1. - S wie Startaufstellung
Lange sah alles nach einer Heim-Pole für Mark Webber aus, doch Sebastian Vettel hatte etwas dagegen und fuhr im zweiten Qualifying 2010 die zweite Saison-Pole ein, seine insgesamt siebte in der Formel 1. "Es ist zwar Marks Heimrennen, aber er holte die Pole Position in Deutschland - also ist das eine kleine Revanche", sagte Vettel mit einem Schmunzeln.
"Ich wäre natürlich gerne auf der Pole Position gestanden, aber Zweiter ist auch ein gutes Ergebnis", gab sich Webber zufrieden. Er lobte sogar seinen Teamkollegen: "Sebastian hat einen guten Job gemacht." Dabei war Vettels Pole-Runde alles andere als perfekt, er ließ im letzten Sektor einiges an Zeit liegen. Ein Zehntel trennte am Ende die beiden Red Bull-Piloten. "Es war ein guter Kampf", gestand der Australier.
Keine Chance in diesen Kampf einzugreifen hatte Fernando Alonso. Trotzdem stand der Dritte im Mittelpunkt: Er hielt Michael Schumacher auf dessen schneller Runde auf. "Ich unterstelle Alonso keine Absicht", wiegelte der Rekordweltmeister ab. "Das Team hätte ihm etwas sagen müssen, aber da scheint die Kommunikation zwischen Alonso und Ferrari nicht richtig funktioniert zu haben."
Im Gegensatz zu den freien Trainings zog Schumacher im Qualifying als Siebter den Kürzeren gegen seinen Teamkollegen Nico Rosberg. "Es war heute ein enttäuschendes Qualifying", sagte Rosberg, der das Setup seines Teamkollegen übernahm. "Michael war bis zum Qualifying das ganze Wochenende schneller und dann habe ich es umgedreht. Ich habe aber nicht das Beste rausgeholt und das ist viel wichtiger, also muss ich mich in Zukunft mehr konzentrieren."
Das gilt auch für Lewis Hamilton, der als Elfter am Einzug ins Q3 scheiterte. "Ich war nicht schnell genug", gestand er. "Ich hatte das Gefühl, ich holte alles aus dem Auto raus, ich hatte einfach nicht mehr Grip von den Reifen."
2. - S wie Start
Egal ob Regen, Thunderstorm oder Wind: Sebastian Vettel hat ganz klar die beste Ausgangsposition für das Rennen. "Vor uns ist niemand, das ist etwas Gutes", sagt der Deutsche. "Wir haben unseren Blick eh nach vorne gerichtet. Hoffentlich haben wir einen guten Start wie in Bahrain, danach eine saubere erste Runde und dann heißt es abwarten, was passiert."
Wie Vettel startet Michael Schumacher von der sauberen, ungeraden Seite. "Ich stehe auf der sauberen Seite, das ist schon einmal nicht verkehrt", meinte der Mercedes-Pilot. In der ersten Kurve könnte es trotzdem eng werden. Gerade für Lewis Hamilton, der von hinten am Start sicher versuchen wird, einige Plätze gutzumachen. Er kündigt an: "Ich werde alles geben."
3. - S wie Strecke
Melbourne ist der Inbegriff eines Stop-and-Go-Kurses. Das belastet vor allem die Bremsen stark und verlangt nach einer hohen Bremsstabilität. Gleichzeitig besteht der Kurs aus einer Reihe von langsamen und mittelschnellen Kurven, die von kurzen Geraden verbunden werden und damit eine Herausforderung für die Motorkühlung darstellen. Obwohl rund zwei Drittel der Runde Vollgas gegeben wird, ist die Motorleistung nicht so entscheidend wie das Drehmoment, um schnell aus den mittelschnellen Kurven herauszukommen.
"Das Geheimnis ist, dass man nicht viel nachdenken darf", sagt Vettel. "Einfach fahren - von Kurve zu Kurve. Konzentration ist sehr wichtig. Ein kleiner Fehler kann hier kostbar sein." Das merkte Vettel am Freitag am eigenen Leib. "Ich war nur 10-20 cm zu weit links und ruckzuck verliert man das Auto. Das geht hier relativ fix."
5. - S wie Schlangenlinien
In Australien war es nicht nur kühler als zuletzt in Bahrain, sondern auch ähnlich kalt wie bei den Wintertests in Europa. Eigentlich hätte das dem Mercedes Silberpfeil entgegen kommen sollen. Doch der MGP W01 brachte die Reifen nicht richtig auf Temperatur.
Das war auch einer der Gründe, warum Michael Schumacher auf seiner letzten schnellen Runde im Verkehr steckte. "Weil die Autos so viele Runden brauchten, um die Reifen zum Arbeiten zu bringen, waren viel mehr Autos auf der Strecke", erklärte Ross Brawn.
Besonders schlimm erwischten die Temperaturprobleme Felipe Massa. "Es war sehr schwierig. Mit den harten Reifen war bei hohen Temperaturen gestern Morgen alles in Ordnung. Als die Temperaturen sanken, verlor ich Grip", berichtete der Brasilianer. "Ich fahre Schlangenlinien und bremse sehr spät, aber es hilft nicht. Das ist das Setup und vieles weitere. Fernando hat es seit gestern geschafft, die Reifen ins richtige Fenster zu bekommen und ich nicht. Deswegen hatte ich Schwierigkeiten."
5. - S wie Strategie
Eigentlich hat die Strategie in diesem Jahr ihren Status des Mystischen verloren. Das Tankverbot und die Haltbarkeit beider Reifentypen haben ihr die Magie genommen - Einstopprennen sind die Regel. Das gilt auch in Melbourne, erst Recht seit die Höchstgeschwindigkeit in der Boxengasse aus Sicherheitsgründen auf nur 60 km/h begrenzt wurde.
Selbst die hohe Wahrscheinlichkeit von Safety Car Phasen bringt die Strategen nicht sonderlich ins Schwitzen. Es wird trotzdem bei nur einem Boxenstopp bleiben - nur der Zeitpunkt könnte sich verschieben. "Weil das Speedlimit heruntergesetzt wurde, werden die Stopps wohl etwas später kommen", glaubt Christian Horner. Sollten einige Fahrer in der SC-Phase nicht stoppen, könnten sie für viele Runden zum Hindernis für die Toppiloten werden. "Das gibt sehr interessante Strategien", hofft Horner.
Michael Schumacher glaubt nicht, dass es in Australien spannender wird als in Bahrain. "Man versucht immer seine Möglichkeiten auf der Strecke zu nutzen. Man hält sich nicht zurück, in der Hoffnung, dass man den Gegner später überholen kann. Wir wissen, es gibt einen Start und einen Boxenstopp - das war's", erklärte der siebenfache Champion. Sein Teamkollege Nico Rosberg macht den Fans wenigstens etwas Hoffnung: "Regen und mögliche Safetycar-Phasen können schon für ein Durcheinander sorgen, von dem man profitieren kann."
"Bei diesen Bedingungen ist es das beste Mittel, vorne zu stehen und freie Sicht zu haben", sagt Horner, dessen Piloten in der ersten Startreihe genau diesen Luxus genießen. "Wenn man vorne fährt, ist man in der besten Situation, um zu reagieren. Je weiter hinten man ist, desto aggressiver muss man sein."
Die Reifen spielen in Horners Berechnungen keine gewichtige Rolle. "Der Reifenabbau ist nicht so stark wie vor zwei Wochen oder im letzten Jahr", sagt er. "Letztes Jahr waren die weichen Reifen sehr weich. Die Hinterreifen waren das größte Problem." Das sieht er in diesem Jahr nicht. Vorne und hinten gebe es keine Probleme. Als Beispiel oder Warnung schiebt er nach: "Am Freitag sind wir die schnellste Runde eines Long Runs am Ende gefahren."
6. - S wie Sonntagswetter
Die meisten Gedanken macht sich Horner wegen des Wetters: "Das ist die größte Variable." Es könnte teils nass, teils trocken sein und auch Thunderstorms wurden angekündigt.
"Regen würde mit Sicherheit die so genannte Spannung etwas heben", bestätigt Michael Schumacher. Obwohl er als Regengott bezeichnet wird, ist er selbst nicht so scharf auf das kühle Nass. "Ich habe bei Regen in der Vergangenheit gute Resultate erzielt, aber gemocht habe ich es nicht immer. Fakt ist, man hat im Regen eine sehr viel größere Fehlerquote, es kann mehr passieren. Insofern war ich nicht immer ein Freund von Regenrennen, aber ich habe es immer irgendwie hinbekommen."
Adrian Sutil sieht das anders. Er gilt ebenfalls als Regenspezialist. "Es sieht sehr nach Regen aus, dann wird das Rennen vielleicht chaotisch", freut er sich. "In so einem Fall muss man abwarten und bis zum Ende durchfahren. Ich finde es immer interessant, wenn es regnet und unvorhersehbare Dinge geschehen. Dann muss man schnell Entscheidungen treffen und sich an die neuen Bedingungen anpassen. Das kann ich ganz gut. Ich wäre also nicht unglücklich."
7. - S wie Spannung
Für viele steht der Sieger des zweiten Saisonrennens bereits fest: "Sebastian Vettel", sagt Nick Heidfeld stellvertretend. "Er steht auf der sauberen Seite und wenn es trocken bleibt, sollte das, ein Vorteil sein. Im Regen bringt Sebastian immer gute Leistungen, deswegen würde ich auf ihn setzen." Aber das galt schon in Bahrain und dort machte ihm eine Zündkerze einen Strich durch die Siegrechnung.
Trotzdem sagt auch Niki Lauda: "Das Red-Bull-Auto ist das schnellste, der Sebastian sowieso." Adrian Sutil pflichtet bei: "Red Bull fährt in einer eigenen Liga, in der Fernando Alonso gerade noch so mithalten kann. Die Reihenfolge ist also: Red Bull, Ferrari und dann kommt der Rest."
Diese Einschätzung erkennt auch Alonso an. "Vielleicht schaffe ich es auf das Podest", sagt der Spanier. "Natürlich will ich um den Sieg mitfahren, aber es zahlt sich nicht aus, Risiken zu nehmen, da es zu wichtig ist, Punkte mitzunehmen."
Mercedes GP spielt in den Überlegungen keine Rolle. "Insgesamt haben wir hier besser ausgesehen", erkennt Norbert Haug an. "Aber Red Bull und Ferrari mit Alonso sind schneller als wir." Teamchef Ross Brawn sah sein Team unter den Top-5. Dennoch gibt Schumacher zu: "Für uns ist Red Bull außer Reichweite", erklärte Michael Schumacher. "Ferrari und McLaren sollten unsere Hauptgegner sein."
Rosberg bestätigt diese Sichtweise. "Unser Konkurrent ist Ferrari. Sie sind nur ein bisschen vor uns - heute waren es um die drei, vier Zehntel. McLaren war circa zwei Zehntel hinter uns, allerdings war McLaren in Bahrain im Rennen schneller als wir." In Australien erwartet Rosberg aber eine bessere Rennperformance. "Platz sechs ist schon okay, aber von da aus wird das Podium schwierig. Unter normalen Umständen ist das Podium nicht realistisch, aber man weiß nie, was passiert."
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