Beim zweiten Renntag der Formel E in Saudi-Arabien überschlugen sich die Ereignisse schon vor dem Qualifying. Der schwere Unfall von Edoardo Mortara im 3. Training zwei Stunden vor dem Quali-Beginn hatte folgenschwere Konsequenzen. Der Venturi-Pilot war bei Bewusstsein, musste aber ins Krankenhaus eingeliefert werden und verpasste die Session.

In diesem Zuge untersagte die Rennleitung sowohl dem Venturi-Team als auch Motorenlieferant Mercedes aus Sicherheitsgründen die Teilnahme am Qualifying. Zunächst musste der Autobauer aus Stuttgart die Gründe für Mortaras Unfall untersuchen und der FIA vorstellen.

"Vorher dürfen wir nicht fahren", sagte Mercedes-Teamchef Ian James bei Sat.1. "Es gibt Schnittstellen zwischen Einheitsteilen und denen der Hersteller. Nach dem Unfall müssen wir ganz sicher sein, auf welcher Seite das Problem liegt. Sobald wir das wissen, können wir Maßnahmen einleiten."

Im Nachgang zum Qualifying veröffentlichte die Rennleitung ihre Entscheidung und teilte zum Vorfall mit: "Die Stewards erlauben den Autos von Mercedes nicht, im Qualifying anzutreten. Der Teilnehmer kann dem technischen Delegierten der FIA nicht beweisen, dass das Auto sicher ist. Aufgrund eines Bremsausfalls am Ende von Free Practice 3 war ein Modell des Mercedes-EQ SilverArrow 02 in einen schweren Unfall verwickelt. Das Bremssystem verlor den vorderen Bremsdruck und der Drucksensor war auf 0. Beide Bremspedal-Fahrsensoren zeigten an, dass das Bremspedal vom Fahrer vollständig gedrückt wurde. Aufgrund der kurzen Zeit für den Start des Qualifyings war eine Anhörung des Teammanagers nicht möglich."

Qualifying ohne Mercedes, Venturi und Lotterer

Somit verpassten Mortara, Venturi-Teamkollege Norman Nato und die beiden Mercedes-Fahrer Nyck de Vries, Sieger des Rennens am Freitag, sowie Stoffel Vandoorne das Qualifying. Gelingt es Mercedes, die Gründe bis zum Rennstart um 20:00 Uhr Ortszeit (18:00 Uhr MEZ, live bei Sat.1 und im Live-Ticker von Motorsport-Magazin.com) aufzuklären, würden alle Fahrer aus den letzten Reihen starten.

Am Qualifying nahmen nur 19 der 24 Piloten teil. Auch Porsche-Pilot Andre Lotterer verpasste das Zeittraining nach einem Unfall im vorangegangenen 3. Freien Training. Der dreifache Le-Mans-Sieger verpasste die Punkte im Freitagsrennen wegen eines erlittenen Reifenschadens.

Pole Position für Frijns

Die Pole Position für den zweiten Lauf der Saison in Diriyah sicherte sich Robin Frijns. Der Virgin-Pilot und ehemalige DTM-Fahrer setzte sich in der abschließenden Superpole-Runde vor Sergio Sette Camara (Dragon) und Sam Bird (Jaguar) durch. Das NIO-Duo Oliver Turvey und Tom Blomqvist und DTM-Vizemeister Nico Müller (Dragon) starten von den Plätzen vier bis sechs.

Für Frijns war es im 48. Formel-E-Qualifying die erste Pole Position. Was für ein Comeback: Nach einem Trainings-Unfall am Freitag hatte der Niederländer das anschließende Qualifying verpasst. Ex-DTM-Teamkollege Müller: "Bis Turn 16 sah es ganz gut aus. Bis dahin war ich auf Augenhöhe mit Robin und bei ihm hat es für die Pole gereicht. Wir müssen den ganzen Tag mit einem Hinterreifen fahren, der das ganze Rennen von gestern hinter sich hat, weil ich einen Plattfuß hatte."

Qualifying-Debakel für Rene Rast

Einen Rückschlag erlebte Rene Rast. Der Viertplatzierte vom Vortag kam mit seinem Audi nicht über den 19. Platz hinaus. Rast und Jaguar-Pilot Mitch Evans (Platz 18) waren in der gefürchteten Quali-Gruppe 1 gestartet und wollten sich mit einem möglichst späten Run einen Vorteil verschaffen. Der Plan scheiterte: Die Sessionzeit war bereits abgelaufen, noch bevor die beiden Fahrer ihre schnelle Runde absolvieren konnten.

"Wir mussten etwas riskieren und das letzte Auto sein, um es in die Superpole zu schaffen", sagte Rast. "Das Timing ist extrem eng. Die Konkurrenz weiß das auch und hat ins im Mittelsektor ein bisschen auflaufen lassen. Es war unsere einzige Chance, auf der letzten Rille über Start/Ziel zu kommen. Leider hat es nicht gereicht. Das sind die Spielchen, die in der Formel E gespielt werden." Audi-Teamkollege Lucas di Grassi wurde 15.

BMW kommt nicht in Tritt

BMW-Pilot Maximilian Günther musste sich unterdessen mit dem zwölften Startplatz begnügen. Der zweifache Formel-E-Rennsieger und der Autobauer aus München erlebten einen suboptimalen Auftakt in die letzte Saison als Werksteam. Im Freitagsrennen fiel Günther auf Punktekurs liegend nach einem Mauereinschlag vorzeitig aus. Teamkollege Jake Dennis beendete sein zweites Qualifying in der Formel E auf P17.

Günther bei Sat.1: "Das Wochenende hat gut begonnen mit der Pace, aber dann sind wir aus dem Tritt gekommen. Leider haben wir keine Fortschritte gemacht. Auf einer Runde ist die Pace nicht da, wo wir sie haben wollten. Aber im Rennen sind wir schnell und die Balance im Fahrzeug ist gut."

Diriyah ePrix 2021 Qualifying

1 Frijns (Virgin) 1:07.889
2 Sette Camara (Dragon) 1:08.178
3 Bird (Jaguar) 1:08.405
4 Turvey (NIO) 1:08.439
5 Blomqvist (NIO) 1:08.732
6 Müller (Dragon) 1:09.060
7 Vergne (Techeetah) 1:08.471
8 Buemi (Nissan) 1:08.544
9 Lynn (Mahindra) 1:08.632
10 Felix da Costa (Techeetah) 1:08.649
11 Cassidy (Virgin) 1:08.733
12 Günther (BMW) 1:08.797
13 Rowland (Nissan) 1:08.798
14 Sims (Mahindra) 1:08.876
15 di Grassi (Audi) 1:08.970
16 Wehrlein (Porsche) 1:09.601
17 Dennis (BMW) 1:11.194
18 Evans (Jaguar) 1:13.868
19 Rast (Audi) 1:13.954

keine Zeit
de Vries (Mercedes)
Mortara (Venturi)
Vandoorne (Mercedes)
Nato (Venturi)
Lotterer (Porsche)