Die Liste der offiziellen FIA-Dokumente, welche nach dem Formel-2-Hauptrennen von Monza ausgeschickt wurden, ist lang. Und sie inkludiert einen ganz ungewöhnlichen Fall: Die Stewards müssen sich für einen groben Schnitzer der Rennleitung entschuldigen. Jüri Vips wurde fälschlicherweise zu einer 10-sekündigen Stop-and-Go-Strafe gezwungen.

Was war passiert? Vips war ursprünglich nach einer Kollision mit Liam Lawson ins Fadenkreuz der Offiziellen geraten. In der Variante della Roggia hatte er diesen nämlich im Zweikampf umgedreht. Beide konnten weiterfahren, aber Lawson rutschte infolgedessen zurück auf den letzten Platz. Der Fall ging schnell vor die Stewards und wurde im Rennen noch abgehandelt.

Sehr zur Überraschung aller, die das Rennen verfolgten, kam dann die Meldung: 10 Sekunden Stop-and-Go für Vips. Eine Stop-and-Go-Strafe bedeutet, dass der Fahrer innerhalb von drei Runden an die Box kommen muss und 10 Sekunden stehen bleiben muss, was Vips und sein Team Hitech auch prompt taten.

Formel-2-Rennleitung patzt bei Straf-Übermittlung

Eigentlich ist das eine Strafe, die für sehr schwere Vergehen oder sicherheitsrelevante Themen reserviert ist. Schließlich verliert man damit insgesamt 30 Sekunden. Für eine Standard-Kollision schien das ungerecht streng. War es auch, wie sich nach dem Rennen herausstellte. Vips hatte lediglich eine normale 10-Sekunden-Strafe erhalten. Die muss - wie in der Formel 1 - bei einem normalen Boxenstopp abgesessen werden. Wenn der Fahrer nicht mehr stoppt, werden einfach 10 Sekunden zur Gesamt-Zeit addiert.

Heißt: Die fälschliche Übermittlung einer Stop-and-Go kostete Vips gute 20 Sekunden. Als wäre das nicht genug, wurde Vips im Klassement trotzdem die 10-Sekunden-Strafe auch noch angerechnet.

Am Ende entschuldigen sich die Stewards: "Aufgrund eines administrativen Fehlers wurde eine Stop-and-Go-Strafe von 10 Sekunden auf dem Timing-Monitor der Rennleitung angezeigt. Das Team hat diese falsche Strafe korrekt abgesessen, bevor sie korrigiert werden konnte. Es gibt keinen Mechanismus, diesen Fehler zu korrigieren, und eine Entschuldigung wird dem Team angeboten."

Auch im finalen Klassement wurde Vips' Ergebnis nachträglich um 10 Sekunden nach unten korrigiert. Tatsächlich war das am Sonntagabend noch relevant: Der drittplatzierte Ayumu Iwasa wurde nachträglich disqualifiziert, weil seine Unterboden-Planke hinten zu stark abgenutzt wurde. Vips rückt so auf den zehnten Rang vor und erhält noch einen Punkt.

Abgewiesener Protest in der Formel 3

Abgesehen davon gab es auch in der Formel 3 ein turbulentes Ende des Wochenendes - das hier auch das Saisonfinale war. Prema legte nach der Titel-Entscheidung einen Protest gegen Rennsieger Zane Maloney ein. Grund: Maloney hatte unter der späten roten Flagge Reifen gewechselt. Laut dem F3-Reglement darf während einem Rennen nur aus Schadens- oder Wettergründen gewechselt werden.

Die F3-Stewards wiesen den Protest ab. Der Artikel, auf den sich Prema bezog, wurde als allgemeine Grundlage definiert. Das genaue Verhalten unter roter Flagge wird wie in der Formel 1 unter einem eigenen Artikel im sportlichen Reglement definiert. Laut diesem sind Reifenwechsel erlaubt, ohne detailliert auf die Definition des allgemeinen Artikels einzugehen. In den Augen der Stewards überschreibt der Rot-Artikel hier den allgemeinen.