Mitch Evans hat das vierte Rennen der Formel-E-Saison 2019/20 in Mexiko-City gewonen! Auf der verkürzten Formel-1-Rennstrecke Autodromo Hermanos Rodriguez setzte sich der Jaguar-Pilot vor Antonio Felix da Costa (Techeetah) und Sebastien Buemi (Nissan) durch.

Evans' Sieg bedeutet das Ende einer beeindruckenden Serie: Zum ersten Mal überquerte kein Audi-Pilot die Ziellinie als Erster bei einem Formel-E-Rennen in Mexiko. In den vergangenen vier Jahren holten die Ingolstädter drei Siege, nur 2016 wurde Lucas di Grassi nachträglich disqualifiziert.

In einem von acht Ausfällen geprägten Rennen behielt Evans stets die Ruhe und beförderte seinen zweiten Formel-E-Sieg nach Rom 2019 dominant über die Ziellinie. Hinter dem Neuseeländer arbeitete sich Felix da Costa vom neunten bis auf den zweiten Platz nach vorne - damit wiederholte der frühere DTM-Pilot sein Ergebnis vom letzten Rennen in Chile.

Hinter dem amtierenden Vize-Champion Buemi, der mit P3 seine ersten Punkte in der laufenden Saison errang, überquerte Vergne die Ziellinie als Vierter. Diesmal klappte das Teamwork mit Felix da Costa und dem amtierenden Meister etwas besser als zuletzt in Santiago de Chile. Die beiden Techeetahs tauschten während der 36 Rennrunden mehrfach die Positionen.

BMW-Pilot Alex Sims von Startplatz 19, Audi-Pilot Lucas di Grassi (von P16), Oliver Rowland und Edoardo Mortara komplettierten die Top-8. Pascal Wehrlein, der das Rennen nach einer Strafe aus der letzten Reihe aufgenommen hatte, staubte als Zehnter einen Punkt ab. Chile-Sieger Maximilian Günther landete auf Platz 13.

Abt: Aus dem Krankenhaus ins Rennauto

Die Geschichte des Tages schrieb Daniel Abt. Der Audi-Fahrer fiel in der Schlussphase aus - dabei war es ein kleines Wunder, dass er überhaupt antreten konnte. Im 1. Training war Abt schwer verunfallt und nach einem Einschlag mit 20 G per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden. Nach Untersuchungen konnte der Kemptener wieder ins Geschehen eingreifen, während die Audi-Mannschaft innerhalb weniger Stunden ein Ersatz-Monocoque aufbaute. "Der härteste Unfall meines Lebens", sagte Abt.

Porsche: Erst Pole, dann Pech

Eine weitere Lehrstunde erlebte Neueinsteiger Porsche. Nachdem Andre Lotterer die erste Pole Position für die Zuffenhausener erzielt hatte, lief im Rennen für ihn und Teamkollege Neel Jani nur wenig zusammen. Lotterer verlor beim Start einige Positionen und musste seinen Porsche in der elften Runde mit einem Schaden an der Frontpartie abstellen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Jani bereits eine Durchfahrtsstrafe wegen eines technischen Vergehens kassiert. Der Schweizer beendete das Rennen auf dem 16. Platz. Porsche erlebte den zweiten Doppel-Ausfall in Folge.

Ähnlich erging es Mercedes. Der als Meisterschaftsführende nach Mexiko gereiste Stoffel Vandoorne fiel kurz vor Schluss aus und verlor dadurch den fünften Platz. Teamkollege Nyck de Vries musste schon früher die Segel streichen. In der Anfangsphase war beim Kampf um Platz fünf nach einer Kollision mit Virgin-Fahrer Robin Frijns vorzeitig Feierabend.

Die Meisterschaft: Mitch Evans klettert mit seinem Sieg an die Spitze der Meisterschaft. Der Jaguar-Pilot führt mit 47 Punkten vor Alex Sims. Der BMW-Pilot beendete seine Aufholjagd auf dem fünften Platz und liegt mit 46 Zählern an zweiter Stelle. Antonio Felix da Costa (39 Punkte), Stoffel Vandoorne (38) und Lucas di Grassi (32) komplettieren die Top-5. Maximilian Günther (25) ist Achter, Andre Lotterer (21) belegt den zehnten Platz. Pascal Wehrlein (13) und Daniel Abt (8) besetzen die Positionen 14 und 17.

Mexiko-City ePrix 2020: So lief das Rennen

Die Startaufstellung: Andre Lotterer bescherte Porsche die erste Pole Position in der Formel E. Lotterer fuhr die Bestzeit in der Superpole, lief aber Gefahr von Mitch Evans noch verdrängt zu werden. Der Jaguar-Fahrer, der als Letzter auf der Strecke war, verfehlte Lotterers Zeit knapp um 0.063 Sekunden. Am Ende der Startaufstellung war Daniel Abt (Audi) auf Platz 22 zu finden. Er konnte nach einem Unfall im Freien Training nicht an der Qualifikation teilnehmen. Hinter ihm stand in der letzten Startreihe das Mahindra-Duo Jerome D'Ambrosio (P23) und Pascal Wehrlein (P24). Beide wurden nach jeweils zwei Getriebewechseln nach hinten versetzt.

Das Wetter: Die äußeren Bedingungen in Mexiko waren für die Fahrer und die Technik angenehmer als zuletzt in Santiago. Beim Rennstart um 16:00 Uhr Ortszeit (23:00 Uhr MEZ) betrug die Lufttemperatur 24 Grad Celsius.

Der Attack Mode: Kurz vor dem Rennen gab die FIA bekannt, dass die Fahrer den Attack Mode erstmals dreimal im Rennen nutzen mussten. Jede Aktivierung dauerte drei Minuten. Um den Attack Mode zu nutzen, mussten die Piloten über die Kontaktschleifen im Baseballstadion fahren. Sie befanden sich auf der kurzen Geraden zwischen den Kurven elf und zwölf. In dieser Saison steigt die Leistung während des Attack Mode auf 235 kW an.

Der Start: Spektakel auf dem Weg in die erste Kurve! Mitch Evans griff Pole-Setter Andre Lotterer sofort an und drängelte sich in Turn 1 neben den Porsche-Piloten. Lotterer musste auf der Außenseite aufs Gras ausweichen und fiel dadurch bis auf den vierten Platz zurück. Während sich Evans vorne aus dem Staub machte, übernahm Nyck de Vries die zweite Position vor Sebastien Buemi und Lotterer. Daniel Abt verbesserte sich in der Startphase vom 22. auf den 19. Platz, während Pascal Wehrlein nach der ersten Runde seine Durchfahrtsstrafe aus dem Qualifying antrat.

Der Fanboost: Die beiden Mercedes-Piloten Stoffel Vandoorne und Nyck de Vries, Antonio Felix da Costa, Lucas di Grassi und Andre Lotterer erhielten von den Fans die meisten Stimmen beim Online-Voting und damit den Fanboost. Der frühere Formel-1-Fahrer Vandoorne setzte seine Serie fort: In jedem seiner bisherigen Formel-E-Rennen kam er in den Genuss des 250 kW-Zusatzboost.

Die Zwischenfälle: Kuriose Situation in Runde 19 zwischen Robin Frijns, Nyck de Vries und Antonio Felix da Costa. Beim Kampf um die fünfte Position versuchte sich de Vries gegen Felix da Costa zu verteidigen, verlor dabei aber kurzzeitig die Kontrolle. Der Mercedes-Pilot verbremste sich auf dem Weg in die erste Kurve und erwischte dabei den Virgin-Boliden von Frijns. Der DTM-Pilot drehte sich, während de Vries in der Streckenbegrenzung steckte. Dadurch übernahm Felix da Costa den vierten Platz hinter Evans, Bird und Buemi.

Die Ausfälle: Nico Müller musste das Rennen nach der dritten Runde beenden. Der Dragon-Pilot hatte von P7 einen guten Start erwischt und fuhr an fünfter Stelle - dann kam der DTM-Vizemeister von der Rennlinie ab und krachte in Kurve 1 hart in die Streckenbegrenzung. Müllers Ausfall sorgte für die erste Safety-Car-Phase des Rennens.

In Runde 7 fiel mit Felipe Massa der zweite Fahrer vorzeitig aus. Der frühere Formel-1-Vizeweltmeister musste seinen Venturi mit Mercedes-Motor wegen eines technischen Problems abstellen. Massa parkte das Auto abseits der Strecke in Kurve 3.

Andre Lotterer erlebte wie zuletzt in Santiago ein Rennen zum Vergessen. Der Pole-Setter musste diesmal in der 11. Runde die Boxengasse ansteuern. Bei einem Kontakt hatte sich Lotterer zuvor einen Schaden an der Radabdeckung seines Porsche zugezogen und das Teil auf der Strecke verloren. Auf Anordnung der Rennleitung musste Lotterer wenig später in die Boxengasse abbiegen.

In Runde 28 verlor der Chinese Ma Qing Hua seinen Frontflügel nach einem Kontakt mit der Mauer. Für den NIO-Piloten, der sich vor dem Rennen freiwillig in eine zweiwöchige Quarantäne begeben hatte, war damit Feierabend.

Drama in Runde 32, drei Minuten vor Schluss: Auf Position drei liegend krachte Sam Bird eingangs der Peraltada-Kurve in die Mauer. Zur gleichen Zeit musste auch Daniel Abt seinen Audi vorzeitig in der Box parken. Kurz vor Schluss fiel auch noch Stoffel Vandoorne nach einem Kontakt aus - damit verlor der bis dato Meisterschaftsführende die Punkte für den fünften Platz.