Das Formel-E-Debüt in Jakarta sorgte für Spannung von der ersten- bis zur letzten Runde. Nun reist die Elektrorennserie am Wochenende (01.-02.07.2022) weiter zu Saisonrennen zehn nach Marokko. Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Marrakesch E-Prix im vergangenen Jahr ausgesetzt werden. Obwohl die Formel E schon zum fünften Mal auf dem Circuit International Automobile Moulay El Hassan gastiert, wird 2022 alles anders.

Denn in der Vergangenheit wurde der marokkanische E-Prix wesentlich früher abgehalten. "Das Rennen 2019 war im Januar und das 2020 im Februar - da herrschte nicht annähernd die Hitze, die uns diesmal erwartet", sagte Mexiko-Sieger Pascal Wehrlein. Mit Temperaturen über 30 Grad Celsius erwartet die Formel E in Marokko also eine wahre Hitzeschlacht!

In Jakarta ging es zuletzt ebenso heiß zu. Während die Thermometer in die Höhe schossen, lieferten die Piloten auch auf der Strecke hitzige Manöver. Sechs Minuten vor Schluss überholte Mitch Evans den Pole-Setter Jean-Eric Vergne und beendete das Rennen auf Platz eins. Den dritten Platz sicherte sich der Schweizer Edoardo Mortara.

Für die deutschen Piloten lief es währenddessen eher bescheiden. Der schnellste aus dem Trio war Pascal Wehrlein auf Platz acht. Porsche-Teamkollege Andre Lotterer beendete nach einer Kollision mit Mercedes-Mann Nyck de Vries, samt Zeitstrafe von fünf Sekunde das Rennen ohne Punkte auf Rang elf. Nissan-Fahrer Maximilian Günther brachte seinen Boliden auf Platz 14 über die Ziellinie. Die Deutschen bleiben auf ihren WM-Plätzen 7 (Lotterer), 8 (Wehrlein) und 17 (Günther).

Formel E, Favoritencheck: Vergne auf dem Vormarsch & Porsche-Pleite

Obwohl die letzten 20 Rennen für Vergne sieglos blieben, ist der Franzose auch 2022 ein klarer Titelanwärter. Zuletzt konnte sich der DS-Pilot in Jakarta die Poleposition sichern und beinahe die Durstrecke beenden - aber eben nur fast. Doch für Marrakesch stehen die Vorzeichen gut. 2020 konnte der Zweifach-Champion trotz krankheitsbedingter Startposition elf das Rennen auf dem dritten Platz beenden. Teamkollege Antonio Felix da Costa konnte das Rennen sogar gewinnen. Mit einem Sieg in Marokko würde Vergne die WM-Führung von Stoffel Vandoorne übernehmen.

Während Mercedes in Jakarta mit dem Ausfall von de Vries und P5 für Teamkollegen Vandoorne nur einen kleinen Ausrutscher hingelegt hat, scheint bei Porsche die Luft raus zu sein. Dabei fing die Saison mit dem Porsche-Doppelschlag in Mexiko so vielversprechend an. Nach Wehrleins Ausfall in Monaco ging jedoch nichts mehr bei den Zuffenhausenern. "Wir schauen nicht auf die Gesamtwertung", so Porsche-Teamchef Florian Modlinger, "wir versuchen, von Rennen zu Rennen durch gute Einzelergebnisse Punkte aufzuholen."

Formel E in Marokko: Alle Sieger seit 2016

JahrSiegerP2P3
2016Sebastien BuemiSam BirdFelix Rosenqvist
2018Felix RosenqvistSebastien BuemiSam Bird
2019Jerome d'AmbrosioRobin FrijnsSam Bird
2020Antonio Felix da CostaMaximilian GüntherJean-Eric Vergne

Formel E 2022 Marrakesch, Marokko: Die Strecke

Der Circuit International Automobile Moulay El Hassan ist mit 2,971 Kilometern eine der längsten Strecken im Formel-E-Kalender. Der Kurs ist eine Mischung aus permanenter Rennstrecke und öffentlichen Straßen. Die zwölf Kurven, davon sieben Links- und fünf Rechtskurven, sind gleichmäßig verteilt in schnelle und langsame Passagen. Das richtige Setup und penibles Management der Allwetterreifen sowie der Energie werden bei der extremen Hitze in Marokko die Schlüsselfaktoren sein.

Trackmap: Circuit International Automobile Moulay El Hassan, Marrakesch., Foto: Formula E
Trackmap: Circuit International Automobile Moulay El Hassan, Marrakesch., Foto: Formula E

Gute Überholmöglichkeiten bieten die Bremszonen nach den Geraden vor den Kurven eins und sieben. Vorm harten Anbremsen auf Kurve sieben erreichen die Boliden einen Top-Speed von 220 km/h. Den Attack-Mode können die Piloten auf der Außenseite von Kurve drei aktivieren. Die schnellste Rundenzeit setzte Abt-Pilot Lucas di Grassi 2019. Der Brasilianer umrundete den Kurs in 1:20.737 Minuten.

Marrakesch E-Prix: Wetter-Vorhersage

In Marrakesch erwartet die Fahrer aller Voraussicht nach ein ähnlich heißes Rennen wie zuletzt in Jakarta. Zum Training am Freitag sowie zum Rennstart am Samstag werden Temperaturen von bis zu 33 Grad Celsius erwartet. Nur während des zweiten Freien Trainings und dem Qualifying sollen die Temperaturen mit 27 Grad Celsius unter der 30er-Marke bleiben. Auf ein kühles Nass von oben sollten die Fahrer in Marokko ebenfalls nicht hoffen. Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei null Prozent - da schafft nur der Hotelpool oder die Champagner-Dusche Abhilfe!

Formel E 2022 in Marrakesch: TV-Übertragung und Zeitplan

Tag Uhrzeit (MEZ) Session Übertragung
Fr, 01.07.2022 17:55-18:40 Freies Training 1 ran.de, YouTube Formel E
Sa, 02.07.2022 08:25-09:10 Freies Training 2 ran.de, YouTube, Formel E Website, Eurosport Player
Sa, 02.07.2022 10:30-11:15 Qualifying ProSieben MAXX, ran.de, Eurosport Player
Sa, 02.07.2022 17:30-18:15 Rennen ProSieben, ran.de, Eurosport Player

Formel E in Marokko: Das sagen die deutschen Fahrer vor dem Rennen in Marrakesch

Andre Lotterer (Porsche, P7 in der Meisterschaft mit 59 Punkten):
In der ersten Saisonhälfte hast Du es als einziger Fahrer in alle Qualifying-Duelle geschafft. Wie ärgerlich war es, diesen Rekord in Jakarta zu verlieren?

"Am Ende des Tages ist das nur eine Statistik. Doch dass mir in Jakarta nur drei Tausendstelsekunden gefehlt haben, hat mich schon geärgert. Jetzt hoffe ich, dass ich in Marrakesch in die Duelle zurückkehren kann. Ich kann immer noch der Fahrer mit den meisten Duellen der Saison werden. Das ist auch eine Herausforderung."

Wie siehst Du die Situation in der Gesamtwertung?

"Natürlich wären wir gerne weiter vorne. Doch da hat uns Monaco einen Strich durch die Rechnung gemacht, als wir kein Auto ins Ziel brachten. Auch meine Zeitstrafe in Jakarta war da wenig hilfreich. In dieser hart umkämpften Weltmeisterschaft musst du einfach in jedem Rennen punkten, sonst fällst du zurück. In Marrakesch werden wir hoffentlich unser Punktekonto aufbessern können."


Pascal Wehrlein (Porsche, P8 in der Meisterschaft mit 55 Punkten):
Du bist schon 2019 und 2020 in Marrakesch gefahren. Welche Erinnerungen hast Du an die Strecke?

"Ich kenne die Strecke gut und weiß, was wir brauchen, um erfolgreich zu sein. Die Erfahrung, die ich da gemacht habe, hilft uns auf jeden Fall. Allerdings war das Rennen 2019 im Januar und das 2020 im Februar - da herrschte nicht annähernd die Hitze, die uns diesmal erwartet. Effizienz wird eine große Rolle spielen. Die Strecke weist Ähnlichkeiten mit Mexiko auf, und da ist es ja optimal für uns gelaufen."

Wie siehst Du eure bisherige Saison?

"Wir hatten einen starken Start mit dem Doppelsieg in Mexiko als Höhepunkt. In den Rennen danach ist es uns nicht gelungen, unser volles Potential abzurufen. Dadurch haben wir viele Punkte liegenlassen. Am schmerzhaftesten war natürlich mein Ausfall als Führender in Monaco. Nichtsdestotrotz glaube ich an unser Team. Die Saison ist noch lang, und gemeinsam können wir noch viel erreichen. Auch Rennen gewinnen."


Maximilian Günther (Nissan, P17 in der Meisterschaft mit 2 Punkten):
"Wie immer haben wir uns gut auf Marrakesch vorbereitet. Es ist eine tolle Strecke, es wird ein wirklich aufregendes Event. Einerseits ist das Strecken-Layout ideal für die Formel E - eine Menge Überholmöglichkeiten und viele Kurven. Andrerseits wird es wohl das heißeste Rennen, was wir je gefahren sind. Es wird ähnlich wie in Jakarta, wir müssen die Temperaturen des Autos im Rahmen halten. Das wird ein erschwerender Faktor für Teams und Fahrer werden. Es ist eine Strecke die ich sehr mag, dementsprechend freue ich mich sehr aufs Wochenende, um das Beste aus mir und dem Auto rauszuholen."