Wirklich leise war die Truppe von USF1 eigentlich von Beginn an nicht. Es wurde immer irgendwie versucht, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, oft schlug dies aber zurück, weil die Dinge, die preisgegeben wurden, nicht unbedingt zu der Überzeugung führten, das Team brächte seine Formel-1-Ambitionen vorwärts. Da gab es Videos und Fotos von Werkshallen, wo ein paar vereinzelte Maschinen standen und Mitarbeiter ein wenig arbeiteten, den Eindruck einer voll funktionsfähigen Formel-1-Fabrik machte das nie. Auch die Computermodelle, die auf Rechnern in äußerst leeren Räumen gezeigt wurden, ließen die Zweifel nicht sinken.

Anscheinend war das alles Absicht, wie Sportdirektor Peter Windsor in seinem Blog auf der Website von USF1 nun äußern musste. So sei er gefragt worden, warum sein Team in den vergangenen sechs Monaten so ruhig gewesen sei schrieb er: "Meine Antwort hat zwei Teile - einerseits gab es wenig, was wir sagen oder tun konnten, während sich die politische Situation in der Formel 1 geregelt hat. Wir sind alle im Unterhaltungsgeschäft, das wir Formel 1 nennen und es schien da wenig oder gar keinen Sinn zu haben, aus Sicht eines neuen Teams noch nachzulegen."

Der Stolz

Sein zweiter Punkt war, dass seit August am "Zuhause" des Teams gearbeitet wurde. So wurde die Werkstatt des ehemaligen NASCAR Teams von Hall of Fame Racing/Joe Gibbs neu gestrichen, der Boden neu ausgelegt, alles neu verkabelt, mit neuer Beleuchtung versehen und neu designt. Mit Stolz meinte Windsor: "Das kann man in Charlotte, North Carolina machen, wo der wirtschaftliche Faktor der Motorsport-Industrie an die sechs Milliarden Dollar pro Jahr ausmacht. Frage und du bekommst es auch, brillant." Schon bevor mit dem Bau begonnen wurde, sei bereits mit dem Design des Autos und der Zusammenstellung des Teams begonnen wurden, erklärte er weiter. "Die Leute wollten wissen, was los ist. Wir antworteten: 'Wir stellen das Team zusammen.' Das ist wie beim Bau eines neuen Hauses. Man lädt nicht die Nachbarn und die Familie ein, bevor man nicht zumindest das Wohnzimmer halbwegs fertig oder ein paar Teller in der Küche hat."

Windsor musste betonen, dass die Anforderungen der modernen Medien einfach so seien, dass der Eindruck entstünde, man tue nichts, wenn man nichts sage. "Ich widerspreche. Ich denke, jeder und jedes Unternehmen hat das Recht auf Zeit für die Arbeit. Das erinnert mich an die Zeit als der junge Winston Churchill London verließ, um per Schiff nach Südafrika zu reisen, wo er für eine englische Zeitung über den Buren-Krieg berichten sollte. Während der Reise war er zwei Wochen von allen Nachrichten über den Krieg abgeschnitten, über den er berichten sollte. Und was war? Der Krieg lief immer noch, als er ankam, er arbeitete sich schnell ein - und sein Kopf war so frisch, dass er einige der besten Texte des Kriegs-Journalismus in der Geschichte der englischen Sprache geschrieben hat."

CFD ist nichts Besonderes

Unbedingt abgekanzelt hatten sich Windsor und USF1 allerdings nicht, immerhin hatte der Sportdirektor auch was über Nick Wirth und dessen Verlautbarung zu sagen, dass der Renner von Virgin Racing rein im Computer entstehen und nicht im Windkanal sein wird. Er wollte sich davon nicht besonders beeindruckt zeigen. "Ich habe kürzlich gesehen, dass Nick Wirth eine Presse-Aussendung darüber geschickt hat, dass das neue Virgin F1 Auto rein in CFD - Computerisierter Flussdynamik - entworfen wird. Das trifft auch auf unser Auto zu, auch wenn wir das bei einem neuen Team als logischen Prozess und weniger als etwas besonders Aufregendes sehen. Es gibt aber keinen Zweifel, dass der Lebensrhythmus nun ein anderer ist. Nachdem ich für Williams und Ferrari gearbeitet habe, zögere ich nicht, das zu sagen. Damals wurde ein 60 Prozent großes Modell direkt vom nächsten abgelöst." Wenn das fertige Auto steht, will USF1 aber dann doch in den Windkanal. Seine Fahrer will USF1 im Januar bekanntgeben, wie aufregend das wird, weiß wohl auch nur Windsor.