Er hat dreimal die legendären 24 Stunden von Le Mans gewonnen, ist Formel 1 gefahren und in Japan aufgrund seiner langjährigen Erfolge längst ein Mega-Star: Andre Lotterer. Mit der Formel E hat sich der Deutsche nun eine neue Herausforderung herausgesucht - eine, die anders ist als alles, was Lotterer zuvor gefahren war. Wie tricky es in der Formel E zugehen kann, musste er beim Saisonauftakt in Hongkong am eigenen Leib spüren.

In seinem allerersten Rennen kassierte Lotterer gleich vier Strafen, mit der Disqualifikation als negativem Höhepunkt. Der Motorsport-Veteran hatte tatsächlich vergessen, seinen Techeetah-Boliden nach Rennende im ParcFermé ordnungsgemäß anzuschalten und das Auto stattdessen im 'Ready to move'-Modus gelassen.

Wo ist der Motoren-Sound?!

"Ich bin es ja eigentlich gewohnt, den Motor zu hören", nahm Lotterer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com die Disqualifikation bei seiner Formel-E-Premiere gelassen. Schon vor dem Rennstart hatte sein Team einen Fehler begangen und das Kühlsystem in der Startaufstellung nicht rechtzeitig vom Auto entfernt. Dafür kassierte Lotterer eine 5-Sekunden-Boxenstoppstrafe.

Dass Lotterer im Rennen zweimal in der Schikane abkürzte und nicht - wie im Fahrer-Briefing vorgegeben - das Auto kurz stoppte und erst dann weiterfuhr, führte zu zwei weiteren Durchfahrtsstrafen. Ein lehrreicher Auftakt also für den Porsche-Werksfahrer, der im Rennen aber ohnehin nicht um die Punkteränge mitkämpfen konnte.

Lotterer nimmt's gelassen

"Das gehört dazu", sagte Lotterer. "Es wäre natürlich bitter gewesen, wenn ich in den Punkten gewesen wäre. So war es relativ egal beziehungsweise eine gute Lehre." Das Sonntagsrennen in Hongkong überstand Lotterer ohne jegliche Strafe, die Ziellinie überquerte er auf dem 13. Platz. Sein erfahrener Techeetah-Teamkollege Jean-Eric Vergne holte zum Auftakt einen Podestplatz und schloss das zweite Rennen als Vierter ab.

Lotterer machte kein Geheimnis daraus, dass die Formel E im Vergleich zu seinem gewohnten LMP1-Rennwagen eine große Umstellung bedeutet. "Das kann man mit nichts anderem vergleichen, damit muss man erst mal warm werden", sagte Lotterer. "Ich war die letzten Jahre sehr verwöhnt mit mega viel Abtrieb. Das hier ist jetzt das genaue Gegenteil. Die Autos haben vielleicht nicht viel Leistung, aber es reicht vollkommen, um auf den Stadtkursen ordentlich Adrenalin zu bekommen."

Auf der Suche nach einem Nickerchen

Als eine riesige Challenge beschrieb Lotterer seine neue Heimat in der Formel E. Auch an das kompakte Rennformat mit Training, Qualifying und Rennen innerhalb weniger Stunden musste er sich erst einmal gewöhnen. Und natürlich ans Auto, das seine ganz eigenen Tücken aufweist im Vergleich zu den traditionellen Rennautos auf Rundstreckenkursen.

Lotterer: "Ich musste an beiden Tagen früh aufstehen, hatte ständig Medien-Termine und habe versucht, wo es ging, ein Nickerchen einzulegen. Und die Strecke war auch ziemlich ermüdend mit den vielen Haarnadelkurven. Man musste die Arme überkreuzen, um rumzukommen. Wir haben keine Servolenkung und kämpfen deshalb auch ohne G-Kräfte mit dem Auto."