Ginge es nach dem, was die bisherigen Verlierer der Formel 1 2009 sich so erhoffen und erträumen, dann müsste der Grand Prix von Spanien alles bisher gesehene auf den Kopf stellen, dann müsste die Saison quasi noch einmal neu beginnen, unter völlig neuen Voraussetzungen.

Die größten Hoffer sitzen bei Ferrari - von einer Sekunde redet Felipe Massa, die man mit dem neueren, leichteren Auto jetzt auf einmal schneller sein will. Bei den Straightline-Tests am vergangenen Wochenende sei man zu diesen Erkenntnissen gekommen, und sei deshalb sehr optimistisch, in Barcelona zumindest auf's Podium fahren zu können, tönte der Brasilianer und legte damit die Latte gleich mal ziemlich hoch. Sicher, eine Sekunde klingt natürlich ziemlich viel, aber erstens muss sie sich in der Praxis erst einmal betätigen - und zweitens haben alle anderen ja mit Sicherheit auch nicht geschlafen.

BMW hofft ohne KERS

BMW Sauber baut auf die neue Aerodynamik., Foto: Sutton
BMW Sauber baut auf die neue Aerodynamik., Foto: Sutton

Bei BMW, dem wohl größten Verlierer der letzten Wochen, spricht man von auf jeden Fall über einer halben Sekunde, die das neue Aeropaket bringen soll - noch ohne jede Form von Doppeldiffusor allerdings, also mit einer weiteren Hoffnung für die nähere oder fernere Zukunft im Ärmel, dann noch einmal nachlegen zu können, auch wenn man sich auf genaue Zeitpunkte noch nicht festlegen will. Kein Wunder - hat man sich doch mit dem ersten Aero-Update, auf das man sich seit Saisonbeginn voll konzentrierte, so dass man es nicht für sinnvoll hielt, wie viele andere zwischendurch kleinere Neuerungen zu bringen, schon eine neue Baustelle geschaffen: KERS muss erstmal draußen bleiben.

Auch wenn Dr. Mario Theissen das bestimmt nicht gerne hört: Zumindest nach außen muss der Verzicht auf KERS in Barcelona wie das Eingeständnis einer Niederlage wirken - schließlich kommt er von den größten KERS-Verfechtern überhaupt. Wobei die Erklärung, dass das KERS jetzt in das komplett modifizierte Auto nicht mehr hineinpasst, vor allem ein Hinweis darauf ist, wie radikale und offensichtlich im Vorfeld überhaupt nicht voraussehbare Schritte man bei den Weiß-Blauen in der Entwicklung gehen mussten, um überhaupt eine Hoffnung zu haben, überhaupt noch einmal näher an die Spitze heranzukommen.

Hoffen auf den Diffusor

McLaren bleibt erst mal skeptisch., Foto: Sutton
McLaren bleibt erst mal skeptisch., Foto: Sutton

So ziemlich die Einzigen, die in das ganz große "Hoffnungslied" nicht mit einstimmen, sind die Silbernen. Dort, wo von Australien bis Bahrain eigentlich die größten Fortschritte zu erkennen waren, gibt man sich betont vorsichtig und zurückhaltend, erwartet, allerdings vor allem durch die Streckencharakteristik, eher einen gewissen Rückschritt gegenüber Bahrain, zumindest, was die Abstände zur Spitze angeht. Sicher nicht nur reiner Zweckpessimismus, sondern auch ein Blick auf die Realität, auf die, wie schwer das Aufholen tatsächlich ist.

Gut möglich zwar, dass das Entwicklungspotenzial bei der "Diffusorgang", allen voran bei Brawn GP, nicht mehr ganz so groß ist wie bei den anderen, aber ein bisschen was haben auch die mit Sicherheit noch zuzulegen. Ganz zu schweigen von Red Bull, die zuletzt schon das schnellste Auto hatten. Sie werden noch nicht ab Barcelona, aber zumindest ab Monaco mit der ersten Stufe in Richtung Doppeldiffusor unterwegs sein...

Hoffnung für die Schildkröte

Brawn GP kommt als Gejagter nach Barcelona., Foto: Sutton
Brawn GP kommt als Gejagter nach Barcelona., Foto: Sutton

Der ein oder andere der bisherigen "Frontrunner" läuft allerdings tatsächlich Gefahr, von der gemeinsamen Hoffnungsenergie der großen Angreifer überrollt zu werden: Williams vor allem, wo es nicht das erste Mal wäre, dass man vom Entwicklungstempo der Konkurrenz überrollt wird. Bei Toyota müsste das eigentlich nicht passieren, wenn, es trotzdem geschieht, würde es wohl eher daran liegen, dass man dort - auch nichts ganz Neues - ganz gerne ein Talent entwickelt, sich selbst bei besten Vorrausetzungen irgendwie gern selbst auf den Füßen, oder, wie in Bahrain, auf den Reifen zu steht.

Ach ja, und da ist ja dann noch der größte "Hoffer" von allen auf der Fahrerseite: Rubens Barrichello, von Jenson Button in den vier Überseerennen klar in den Schatten gestellt, der aber nichtsdestotrotz im Brustton der Überzeugung verkündet, er könne selbstverständlich die WM noch umdrehen, Button schlagen und auch Weltmeister werden und im übrigen auch noch mindestens zwei oder drei Jahre Formel 1 fahren wolle...

Was sie von solchen Sprüchen halten, bewiesen ihm kürzlich einig brasilianische '"Fans", die nach dem Bahrain-GP seine offizielle Website hackten: Auf der Startseite stand die seit Ferrari-Zeiten bekannte Karikatur von Barrichello als Schildkröte....