Die Formel E gastiert an diesem Wochenende zum fünften Rennen der Saison 2019/20 in Marrakesch. Im Fahrerlager wird seit Donnerstag gescherzt: Wer am Sonntag als Führender in der Meisterschaft abreist, könnte den Titel schon im Gepäck haben. Die Pointe: Inzwischen stellt sich hier nicht mehr die Frage, ob - sondern wie viele - Rennen in diesem Jahr wegen des Coronavirus noch abgesagt werden müssen.

Beobachter der Szene rechneten damit, dass nach einem Meeting der Formel-E- und FIA-Verantwortlichen auf dem Automobil Salon in Genf Anfang kommender Woche entschieden wird, dass das nächste Rennen in Rom am 04. April abgeblasen werden muss. Seit Freitagmittag steht nun fest: Die prestigeträchtige Schweizer Messe selbst kann wegen Corona nicht stattfinden.

Dieser Schritt, der sich am Donnerstagabend herauskristallisiert hatte, dürfte allerdings nur wenig an der Überlebenschance des geplanten Formel-E-Rennens in Rom ändern. Wandert man in Marrakesch durch die Boxengasse, schütteln zahlreiche Beteiligte nur mit dem Kopf. Seit dem Ausbruch des Coronavirus in Norditalien vor knapp einer Woche sehen sich immer mehr Sport-Events in Italien mit Absagen oder 'Geisterspielen' im Fußball konfrontiert.

Fällt bald auch der Rom ePrix der grassierenden Lungenkrankheit zum Opfer? In fünf Wochen soll das Rennen in der Ewigen Stadt über die Bühne gehen. Bis zu einer offiziellen Entscheidung könnten also noch ein paar Tage ins Land ziehen. Von Seiten der Teams hört man: Vier Wochen vor einem Rennen muss eigentlich feststehen, ob es stattfindet - oder eben nicht. Die Vorab-Organisation zwingt inzwischen die meisten Veranstalter zu schnellen Entscheidungen.

Rom wäre nach Sanya das zweite Rennen im finalen Rennkalender der Formel E, das wegen des Coronavirus nicht stattfinden kann. Der geplante Lauf im chinesischen Badeort hätte am 21. März ausgetragen werden sollen - am 02. Februar zog die Formel E die Reißleine. Gewünscht ist ohnehin, dass die Rennserie selbst die Entscheidung trifft. Ansonsten könnten die Hersteller in die Bredouille geraten: Wenn ein Autobauer zu- oder absagt - wie reagieren die anderen in den großen Häusern, in denen der Motorsport in Zeiten des Coronavirus eine mehr als untergeordnete Rolle spielt?

Neben Rom stehen weitere Rennen zur Diskussion. Ob die geplanten ePrix im südkoreanischen Seoul am 03. Mai sowie das nachfolgende Rennen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta (06. Juni) realisiert werden können, dahinter ist aktuell ein Fragezeichen. Im schlimmstmöglichen Fall könnten in dieser Saison somit vier Rennen flachfallen. Probleme, mit denen sich auch andere Rennserien wie die Formel 1 herumplagen.

Immerhin: Die Planungen für Alternativen laufen in der Formel E auf Hochtouren. Möglich wären so genannte Doubler-Header, also zwei Rennen innerhalb eines Wochenendes, in Berlin (21. Juni) sowie New York (11. Juli). Beide Austragungsstätten hielten bereits in der Vergangenheit erfolgreich Doppel-Rennen ab. Um eine neue Stadt in den Rennkalender, der am 26. Juli mit dem London-Finale endet, zu hieven, dürfte die Zeit ohnehin viel zu knapp sein.

In Marrakesch sind Fahrer und Teams längst für das Thema sensibilisiert worden. Die übliche Begrüßung per Handschlag ist längst der altbekannten Faust-an-Faust-Geste gewichen. "Ich tue alles, was man selbst so machen kann", sagt Pascal Wehrlein stellvertretend zu Motorsport-Magazin.com. "Etwas Abstand halten, die Hände öfter desinfizieren."

Der jüngste Champion der DTM-Geschichte und heutige Mahindra-Fahrer steht vor einer weiteren Herausforderung: Vor dem Auftakt der Formel-1-Saison waren zahlreiche Sessions im Ferrari-Simulator anberaumt. Vor zwei Wochen, direkt nach dem Mexiko ePrix, war Wehrlein zuletzt in Maranello. "Bislang wurde da nichts abgesagt, aber Gespräche gibt es natürlich zu dem Thema."

Formel E 2019/20: Aktueller Rennkalender

StadtLandDatum
Ad DiriyahSaudi-Arabien22./23. November 2019
SantiagoChile18. Januar 2020
Mexiko-CityMexiko15. Februar 2020
MarrakeschMarokko29. Februar 2020
RomItalien04. April 2020
ParisFrankreich18. April 2020
SeoulSüdkorea03. Mai 2020
JakartaIndonesien06. Juni 2020
BerlinDeutschland21. Juni 2020
New YorkUSA11. Juli 2020
LondonGroßbritannien25./26. Juli 2020