Rubens Barrichello hat bereits mehrfach deutlich gemacht, dass er nichts mehr hasst als Stallorder, dementsprechend dürfte er auch nichts anderes erwartet haben, als dass ihm Teamchef Ross Brawn freie Fahrt für das Rennen in Valencia gibt, nachdem er sich besser qualifiziert hat als Teamkollege und WM-Leader Jenson Button. "Er wird frei drauflos fahren können. Er hat etwas mehr Benzin als Jenson und er hat recht gute Starts gemacht, solange er kein Problem mit dem Auto hatte. Normalerweise lagen seine schlechten Starts an einem Problem mit dem Auto, aber wenn wir keines hatten, machte er gute Starts", sagte Brawn. Was Brawn nicht sagte, aber rein mathematisch auch logisch ist, solange Barrichello vor den Red Bulls ankommt, wird es Button auch nutzen.

Sehr zufrieden war Brawn mit der Steigerung, die sein Team an diesem Wochenende zeigen konnte. Hilfe dürften dabei die warmen Temperaturen gewesen sein, wobei man bei Brawn GP nicht weiß, ob es nur daran liegt, weil Vergleichstests mit neuen Abstimmungen genau wegen der hohen Temperaturen noch nicht ganz auf ihre Aussagekraft überprüft werden konnten. "Wir hatten das ganze Wochenende ein gutes Auto und es gibt da das Dilemma, dass wir mit den KERS-Autos umgehen müssen. Wenn wir knapp vor ihnen sind und gleich viel Benzin haben, holen sie uns am Start und wir haben Probleme. Wir haben uns entschieden, etwas schwerer zu fahren und das im Rennen zu nutzen, um das KERS-Problem zu lösen. Hier werden sie in die erste Kurve eine gute Chance haben", sagte Brawn.

Reifen als Schlüssel

Ungeachtet dessen erachtete der Teamchef das Potential des eigenen Autos aber trotzdem als sehr hoch und bedauerte, dass Button im Qualifying ein paar Zehntel hatte liegen lassen. Schlecht sehe es dennoch nicht aus, jetzt müssten sich die Piloten nur beim Start aus Problemen heraushalten und darauf im Rennen aufbauen. Dort gehe es darum, die Reifen zu schonen, weil es so heiß ist. "Vettel ist eindeutig sehr schnell, aber wenn man sich ihr Auto über die längeren Runs ansieht, dann scheinen sie Probleme zu haben, die Reifen zusammenzuhalten. Und er ist kürzer als wir, hat weniger Benzin, also werden Jenson und Vettel gegeneinander fahren. Hoffentlich können wir unsere Reifen besser konservieren und ihn beim ersten Stopp schnappen."

Brawns Idealergebnis sehe aber noch ein wenig anders aus. Er hoffte, dass die wieder erstarkten McLaren vielleicht auch noch etwas helfen. "Ideal wäre, wenn wir vor den McLaren ankommen und sie vor den Red Bull. Das wäre eine Hilfe. Wenn sie vor uns ankommen, wäre das nicht so gut; es ist schwer vorherzusagen, ob sie eine Hilfe oder ein Hindernis sein werden. Sie werden die Dinge sicher beeinflussen, ich weiß nur noch nicht, auf welche Weise", erklärte er.