Geschafft - zurück in Europa! Und sogar per Direktflug nach Frankfurt. Manchmal braucht man einfach Glück. Zum Beispiel, im Hotel am Airport in Shanghai eine direkte Anzeige der Abflüge dort zu haben. Und zu sehen, dass die Lufthansa-Abflüge nach Frankfurt und München Montag Nacht nicht etwa gecancelled werden, sondern plötzlich ein Gate bekommen. Und es im Internet die Eilmeldung gibt, dass die Lufthansa jetzt Sondergenehmigungen für Rückflüge aus Übersee bekommen hat.

Also schnell ein paar Kollegen in der Stadt informiert, die über die guten Beziehungen des ARD-Studios in Shanghai klärten, dass es wohl freie Plätze gebe - und die Info weiterleiteten. Woraufhin zum Beispiel die ORF-Truppe, gerade in einem Restaurant beim Abendessen, "das Besteck fallen ließ, ins Hotel zurückeilte, auf dem Weg dorthin schon mal telefonisch auscheckte - und dann haben wir noch den Taxifahrer bestochen und ihm gesagt, wenn er Vollgas fährt, kriegt er den doppelten Preis. Woraufhin wir tatsächlich in deutlich unter einer Stunde am Flughafen waren" - für Shanghai fast eine Sensation und nahezu Formel-1-würdig...

Die Formel 1 ist wieder in der Luft!, Foto: Sutton
Die Formel 1 ist wieder in der Luft!, Foto: Sutton

Dann selbst im Formel-1-Tempo alles eingepackt, in Rekordzeit ausgecheckt, auf Verdacht zum Flughafen, mit Buchung zwar erst für den nächsten Tag - aber wie gesagt, es soll ja Plätze geben, Motto, wer da ist, kommt mit...

Genau das passiert: Am Ende schaffen es fast alle, die auf irgendeinen Lufthansa- oder eventuell sogar Partner-Airlines-Flug irgendwann in diesen Tagen gebucht waren - und rechtzeitig zum Schalter kommen. Natürlich auch Schumacher-Managerin Sabine Kehm und fast die gesamte RTL-Truppe. "Ich habe hier einen Rückstau von 2.500 Leuten", so Lufthansa-Stationschefin Beate Berke, immer noch die Ruhe selbst und effizient das logistische Chaos dirigierend, das sich ergibt, wenn innerhalb kürzester Zeit zwei - zeitweise dachte man sogar an drei - Maschinen ohne viel Vorlauf auf den Weg gebracht werden müssen.

Und das, obwohl sie inzwischen den fünften Tag seit fünf Uhr morgens auf den Beinen war, aber immer noch da, als die Maschine dann kurz vor drei Uhr endlich abfliegen konnte. "Wir machen jetzt alles so voll wie möglich, mit den Leuten, die eben da sind." Wer verzweifelt, ist die kleine Chinesin in der Lounge: Dass diese ganzen Formel-1-Leute, die da herumturnen, sich aber auch nicht an ihre Trennung von First- und Business Class halten können, alle durcheinanderlaufen, noch Gäste mitbringen, die doch gar nicht die richtigen Tickets haben - so was aber auch. Auch wenn die Lounge ansonsten - um nach Mitternacht - fast leer ist: Ordnung muss ihrer Meinung nach sein.

Nico Rosberg blieb gleich in Asien zum Urlaub., Foto: Sutton
Nico Rosberg blieb gleich in Asien zum Urlaub., Foto: Sutton

Auch Timo Glock gehört zu diesen "Langnasen-Chaoten", die ihrer Meinung nach am falschen Platz sitzen und in die falsche Richtung laufen zum Getränke holen... Timo hatte Glück, er war bereits dabei, auf einen Flug ins noch geöffnete Istanbul einzuchecken, "um dann von dort irgendwie weiterzukommen", als er seinen früheren Toyota-Chefingenieur Dieter Gass, jetzt bei Lotus, am Flughafen traf. Der erzählte ihm, dass es sehr wahrscheinlich doch zumindest je einen Lufthansaflug nach Frankfurt und nach München geben würde - in etwa einer halben Stunde werde man das wissen.

Glock zögerte den Check-In bei Turkish Airlines noch hinaus, wartete, "und als ich da wirklich nur noch fünf Minuten hatte, um mich zu entscheiden, kam die Bestätigung, dass die Lufthansa tatsächlich fliegen würde." Was selbst die sonst so coolen, gesetzten Geschäftsleute, die sich in einer Traube um den Ticketschalter ballten, mit lautem Jubel und Applaus begrüßten.

Kaum hatte Glock seinen Platz in der Frankfurt-Maschine sicher, schreckte er Mercedes-Sportchef Norbert Haug mit einer SMS hoch: "Auf, zum Flughafen." - "Der Nobby hat schon im Bett gelegen", lachte er. Allerdings hätte Haug den Weckruf wohl nicht unbedingt gebraucht - denn Mercedes-Organisationschefin Petra Schleunig gilt sowieso als die mit Abstand beste "Reisemanagerin" in der Formel 1. Sie hatte inzwischen natürlich von der Shanghaier Lufthansa-Stationschefin Beate Berke auch die Information bekommen - und trommelte nun ihre Schäfchen zusammen.

Wann die Autos zurückkommen, ist noch nicht bekannt., Foto: Sutton
Wann die Autos zurückkommen, ist noch nicht bekannt., Foto: Sutton

Einschließlich der Mercedes-DTM-Piloten Paul di Resta und Gary Paffett - die ja am kommenden Sonntag ihr Auftaktrennen in Hockenheim haben. "Nur David Coulthard" - Neu-Werksfahrer in der DTM bei Mercedes und als BBC-Kommentator in Shanghai - "ist uns irgendwie abhanden gekommen, der hängt jetzt noch fest", grinste Paffett, "mal sehen, ob der sein DTM-Debüt verpasst..."

Für die Formel-1-Piloten von Mercedes GP musste Schleunig allerdings nicht mehr sorgen: Nico Rosberg hatte das Glück gehabt, schon von vorneherein einen Urlaub in Thailand geplant zu haben, Michael Schumacher, ausnahmsweise einmal nicht mit Privatjet zum Rennen gekommen, konnte mit Formel-1-Boss Bernie Ecclestone in dessen Privatmaschine zurückfliegen, angeblich wählten die beiden eine Route über Dubai erst einmal nach Nizza.

Über Dubai war auch Ersatzfahrer Nick Heidfeld nach Rom und dann per Auto in die Schweiz gekommen - er war allerdings schon am Samstag Abend vor dem Rennen zurückgeflogen - auch wegen anstehender PR-Termine am Wochenbeginn. Was man bei Mercedes wie bei allen anderen Teams allerdings noch nicht weiß: Wann man die Autos und das übrige Material aus China zurückbekommt... Bernd Mayländer, auf eigene Initiative erstmal nach Dubai geflogen, simst von dort an Petra: "Ich fliege jetzt gleich los - komme wenigstens nach Nizza." Petra simst zurück: "Ich fliege auch - aber gleich nach Frankfurt!"

Übrigens: Der Flug verlief dann vollkommen normal - trotzdem: Nach der Landung gab es selbst in der Businessclass das, was man normalerweise vor allem aus Ferienfliegern kennt: Applaus! Sei es nun, weil da doch dem einen oder anderen die Sache nicht ganz geheuer gewesen war - oder aus Freude, es doch endlich zurück geschafft zu haben.