Langweilig wird es jedenfalls nicht in der Formel E... Am Freitag vor dem Rennen im Marrakesch ging es im Fahrerlager drunter und drüber! Die geplante Abschaffung der Mindeststandzeit beim Autowechsel zur Rennmitte sorgte für riesigen Wirbel. Die FIA hatte geplant, den Teams die Zeit beim Boxenstopp komplett selbst zu überlassen und die Sicherheitsmarge abzuschaffen. Darüber wurden die Teams zu Beginn der Woche in einer Mitteilung informiert.

Die meisten Teams liefen allerdings Sturm gegen die geplante Änderung, die so kurzfristig angekündigt einige Sicherheitsrisiken mit sich bringt. Sprich: Fahrer, die nach dem Autotausch nicht richtig angeschnallt werden, um dadurch Zeit beim Boxenstopp zu sparen. Am Freitagmittag blieb die FIA ihrem Vorhaben noch treu, doch wenige Stunden später folgte die große Kehrtwende.

Regeländerung auf Chile verschoben

Wie ein FIA-Sprecher Motorsport-Magazin.com bestätigte, wird die Abschaffung der Mindestwartezeit in der Box um ein Rennen verschoben. Erst beim auf Marrakesch folgenden Rennen in Chile kommt die Änderung zum Einsatz. So bleibt Teams und Fahrern ausreichend Zeit, sich auf vermutlich noch schnellere Boxenstopps vorzubereiten.

Um zu verhindern, dass Fahrer nicht ordentlich angeschnallt, dafür aber schneller aus der Boxengasse rausfahren, hat die FIA im gleichen Zug scharfe Kontrollen und harte Strafen angekündigt, sollte ein Team gegen die Vorgaben des ordnungsgemäßen Anschnallens verstoßen. "Das macht die Sache definitiv gefährlicher", sagte Nick Heidfeld zu Motorsport-Magazin.com und fügte an, dass es in der Hitze des Gefechts beim Boxenstopp vorkommen könne, dass ein Fahrer nicht richtig angeschnallt aus der Box rausfährt.

Engel: Im schlimmsten Fall tödliche Verletzungen

Wie akut das Thema in der Formel E ist, sagte Maro Engel zu Motorsport-Magazin.com: "Es gibt immer wieder Gerüchte, dass Fahrer mit losen Gurten oder ganz ohne Beingurte losgefahren sind. Das kann nicht sein, da spielen wir im schlimmsten Fall mit tödlichen Verletzungen." Hintergrund: In der Formel E kommt aktuell ein in Formelserien traditionell genutztes Sechspunktgut-System zum Einsatz - das eignet sich tatsächlich aber nur bedingt für einen Boxenstopp, bei dem der Fahrer das Auto verlassen muss.

Die Gurte am Oberkörper werden per Sensoren überwacht, die Beinschlaufen weiter unten allerdings nicht. Und genau die kosten beim Anschnallen des Fahrers durch ein Teammitglied viel Zeit, weil die Gurte zuvor durch Ösen hindurchgezogen werden müssen.

"Die Gurte sind nicht wirklich gemacht für einen Fahrerwechsel", bestätigte Andre Lotterer bei Motorsport-Magazin.com und sagte zur geplanten Änderung der Standzeiten: "Das war nicht gut organisiert und kam in letzter Sekunde. Das ist auch ein Problem für Neulinge wie mich. Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir trainieren können."

Abt: Änderung war nicht notwendig

Laut Informationen von Motorsport-Magazin.com soll sich nur eines der zehn Teams für die Änderung schon ab Marrakesch ausgesprochen haben, als die FIA eine Umfrage herumschickte. Das Ergebnis war letztendlich ein Chaos mit mehreren Regeländerungen innerhalb eines Tages. "Ich finde das nicht gut, das war nicht notwendig", sagte Daniel Abt zu Motorsport-Magazin.com. "Ab der nächsten Saison gibt es das Thema wegen der neuen Autos eh nicht mehr. Warum also jetzt so einen Faktor reinbringen?"

Zumindest einigten sich jetzt alle Beteiligten darauf, die Mindestwartezeit erst ab dem Rennen in Chile abzuschaffen. Doch die nächste Diskussion steht schon in den Startlöchern: Beim Ab- und Anschnallen haben kleinere Fahrer einen Vorteil gegenüber den größeren. Zu diesen zählt etwa Lotterer: "Ich bin groß, das bringt nicht alle auf ein gleiches Level wie bei normalen Pitstops." Nick Heidfeld bestätigte: "Kleinere Fahrer wie ich haben einen Vorteil. Da kann ich mich zwar drüber freuen, aber fair ist das nicht."