins Profil der Äbte passen. In der DTM fuhr der frühere Formel-1-Testfahrer (Red Bull, Sauber, Caterham) stets ein wenig im Schatten von Audi-Überflieger Rene Rast, zählt unter Experten aber zu den talentiertesten Fahrern in unterschiedlichen Kategorien.

Frijns würde perfekt ins Profil passen: Der 30-Jährige blickt auf 73 Formel-E-Rennen seit 2015 mit zwei Siegen und 13 Podestplätzen zurück. In meist leicht unterlegenen Autos lieferte Frijns konstant ab, zählte auch zu Beginn dieser Saison wieder zu den Titelkandidaten. Envision, ehemals Virgin Racing, nutzt aktuell noch Kundenmotoren von Aussteiger Audi und wechselt mit der Einführung des Gen3-Autos ab 2023 zu Jaguar.

Kennen und schätzen sich auf und abseits der Strecke: Nico Müller und Robin Frijns, Foto: Audi Communications Motorsport
Kennen und schätzen sich auf und abseits der Strecke: Nico Müller und Robin Frijns, Foto: Audi Communications Motorsport

Biermaier: "Ein kleiner, geiler und eingeschworener Haufen"

Neben Frijns gilt Nico Müller als aussichtsreicher Kandidat. Der Schweizer startete von 2016 bis 2020 für die Äbte in der Tourenwagenserie, davon drei Jahre lang an Frijns' Seite. Für einen Fahrer-Titel reichte es nicht, aber immerhin bescherte das Duo dem Rennstall aus Kempten eine Team-Meisterschaft. Auch menschlich verstehen sich Müller und Frijns bestens.

"Es ist wichtig, zwei Fahrer an Bord zu haben, die sehr gut in unsere kleine Truppe reinpassen", sagte Abt-CEO Biermaier schon im Mai dieses Jahres zu Motorsport-Magazin.com. "Damit wir ein kleiner, geiler und eingeschworener Haufen sind, der gegen die Großen kämpft. Wir werden ein bisschen die Underdogs sein. Deshalb muss die Fahrerpaarung passen und ich weiß, dass wir da auf einem guten Weg sind."

Audi-Politik rund um Müller und Abt

Müller verfügt ebenfalls über Erfahrung in der Formel E, allerdings weniger als Frijns. Der zweifache DTM-Vizemeister trat zwischen 2019 und 2021 zu 17 Rennen für Chaos-Rennstall Dragon/Penske in der Formel E an, bevor die Zusammenarbeit während der laufenden Saison endete. Müller war nach überzeugenden Leistungen bei Testfahrten bereits 2019 ein Anwärter auf das Audi-Werkscockpit in der Formel E.

Nach einem internen Politikum in Ingolstadt durfte jedoch Daniel Abt seinen Platz an di Grassis Seite für die Saison 2019/20 behalten. "Man kann sagen, dass es Leute gibt, die Nico gern im Formel-E-Auto sehen würden", bestätigte damals der inzwischen geschasste Audi-Motorsportchef Dieter Gass gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Müller war zuletzt wie Audi-Werksfahrer-Kollege Rene Rast für das angekündigte LMDh-Projekt des Autobauers aus Ingolstadt eingeplant. Die Rückkehr nach Le Mans wackelt allerdings extrem, wie Motorsport-Magazin.com exklusiv Anfang März berichtetet hatte. Eine offizielle Bestätigung für die Einstellung des Projekts gibt es vor dem sich anbahnenden Einstieg in die Formel 1 ab 2026 weiterhin nicht.

Daniel Abts Karriere im Motorsport

JahrRennserieTeamErgebnis
2019/20Formel EAudi, NIO21
2018/19Formel EAudi7
2017/18Formel EAudi5
2016/17Formel EAudi8
2015/16Formel EAudi7
2014/15Formel EAudi11
2014GP2Hilmer Motorsport16
2013GP2ART Grand Prix22
2012GP3Lotus GP2
2011F3 Euro SeriesSignature7
2010F3 DeutschlandVan Amersfoort2
2009ADAC Formel MastersAbt SportslineMeister
2008ADAC Formel MastersAbt Sportsline8