Formel E, Daniel Abt: Unangeschnallt im Rennauto! (11:24 Min.)

Es war eine brandgefährliche Situation bei der Formel E in Uruguay: Mitten im Rennen öffnete sich plötzlich Daniel Abts Gurtsystem - der Audi-Youngster saß komplett unangeschnallt in seinem Auto! Was potenziell schlimm hätte enden können, wandte Abt ab, indem er den möglichen Podestplatz aufgab und stattdessen die Box ansteuerte.

Dass der Verstand in einem Rennen über das Herz und den natürlichen Siegeswillen siegt, kommt nicht so häufig vor im Motorsport. Abt hat in dieser heiklen Situation allerdings genau richtig gehandelt und sein Leben über Meisterschaftspunkte gestellt. Unangeschnallt hätte er die Pace sowieso nicht halten können. Lose in einem Formelrennwagen zu fahren, ist kaum möglich.

Abt: Eine ekelhafte Situation

"Das war eine echt ekelhafte Situation, ich habe mich so ungut gefühlt, ich hatte Angst um mein Leben", sagte Abt in seinem neuen Youtube-Vlog. "Wenn da wirklich was passiert, fliegst du aus dem Auto und dann ist das Ding erledigt. Ich musste mich entscheiden: Riskiere ich mein Leben oder komme ich rein und gebe das Podium auf."

Gerade in der Formel E soll es schon mehrfach vorgekommen sein, dass Fahrer nach dem Autowechsel nicht korrekt angeschnallt wieder auf die Strecke geschickt wurden. Oftmals geht in der Hektik des Boxenstopps etwas schief und ein Nacharbeiten kostet wertvolle Zeit. Jedoch komplett unangeschnallt so wie bei Abt dürfte noch kein Fahrer Rennrunden gefahren sein.

Abt: Will noch lange leben

Abt: "Da muss man einfach irgendwo mit klarem Verstand denken und sagen: Mein Leben soll noch lange gehen. Natürlich ist so ein Podium schön, aber das ist mein Leben definitiv nicht wert. Ich bin dann rein und habe mich noch mal angeschnallt, aber da haben wir so viel Zeit verloren. Da war das Rennen gelaufen."

Zum Zeitpunkt des Dramas fuhr Abt mit seinem schnellen Audi gerade auf dem dritten Platz. Der 25-Jährige stand nach dem Boxenstopp unter Druck von Verfolger Sam Bird. Besonders in einer solchen Situation auf einer extrem winkligen Strecke wie in Punta del Este hätte alles passieren können...

Als Abt in Runde 23 die Boxengasse ansteuerte, wirkte das Audi-Team am Kommandostand zunächst irritiert. Jetzt ist klar, wieso Teamchef Allan McNish und Co. nicht wussten, warum der eigene Fahrer plötzlich wieder an die Box kommt. Abt: "Der Funk ist abgerissen. Der ist am Gurt befestigt, also konnte ich nicht mit der Box sprechen. Das war ein richtig mieses Gefühl."

Audi analysiert Gurt-Problem

Aktuell überprüft Audi, wie es zur Gurt-Panne kommen konnte. Ein Ergebnis der Analyse liegt nach Informationen von Motorsport-Magazin.com noch nicht vor. Die FIA bestätigte, dass Abt nach dem Autowechsel korrekt angegurtet war. Das belegen Sensoren, die an den Gurten angebracht sind und kontrolliert werden. Die Frage bleibt: War es ein menschlicher Fehler oder ein Defekt des Gurtsystems, das von der FIA vorgegeben ist?

Abt: "Wir haben gecheckt, warum so etwas passiert - ich habe keine Ahnung. Ich habe versucht zu schauen, ob ich selbst an den Gurt gekommen bin. Ich habe das im Auto nachgestellt, konnte es aber nicht. Natürlich war das alles eine riesige Enttäuschung. Wir hätten wieder ein Podium holen können, es war so viel drin. Und dann verlierst du wegen so einem Bullshit. Mega ärgerlich, aber wir können es nicht ändern."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ich habe den einen oder anderen Kommentar gelesen, dass Abt in dieser Situation wie ein Weichei gehandelt habe oder gezeigt hätte, dass er kein richtiger Champion sei. Bullshit! Wer so etwas schreibt, hat null Ahnung von Motorsport. Ohne Diskussion. Es ist unendlich gefährlich, unangeschnallt Rennen zu fahren. Schon ein leichter Kontakt mit der Mauer oder ein Schubser von hinten - dann ist die Sache erledigt, wie Daniel es selbst ausdrückt. Hier hat der Verstand über ein paar Punkte gesiegt. So ärgerlich die Angelegenheit auch war, Abt hat komplett richtig gehandelt. (Robert Seiwert)