Formel E 2018: Punta del Este ePrix, Renn-Highlights (05:18 Min.)

Es war das bislang wohl beste Streckenduell in der Formel-E-Saison 2017/18. Jean-Eric Vergne und Lucas di Grassi lieferten sich in Punta del Este einen erbitterten Kampf um den Sieg. Bis zur letzten Kurve hing der Audi-Pilot dem späteren Sieger im Heck, es kam sogar zu einer Kollision der beiden Autos. Doch Vergne behielt die Nerven, feierte seinen zweiten Saisonsieg und baute seinen Vorsprung in der Meisterschaft weiter aus.

"Es war hart, das Rennen unter diesen Bedingungen gegen einen der besten Fahrer gewonnen zu haben", sagte Techeetah-Pilot Vergne anschließend auf der Pressekonferenz. "Ich habe dem Druck gut standgehalten. Ich wusste nicht, ob ich es schaffen würde, aber es gelang mir. Ich habe im gesamten Rennen keinen Fehler gemacht."

Di Grassi: 28 Punkte wären drin gewesen

Eine beachtliche Leistung des früheren Formel-1-Piloten, vor allem, weil der Speed seines Techeetah-Rennwagens dem des Audi unterlegen war. "Ich hatte das schnellere Auto, aber Jev hat sich perfekt verteidigt", bestätigte di Grassi. "Heute wären 28 Punkte möglich gewesen, so wurden es nur 18." Für den Sieg gibt es in der Formel E 25 Punkte, dazu 3 für die Pole Position. Die hatte di Grassi nachträglich an Vergne verloren.

Vergne profitierte auf dem Strandkurs von Punta del Este sicherlich auch vom Streckenlayout, das wegen zahlreicher Schikanen nur bedingt Überholmanöver zuließ. "Es war ein enger, harter Kampf zwischen den beiden", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Leider gab es keinen Weg an Jean-Eric Vergne vorbei, obwohl es Lucas mehrmals versucht hat. Heute hätte er den Fanboost gebraucht, den Daniel hatte."

Di Grassi ärgert sich über Strafe

Dabei hätte es auch anders ausgehen können, denn eigentlich wäre di Grassi von der Pole gestartet. Der Audi-Star wurde allerdings wegen Überschreiten der Strecken-Limits bestraft. Da die Top-4 des Qualifyings Strafen aufgebrummt bekamen, erbte Vergne - eigentlich Fünfter im Qualifying - die Pole Position.

Vergne und Techeetah feiern den Sieg standesgemäß am Strand, Foto: LAT Images
Vergne und Techeetah feiern den Sieg standesgemäß am Strand, Foto: LAT Images

"Dass die Zeiten der schnellsten Fahrer gestrichen wurden, weil wir alle einen Poller in der Schikane berührt haben, war aus meiner Sicht nicht korrekt", sagte di Grassi. "Ich habe es in der Fahrerbesprechung anders verstanden und es wurde im Freien Training und im Qualifying zuvor auch anders gehandhabt. Statt von der Pole-Position musste ich auf der schmutzigen Seite von Platz zwei starten - und das auf einer Strecke, auf der das Überholen extrem schwierig ist."

Vergne offen: Bin manchmal zu hart

Vergne sammelte unterdessen seinen zweiten Saisonsieg nach Santiago ein und darf sich nun berechtigte Hoffnungen auf die Meisterschaft machen. Dabei ließ der Franzose nicht unerwähnt, dass es zuletzt nicht immer einfach war innerhalb des Teams. "Wir hatten keine leichten Tage im Team", sagte Vergne. "Ich pushe manchmal so hart, dass vielleicht nicht alle glücklich damit sind. Aber wir haben das Rennen gewonnen und das ist der Beweis, dass sich die harte Arbeit auszahlt."

Vergne weiter in ungewöhnlich offenen Worten: "Ich hatte ein paar Kämpfe im Team. Manchmal pushe ich die Leute zu hart. Aber wir sind ein Privat-Team und um Audi, DS oder Renault besiegen zu können, müssen wir doppelt so hart arbeiten. Ohne Tests haben wir nicht viele Möglichkeiten, das Auto zu verbessern. Jetzt bin ich aber glücklich, denn ich weiß, dass jeder im Team so hart arbeiten wird wie ich."

Buemi als Negativbeispiel

Vergne selbst wollte die Favoritenrolle aber nicht annehmen. Am Beispiel Sebastien Buemi letztes Jahr zeigte er auf, dass selbst ein großer Punktevorsprung nicht reichen muss. Nach sechs von zwölf Saisonrennen führt Vergne die Gesamtwertung mit 109 Punkten an. Der Zweitplatzierte Felix Rosenqvist sammelte bislang 79 Zähler. Sam Bird ist Gesamtdritter mit 76 Punkten.

Noch enger hätte es zwischen Vergne und di Grassi nicht sein können, Foto: LAT Images
Noch enger hätte es zwischen Vergne und di Grassi nicht sein können, Foto: LAT Images

Vergne: "Punkte und Meisterschaften gehen leicht verloren, gewinnen ist allerdings nicht einfach. Es ist momentan alles sehr eng, in der Formel E muss man einfach jedes Rennen Punkte holen. Ich habe vielleicht nicht den besten Ausgangspunkt für einen weiteren Sieg diese Saison, denn heute konnte man sehen, dass ich nicht das schnellste Fahrzeug habe."

Di Grassi kündigt weitere Siege an

Das hatte nämlich di Grassi mit seinem Audi. Zum Rennen in Uruguay baute das Werksteam einen neuen Inverter in di Grassis und Daniel Abts Auto ein, nachdem es zuvor große technische Probleme gegeben hatte. Die scheinen sich nun erledigt zu haben und Audi kann - wenn auch wohl zu spät - zur großen Aufholjagd blasen.

Di Grassi hatte in Punta durchweg das beste Auto: "Unser Auto ist super-wettbewerbsfähig. Es war nicht das letzte Mal, dass wir um Siege kämpfen. Ich freue mich jetzt schon auf die zweite Saisonhälfte." Als nächstes geht es für die Formel E nach Rom, wo am 14. April die Europa-Tournee beginnt.