Seit einigen Wochen herrscht Unklarheit über das geplante Saisonfinale 2018 der Formel E in Montreal. Auf einer Pressekonferenz am Montagnachmittag Ortszeit hat die neue Bürgermeisterin Valerie Plante nun deutliche Worte gefunden und der Formel E eine Absage erteilt. Damit steht die junge Rennserie nun erst einmal ohne das für den 28. und 29. Juli angesetzte Finale da, das wie 2017 als Doppel-Rennen geplant gewesen war.

Plante äußerte sich ausführlich auf ihrer Twitter-Seite und sprach dabei unter anderem von einem finanziellen Fiasko für die kanadische Stadt. "Die Veranstaltung in Montreal zu halten, hätte die Steuerzahler 30 bis 35 Millionen Dollar (rund 20 bis 23 Millionen Euro) gekostet", schrieb die kürzlich gewählte Bürgermeisterin. "Hier setzen wir eine Grenze. Die Formel E wird unter diesen Bedingungen nicht nach Montreal zurückkehren."

Ein offizieller Sprecher der Rennserie ließ gegenüber Motorsport-Magazin.com kein gutes Haar an der neuen Bürgermeisterin: "Wir sind sehr enttäuscht von der überraschenden Entscheidung, die einseitig getroffen worden ist und der darauf folgenden Ankündigung der Bürgermeisterin Montreals. Der Fall ist klar: Die neue Bürgermeisterin macht alles zunichte, was ihr Vorgänger getan hat. Solange es einen gültigen Vertrag gibt, werden wir den Fall nicht weiter kommentieren, weil der Fall nun in den Händen des kanadischen Rechtsanwaltes liegt."

4 Millionen Euro unbezahlte Rechnungen

Das vergangene Finale in Montreal wurde durch Steuergelder finanziert, während bei den anderen Formel-E-Rennen Sponsoren aus der Wirtschaft einspringen. Der Veranstalter des Rennens, eine gemeinnützige Organisation namens 'Montreal c'est Electrique', habe laut Plante 6,2 Millionen Dollar (rund 4 Millionen Euro) an unbezahlten Rechnungen offen. Plante kritisierte ihren Vorgänger Dennis Coderre heftig: Aufgrund unrealistischer und sogar zweifelhafter finanzieller Abmachungen sei Montreal in diese Situation gekommen.

Vergangene Woche trafen sich Verantwortliche der Formel E mit der neuen Bürgermeisterin zu Gesprächen in Montreal. Plante bei Twitter: "Wir hatten drei Möglichkeiten im Kopf: das Rennen auf den Circuit Gilles Villeneuve zu verlegen, eine temporäre Rennstrecke an anderer Stelle zu errichten oder ein Jahr Auszeit zu nehmen, um den Haushalt aufzuräumen und an einem besseren Businessmodell zu arbeiten."

Die Gespräche seien gescheitert, die Formel E hätte diesem Vorhaben nicht zugestimmt. "Die Verwalter der Formel E haben mir gesagt, dass sie die Lücke für 2018 nicht überbrücken können, weil sie für ihre Anteilseigner verantwortlich sind", erklärte Plante. "Ich habe sie daran erinnert, dass wir für die Menschen von Montreal verantwortlich sind."

Umzug auf Formel-1-Strecke keine Option

Zwischenzeitlich gab es Überlegungen, das Rennen aus der Innenstadt auf die nahe gelegene Formel-1-Rennstrecke zu verlegen. Diese wird allerdings derzeit saniert. Laut den Streckenverantwortlichen reiche die Zeit nicht aus, um alle Arbeiten bis zum geplanten Finale Ende Juli 2018 durchzuführen. Damit dürfte der Umzug auf den Circuit Gilles Villeneuve keine Option sein.

Die Formel E hatte nach der Premiere 2017 einen Deal über zwei weitere Jahre mit Montreal über die Austragung eines Rennwochenendes abgeschlossen. Sollte die Stadt den Vertrag nicht einhalten, droht eine Strafe. Laut Plante sei diese noch immer akzeptabler als eine erneute Austragung des Rennens unter vormaligen Bedingungen. "Wir haben uns den Fall der Formel E direkt angeschaut", so Plante. "Was wir herausgefunden haben, war nicht nur problematisch, sondern schockierend."

Saisonfinale 2018 in New York?

Die Gespräche mit Montreal erscheinen gescheitert, unter diesen Voraussetzungen dürfte das geplante Saisonfinale an gleicher Stelle nicht durchzuführen sein. Unklar ist, ob die Formel E wie im Falle des abgesagten Brasilien-Rennens eine Alternative findet. Das auf 2019 verschobene Rennen in Sao Paulo wurde kürzlich durch die Rückkehr nach Punta del Este in Uruguay ersetzt.

Ohne eine Alternative würde das Doppel-Rennen in New York den Abschluss der Saison 2017/18 bilden. Damit würde der Rennkalender von 14 auf 12 Rennen an zehn unterschiedlichen Austragungsorten schrumpfen. Der Auftakt erfolgte Anfang Dezember in Hongkong, Mitte Januar steigt das zweite Rennen in Marrakesch. Der einzige deutsche Lauf in Berlin ist auf den 19. Mai 2018 datiert.

Formel E: Der Rennkalender 2017/18 (4. Saison)

DatumAustragungsort
02.-03. Dezember 2017Hongkong
13. Januar 2018Marrakesch
03. Februar 2017Santiago de Chile
03. März 2018Mexiko City
17. März 2018Punta del Este (statt Sao Paulo)
14. April 2018Rom
28. April 2018Paris
19. Mai 2018Berlin
10. Juni 2018Zürich
14.-15. Juli 2018New York
28.-29. Juli 2018Montreal (abgesagt?)