*** Die Formel E trug am Wochenende in Berlin (14./15. Mai) auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof die Rennen Nummer sieben und acht der Saison 2022 aus. Nach dem Double-Header in der deutschen Hauptstadt - seit Saison 1 im Rennkalender - ist die erste Hälfte der achten Saison beschlossen. Weiter geht es am 04. Juni 2022 mit der Rennpremiere in Jakarta

*** Ergebnis Rennen 1 (Top-10): 1. Mortara, 2. Vergne, 3. Vandoorne, 4. Lotterer, 5. Evans, 6. Wehrlein, 7. Bird, 8. Felix da Costa, 9. Sims, 10. De Vries

*** Ergebnis Rennen 2 (Top-10): 1. De Vries, 2. Mortara, 3. Vandoorne, 4. Di Grassi, 5. Frijns, 6. Felix da Costa, 7. Rowland, 8. Lotterer, 9. Vergne, 10. Evans

*** Stoffel Vandoorne ist 'Halbzeit-Meister'. Der Mercedes-Werkspilot fuhr in Berlin zweimal aufs Podium und sammelte insgesamt 111 Punkte. Der Belgier führt die Gesamtwertung vor Edoardo Mortara (99 Punkte) und Jean-Eric Vergne (92) an. Mit Mitch Evans (83) und Robin Frijns (81) liegen zwei weitere Fahrer in Schlagdistanz

*** Mercedes gelang am Sonntag ein historischer Erfolg: Alle vier Autos mit einem von Mercedes entwickelten Antriebsstrang belegten die vorderen Plätze. Neben den Werks-Boliden von de Vries und Vandoorne fuhren auch die Venturi-Kundenautos mit Mortara und di Grassi in die Top-4. Das hatte es in den 91 vorangegangenen Formel-E-Rennen noch nie gegeben

*** Edoardo Mortara erzielte im 54. Anlauf seine erste Pole Position in der Formel E. Am Sonntag ließ der Venturi-Pilot eine weitere Pole folgen. Mortara ist der 26. Fahrer in der Geschichte der Formel E, der ein Qualifying für sich entschied. Spitzenreiter sind Sebastien Buemi und Jean-Eric Vergne mit je 14 Poles

*** Beide Rennen gingen ohne eine Safety-Car-Phase über die Bühne, das gab es diese Saison nur einmal in Mexiko. In den bisherigen acht Rennen rückte das Safety Car insgesamt acht Mal aus. Dank des neuen Qualifying-Formats geht es vor allem an der Spitze sauberer zu, allerdings sind die Rennen deutlich taktischer geprägt (Energie-Management, Attack Mode) als früher

*** Berlin bleibt ein fixer Bestandteil des Formel-E-Rennkalenders. Eine Vertragsverlängerung bis einschließlich 2024 gab Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey am Sonntag vor Ort bekannt: "Die Strecke hat sich schnell zu einer der bekanntesten Rennstrecken der Formel E entwickelt, und daher freue ich mich, vertraglich abgesichert zu haben, dass die Formel E auch in den kommenden zwei Jahren auf dem Gelände in Tempelhof zu Gast sein wird."

*** Auch darüber hinaus können sich Fans weiter auf Formel-E-Rennen in der deutschen Hauptstadt freuen. "Berlin ist ein No-Brainer für uns", sagt Formel-E-Mitgründer Alberto Longo zu Motorsport-Magazin.com. "Wir werden immer in Berlin sein, solange sie uns wollen."

*** 2023 startet die Formel E mit den neuen und leistungsstärkeren Gen3-Rennwagen unter anderem in Berlin. Ex-Champion und 'Hobby-Streckendesigner' Lucas di Grassi hat schon einen Plan parat: "Hier wäre es cool, wenn eine der Kurven direkt durch die Hangars führen würde. Die Strecke muss nicht größer werden, aber die Geraden könnten länger sein. Ich zähle auf die FIA und Formel E, dass sie sich für Gen3 etwas Neues einfallen lassen."

*** Wichtigste Neuigkeit abseits der Rennstrecke: McLaren steigt 2023 in die Formel E ein und übernimmt die Startlizenz von Aussteiger Mercedes. Die Motoren soll Nissan liefern, das ist offiziell aber noch nicht klar. Das Team um Teamchef Ian James bleibt in Brackley, allerdings abgeschottet vom Mercedes-Formel-1-Team. McLaren-CEO Zak Brown zu Motorsport-Magazin.com: "Der Impact eines eigenen Formel-E-Teams macht die Organisation McLaren Racing insgesamt kommerziell attraktiver."

*** Bereits am Freitag vor dem ersten Rennen gab Andretti eine Motoren-Partnerschaft mit Porsche bekannt. Der US-Rennstall bestreitet die aktuelle Saison mit Antriebssträngen von Aussteiger BMW. Welche Fahrer 2023 im Andretti-Porsche antreten, ist noch nicht bekannt

*** Die Porsche AG fuhr in Berlin wieder groß auf, sogar der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume schaute sich die Rennen vor Ort an. Vorstandsmitglied Michael Steiner entdeckten wir schon früh morgens zum Freien Training im Fahrerlager. Allgemeiner Tenor: Hier wird Motorsport noch gelebt!

*** Die Silly Season in der Formel E erreicht so langsam ihren Höhepunkt - und ist wild wie nie zuvor. Die heißesten Gerüchte rund um Weltmeister Nyck de Vries, Ex-Champion Lucas di Grassi und sogar DTM-Star Rene Rast haben wir hier für euch zusammengefasst:

*** Mit David Beckmann war neben den Porsche-Piloten Andre Lotterer und Pascal Wehrlein sowie Nissan-Werksfahrer Maximilian Günther ein weiterer deutscher Rennfahrer an der Strecke. Der Nachwuchspilot unterstützt das Team Andretti als Test- und Simulator-Fahrer und begleitete den US-Rennstall zum zweiten Mal an die Rennstrecke. Beckmann: "Wenn ich einen guten Job mache, kann ich mich vielleicht für ein Stammcockpit empfehlen"

*** Laut Angaben der Formel E verfolgten mehr als 15.000 Zuschauer am Wochenende den Doubleheader in Berlin-Tempelhof. Wie immer gut gefüllt war der Emotion Club (VIP-Bereich), ein Tages-Ticket soll über 2.000 Euro gekostet haben...

*** Die TV-Quoten zur Formel E am Wochenende bei ProSieben waren überschaubar. Am Samstag schalteten nur 210.000 Zuschauer (2,5 Prozent Marktanteil) zum ersten Rennen ein, in der Zielgruppe waren es 100.000 (5,5 Prozent Marktanteil). Am Sonntag sahen 280.000 Zuschauer das zweite Rennen bei einem Gesamt-Marktanteil von 3,0 Prozent (Zielgruppe: 110.000 Zuschauer; 5,2 Prozent Marktanteil). Am Sonntag war die Rennübertragung die fünftstärkste Sendung bei ProSieben, Spitzenreiter war der Hollywood-Film 'Le Mans 66' zur Prime Time mit 1,33 Millionen Zusehern.

*** Am Samstag im Qualifying gelang Alexander Sims und Jean-Eric Vergne das Kunststück, im Halbfinal-Duell exakt die gleiche Rundenzeit (1:06.050) zu fahren auf dem 2,355 Kilometer langen Kurs. Mahindra-Pilot Sims zog ins Finale ein, weil laut Reglement der Fahrer vorne steht, der als Erster die Zeit erzielt hat. Dabei musste Sims laut Regelbuch vor Vergne starten, weil er zuvor im Viertelfinale die langsamere Rundenzeit erzielt hatte - eigentlich ein Nachteil wegen heißerer Reifen. Vergne: "Ich bin angepisst! Das ist die dümmste Regel, die ich je in meinem Leben gesehen habe."

*** Ähnlich schlecht gelaunt nach dem Qualifying war Sebastien Buemi. Der Nissan-Pilot verpasste die K.o.-Phase, weil ihm nicht nur seine beste, sondern auch die zweitschnellste Rundenzeit wegen eines Boxen-Vergehens gestrichen wurde. Seine drittbeste Zeit reichte nur für Startplatz zehn. Ein von Nissan eingelegter Protest - wahrscheinlich berechtigt - wurde wegen zu später Einreichung abgelehnt

*** Antonio Felix da Costa verlor im Sonntagsrennen in der letzten Runde den fünften Platz an Hintermann Robin Frijns. Haarig: Beim Überholmanöver des Envision-Piloten kam es zu einem Kontakt auf der Geraden, Felix da Costa konnte den Mauereinschlag im allerletzten Moment abwehren. Die Rennleitung untersuchte den Vorfall, beließ es aber dabei. Der Techeetah-Pilot: "Mitten auf der Geraden getroffen worden, ohne die Richtung gewechselt zu haben, und ich soll schuld sein... Respekt an Robin, der sich direkt nach dem Rennen entschuldigt hat. Es sieht aus, als ob die Rennen ab jetzt aggressiver werden."

*** Nick Cassidy erzielte am Sonntag den sechsten Startplatz, erhielt aber eine 80-Platz-Grid-Strafe wegen des Wechsels mehrerer Antriebs-Komponenten. Weil der Envision-Fahrer die Strafplätze nicht real absitzen konnte, kassierte er obendrein eine 10-Sekunden Stop-And-Go-Penalty im Rennen. Obendrauf ging es zumindest virtuell 5 weitere Startplätze zurück, weil Cassidy nach dem Qualifying sein Auto nicht reglementkonform in der Boxengasse bewegte

*** Die Halbfinalistinnen der diesjährigen Staffel von ProSieben-Show 'Germany's Next Top Model' waren am Freitag - ohne Heidi Klum - für ein Foto-Shooting zu Gast. Zahlreiche angereiste Fotografen drohten zunächst mit einem Boykott, weil weniger Fotos erlaubt sein sollten als erhofft. Ein kleiner Eklat konnte im letzten Moment abgewendet werden

*** Mit der Weltklasse-Skiläuferin Lindsey Vonn schaute am Trainings-Freitag ein Sport-Star bei der Formel E vorbei. Die US-Amerikanerin ist Markenbotschafterin von Jaguar und verfolgte die Action wie schon bei vorangegangenen Rennwochenenden aus der Box des britischen Werksteams

*** DS Automobiles veranstaltete im Berliner PalaisPopulaire eine Vernissage mit künstlerischen Bildern der eigenen Serienfahrzeuge und auch von DS-Pilot Jean-Eric Vergne, der wie Kumpel Andre Lotterer als begeisterter Hobby-Fotograf unterwegs ist