"Nicht jeder Schatz besteht aus Silber und Gold", aber in den 30er Jahren erwiesen sich die Grand Prix-Rennwagen von Mercedes-Benz als Schatz für den Automobilhersteller. Denn die Überlegenheit der Fahrzeuge im internationalen Rennsport konnte von der Konkurrenz nur selten gebrochen werden. Von 1934 bis 1939 war "Silberpfeil" die inoffizielle Bezeichnung des überlegenen W25 und der Legende nach entstand die Farbgebung beim Rennen in der Eifel 1934 aus einer Not heraus - Übergewicht.

Der W25 mit dem Manfred von Brauchitsch an den Start gehen sollte, soll statt 750 kg beim Wiegen am Samstag 751 kg verzeichnet haben. Daraufhin kratzten die Mechaniker die weiße Farbe ab, die für die nationale Herkunft eines Teilnehmers stand. Rennleiter Alfred Neubauers Ausspruch "Nun sind wir die Gelackmeierten!" soll Fahrer Manfred von Brauchitsch auf die Idee gebracht haben. Soweit zur Legende. Denn diese Erklärung, die Alfred Neubauer als Erster niederschrieb, wird heute mit ein wenig Augenzwinkern gesehen.

Doch was auch immer der eigentliche Grund für den Farbwechsel war, eines bleibt bestehen: die Erfolgsgeschichte mit Fahrern wie Rudolf Caracciola, von Brauchitsch, Hermann Lang, Hans Stuck, Bernd Rosemeyer, der 1938 tödlich verunglückte und dem legendären Juan Manuel Fangio. Durch die Überlegenheit dieser Fahrzeuge im internationalen Automobil-Rennsport, die nicht zuletzt auf der akribischen Vorbereitung sowie der guten Arbeit der Mechaniker beruhte, wurde der Begriff "Silberpfeil" zum Mythos.

Mit dem W25 gelangen von 1934 bis 1936 elf Siege. 1937 ging Mercedes-Benz mit dem W125 an den Start, der besonders durch die Kühlöffnungen an der Frontpartie unverwechselbar wurde. Der Ingenieur Rudolf Uhlenhaut wählte nach ausgiebigen Versuchsfahrten auf dem Nürburgring eine revolutionäre Fahrwerksauslegung: Die bislang übliche Abstimmung des Fahrwerks – hart gefedert, aber wenig gedämpft – verkehrte Uhlenhaut ins Gegenteil: Der W 125 rollte weich gefedert, aber kräftig gedämpft an den Start. Das äußere Erscheinungsbild ähnelte dem seines Vorgängers. Zudem konnte, je nach Streckenbedarf z.B. das Getriebe, Vergaser und äußere Maße eingestellt werden.

Der W152 war der erfolgreichste Silberpfeil, Foto: Sutton
Der W152 war der erfolgreichste Silberpfeil, Foto: Sutton

Rennfertig brachte der W125 rund 1097 Kilogramm (ohne Fahrer 1021 Kilogramm) mit 240 Litern Kraftstoff, sieben Litern Wasser, neun Litern Motor- und 3,5 Litern Getriebeöl an Bord auf die Waage. Bis zu 646 PS (475 kW) ließen sich dem 222 Kilogramm schweren Motor entlocken, was einer stolzen Literleistung von 114 PS (84 kW) sowie einem Leistungsgewicht von 1,16 Kilogramm pro Pferdestärke entsprach – ein Wert, der erst Jahrzehnte später überboten wurde. 1938 dann gewann der W154 fünf von sieben Rennen, doch der Ausbruch des Krieges beendete auch den Grand Prix-Sport - vorerst.

Katastrophe & Rückkehr

In den 50er Jahren setzte Mercedes die Erfolgsgeschichte mit Juan Manuel Fangio fort. Gleich beim Debüt am 4. Juli 1954 auf dem Circuit de Reims-Gueux (Frankreich) feierte Mercedes einen sensationellen Doppelsieg. Die "Silberpfeile" waren zurück und holten 1954 und 1955 den Titel. Nach der Katastrophe beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, bei der ein Silberpfeil des Typs Mercedes-Benz 300 SLR verunglückte und mehr als 80 Zuschauer in den Tod riss, entschied man sich für den Rückzug aus dem Motorsport.

Erst 1994 kehrte man als Motorenlieferant auf die Bühne der Formel 1 zurück und ab 1997 wurde der Begriff 'Silberpfeil' wieder aufgenommen, da McLaren-Mercedes seitdem eine überwiegend silberne Lackierung einsetzt. Die Erfolge kamen auch zurück: Mika Häkkinen gewann zwei WM-Titel, 2008 krönte sich Lewis Hamilton zum jüngsten F1-Champion aller Zeiten.