Mitch Evans hat sich die Pole Position zum sechsten Saisonrennen der Formel E in Monaco gesichert. Der Jaguar-Pilot setzte sich im Qualifying-Finale der K.o.-Phase knapp gegen Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein durch, der den zweiten Platz im heutigen Rennen (15:00 Uhr, bei ProSieben live im TV) einnimmt.

Auf dem Grand-Prix-Layout im Fürstentum feierte Evans, der zuletzt beide Rennen in Rom gewonnen hatte, seine erste Pole Position in der laufenden Saison 2022 sowie die dritte in der Formel E. Mit rund zwei Zehntelsekunden Vorsprung setzte sich der Neuseeländer im abschließenden Shootout des Qualifyings gegen Wehrlein durch.

"Vor dem Qualifying wäre ich mit Platz zwei zufrieden gewesen", sagte Wehrlein mit gemischten Gefühlen. "Jetzt kurz vor Schluss Zweiter zu sein, na ja... Aber ich hatte eine gute Runde. Und der Jaguar ist seit dem letzten Rennen extrem stark. Ich habe alles versucht, aber die zwei Zehntel waren nicht drin."

Zuvor hatte Evans den zweifachen Formel-E-Champion Jean-Eric Vergne (DS Techeetah) besiegt, der von P3 ins Rennen geht. Mercedes-Pilot Stoffel Vandoorne zog im Halbfinale des Qualifyings den Kürzeren gegen Wehrlein und startet von Platz vier. Zuvor hatte sich der frühere Formel-1-Pilot im Viertelfinale gegen Robin Frijns durchgesetzt.

"Das war ein recht gutes Qualifying", meinte Vandoorne. "Wir hatten im 1. Training ein paar Probleme, haben für das 2. Training aber gute Änderungen vorgenommen. Unser Ziel ist es immer, in die Top-5 der Startaufstellung zu gelangen. Dann ist alles möglich in der Formel E."

Für den Mercedes-Teamkollegen und amtierenden Weltmeister, Nyck de Vries, war in Monaco bereits im Viertelfinale vorzeitig Feierabend - damit Startplatz acht hinter Landsmann Robin Frijns (Envision). De Vries verlor sein K.o.-Duell gegen Jean-Eric Vergne. Lucas di Grassi erreichte beim Heimspiel seines neuen Teams Venturi den fünften Platz nach seiner Viertelfinal-Niederlage gegen Evans.

Wehrlein wirft Lotterer im Porsche-Duell raus

Wehrlein zog mit einem Halbfinal-Sieg gegen Vandoorne ins Finale ein. Zuvor hatte sich der frühere DTM-Champion und Formel-1-Fahrer im Viertelfinale der K.o.-Phase ausgerechnet gegen Porsche-Teamkollege Andre Lotterer durchgesetzt. Der dreifache Le-Mans-Sieger startet demnach vom sechsten Platz.

"Ich bin happy, dass ich wieder in die Duelle gekommen bin", sagte Lotterer bei ProSieben. "Ich war davor in der zweiten Gruppe, deshalb waren meine Reifen noch heiß. Das ist ein ziemlicher Nachteil. Du musst versuchen, mit so kühlen Reifen wie möglich zu fahren, um den besten Grip zu haben. Meine Startposition ist nicht schlecht und hier ist es nicht wie in der Formel 1, wo man nicht überholen kann. Die Formel E hat hier letztes Jahr eine tolle Show mit vielen Überholmanövern geboten."

Maximilian Günther als dritter deutscher Starter in der Formel E verpasste mit seinem Nissan den Sprung in die K.o.-Phase und landete auf dem elften Platz. "Generell war es ziemlich chaotisch am Ende des Qualifyings", sagte der Allgäuer bei ProSieben. "Viele Autos haben in der letzten Kurve angehalten. Wir haben es gerade so geschafft, über die Linie zu fahren. Für Warmup der Reifen war es aber nicht ideal. Es dauerte ein paar Kurven, bis die Reifen Grip hatten. Aus den Top-12 zu starten, ist nicht so verkehrt. Da kann man etwas machen und einige Punkte holen."

Formel E in Monaco - Top-10 der Startaufstellung: 1. Evans, 2. Wehrlein, 3. Vergne, 4. Vandoorne, 5. Di Grassi, 6. Lotterer, 7. Frijns, 8. De Vries, 9. Rowland, 10. Felix da Costa

Formel E in Monaco: So lief das Gruppen-Qualifying

Qualifying-Gruppe A: Vergne, Vandoorne, Mortara, Wehrlein, di Grassi, Bird, Cassidy, Buemi, Günther, Ticktum, Sette Camara

Die Fahrer auf ungeraden Tabellenplätzen starteten in die erste Qualifying-Session. Die erste schnelle Rundenzeit setzte Jean-Eric Vergne mit einer 1:31.923, damit noch immer vier Zehntel weg von der Trainings-Bestzeit von Felix da Costa.

Mit fünf Minuten auf der Uhr holten sich alle Fahrer einen Satz frische, kalte Reifen, die in Monaco einen großen Vorteil für die Head-To-Head Duelle bringen sollte. Sam Bird fuhr mit seinem Jaguar dabei zu schnell in die Box, was wahrscheinlich mit einer Geldstrafe geahndet wird.

Mit nur zwei Minuten auf der Uhr verließen alle Fahrer das Feld, um eine finale Bestzeit zu setzten. Dabei ging Nick Cassidy zu weit und überschoss die erste Kurve. Er blieb in der Auslaufzone stehen. Die gelbe Flagge in Kurve eins hat die Runden der anderen glücklicherweise nicht beeinflusst.

Vandoorne holte mit einer 1:31:3 die Bestzeit der Gruppe A. Mit ihm qualifizierten sich Pascal Wehrlein, Jean-Eric Verne und Lucas di Grassi für das Viertelfinale.

Qualifying-Gruppe B: Turvey, Frijns, Evans, da Costa, de Vries, Dennis, Askew, Sims, Rowland, Lotterer, Giovinazzi

Hart am Limit bewegt Mitch Evans seinen Jaguar durch die engen Gassen in Monaco. Im Jachthafen touchierte er mit dem linken Vorderrad die Wand, sein Auto blieb unbeschadet. Die erste schnellste Runde holte Robin Frijns (Envision), 1:31.405. Hinter ihm der Deutsche Andre Lotterer.

Quali-Runde zwei, gleiches Spiel. Mit fünf Minuten auf der Uhr begaben sich alle Fahrer in die Box und wechselten auf frische Reifen. NIO-Pilot Oliver Turvey ging auf Nummer sicher und verließ mit weniger als zwei Minuten auf der Uhr die Boxengasse als erster.

Der Rom-Sieger Evans holte das meiste aus den 220 kW und qualifizierte sich mit einer 1:31.245 als Erster für das Viertelfinale. Nur 0,026 Sekunden dahinter lag Mercedes-Pilot Nyck de Vries. Auch Andre Lotterer war dem Schnellsten dicht auf den Fersen und qualifizierte sich mit Robin Frijns ebenfalls für das Viertelfinale.

Formel-E-Qualifying in Monaco: K.o.-Phase

Das Viertelfinale
Das erste Battle im Viertelfinale entschied der Belgier Stoffel Vandoorne für sich. Nach einem großen Quersteher in Kurve vier zog sein Rivale Robin Frijns zunächst weg. Doch Vandoorne bremste im direkten Rundenvergleich später in die neue Hafenschikane und lag somit im Rundenvergleich weiter vorne und fuhr die Runde sauber zu Ende. Eine 1:30.293 zauberte Vandoorne auf den Asphalt, somit 0,157 Sekunden schneller als der Niederländer.

Battle zwei entschieden zwei Deutsche unter sich. Pascal Wehrlein zog mit einer 1:30.098 ins Halbfinale ein. Andre Lotterer fehlerfrei, aber dennoch zu langsam gegen den Porsche-Teamkollegen. 0.268 Sekunden lag Lotterer zurück.

Das nächste Battle zwischen Jean-Eric Vergne und Nyck de Vries hätte im ersten Sektor kaum enger sein können, nur wenige Tausendstel trennten die beiden Piloten. Auch hier entschied die Hafenschikane die Runde und Jean-Eric Verne zog mit einer 1:30.421 ins Halbfinale ein. Am Ende wurde aus einem der engsten Battles das mit dem größten Abstand, 0.517 Sekunden lag der Silberpfeil zurück.

Das letzte Battle des Viertelfinales entschied Jaguar-Mann Mitch Evans für sich. Mit der schnellsten Runde bis dato, einer 1:30.053, konnte Venturi-Pilot Lucas di Grassi nicht mithalten. Di Grassi war 0.285 Sekunden langsamer.

Das Halbfinale
Das erste Duell im Halbfinale wurde zwischen Mercedes und Porsche ausgetragen. Pascal Wehrlein lieferte eine beinahe fehlerfreie Runde und überquerte die Linie nach 1:30.065. Stoffel Vandoorne nur 0.178 Sekunden entfernt.

Sieger Nummer zwei im Halbfinale war Mitch Evans, nur eine Tausendstel trennten ihn von der ersten 1:29er Zeit des Tages. Er triumphierte gegen Vergne mit einer 1:30.001 und war damit nur 0.117 Sekunden schneller als der Franzose.

Das Finale
Keine Chance hatte der Deutsche Pascal Wehrlein gegen den Jaguar-Fahrer Mitch Evans. Der Australier holte trotz Traktionsproblemen mit einer 1:29.839 die Tagesbestzeit im Qualifyingfinale. Wehrlein trotz einer offensichtlich fehlerfreien Runde 0.157 Sekunden zurück.