Pro: Für den Fall der Fälle

von Kerstin Hasenbichler

Wie der Name "Testfahrer" verrät, geht es bei diesem Job vor allem darum zu testen. Blöd nur, wenn während der Saison Tests verboten sind. Da bleibt den Teams nur ein Ausweg: das Freie Training am Feitag. Die beiden 90-minütigen Sessions sind die einzige Chance für die Teams, ihren Testfahrern Zeit im Auto zu geben.

Damit sind diese im Fall der Fälle bereit einzuspringen. Den Teams bleibt ein Debakel wie Ferrari 2009 mit Luca Badoer und Giancarlo Fisichella erspart. Beide waren der Ersatzrolle ohne vorhergehende Tests nicht gewachsen.

Die Testfahrer dürfen nur am Freitag ran, sonst sind sie zum Zuschauen verdammt, Foto: Sutton
Die Testfahrer dürfen nur am Freitag ran, sonst sind sie zum Zuschauen verdammt, Foto: Sutton

Die Ausfahrten im Training sind aber auch für Rookies unverzichtbar. Für Piloten wie Paul di Resta ist es die einzige Chance, das Auto und die Strecken kennen zu lernen. Di Resta wusste bislang zu überzeugen, was ihm bei späteren Vertragsverhandlungen von Nutzen sein wird. Neben Force India setzt auch Lotus auf Testfahrer. In Malaysia ließ man mit Fairuz Fauzy einen Einheimischen fahren und schlug damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Erstens freuten sich die Fans "ihren Mann" im Cockpit zu sehen, zweitens und viel wichtiger für das Team, freuten sich die Sponsoren.

Aber nicht nur des Geldes wegen ist es für die neuen Teams wichtig, dass Testfahrer zum Einsatz kommen. HRT möchte mit einem erfahrenen Testpiloten wichtiges Feedback zum Auto erhalten, was für ein Team, das mit seinem Auto auf einem weißen Blatt Papier angefangen hat, Gold wert ist.

Contra: Die Stammfahrer leiden

von Stephan Heublein

Testfahrten während der Saison sind verboten. Testfahrten im Winter sind beschränkt. Irgendwann müssen Nachwuchspiloten und Ersatzfahrer zum Einsatz kommen - warum also nicht im Freien Training am Rennwochenende?

Der Ansatz klingt logisch, doch wie so viele Dinge, die im ersten Moment gut klingen - etwa Ideen des ehemaligen FIA-Präsidenten -, hat er einen Haken: All das geschieht auf Kosten der Stammfahrer und letztendlich der Wettbewerbsfähigkeit des Teams.

Christian Klien gab das gleiche Feedback wie die Stammfahrer, Foto: Sutton
Christian Klien gab das gleiche Feedback wie die Stammfahrer, Foto: Sutton

Es ist schön für junge Piloten, wenn sie 90 Minuten F1-Luft schnuppern können, dabei stehlen sie aber den Einsatzfahrern wertvolle Zeit. Was ist, wenn es im 2. Training regnet? Was, wenn technische Probleme auftreten? Dann stehen die eigentlich entscheidenden Piloten ohne Setup da. Kein Wunder, dass sie von der Idee alles andere als begeistert sind.

Klar, im ersten Training wird eh kaum gefahren, aber wann wird es das in der Formel 1 überhaupt? Jede Runde und jede Erfahrung zählt. Nicht nur für den einen benachteiligten Stammfahrer, sondern für das gesamte Team, das im Vergleich zur Konkurrenz ins Hintertreffen geraten kann.

Zudem: Wer sind diese Testfahrer? Junge Nachwuchsleute, betuchte Paydriver, wie viel bringen diese Piloten dem Team? Das Risiko, dass sie das Auto oder Teile davon beschädigen ist hoch. Dann wird der Einsatz gleich doppelt teuer: Auf dem Geld- und dem Punktekonto.

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