Immer wenn Fernando Alonso ein Rennen oder einen Podestplatz im Vorhinein ausschließt, scheint am Sonntag alles genau nach dem Geschmack des Spaniers zu laufen. Nach dem Qualifying meinte der Ex-Doppelweltmeister, dass Renault nicht die Pace habe, um auf das Podium zu fahren. Dafür benötige man sehr viel Glück. Das scheint dem Spanier momentan hold zu sein: nach seinem Sieg in Singapur stand Alonso auch in Fuji ganz oben auf dem Podium. Mit 5 Sekunden Vorsprung fuhr er seinen zweiten Sieg in Folge heraus.

"Der Start war das aufregendste am ganzen Rennen für mich", sagte der glückliche Sieger. "Die Fahrer sind vor mir sehr aggressiv in die erste Kurve gefahren, aber auch bei mir haben die Reifen blockiert und ich wurde leicht rausgetragen."

Alonso holte sich den zweiten Sieg in Folge., Foto: Sutton
Alonso holte sich den zweiten Sieg in Folge., Foto: Sutton

Zu diesem Zeitpunkt ging Robert Kubica an ihm vorbei, der eigentlich keinen guten Start hatte, aber wohl als einziger den Scheitelpunkt einigermaßen gut erwischte. "Alle anderen sind geradeaus gefahren", sagte Kubica. "Wenn einer dagewesen wäre, hätte ich ihn voll gerammt." Allerdings konnte er Alonso nicht davonfahren. "Im zweiten Stint war keiner vor mir, das Auto lief toll und so konnte ich einen Vorsprung herausfahren", erklärte Alonso. "Das war der Schlüssel zum Sieg."

"In Singapur hatten wir etwas Glück, aber heute war es ein verdienter Sieg für Fernando und das Team", sagte Flavio Briatore. "Wir haben eine tolle Leistung gezeigt." So sicher Alonsos Sieg war, so umkämpft war der zweite Platz in den Schlussrunden des Japan GP. Robert Kubica kämpfte nicht nur mit Kimi Räikkönen, sondern auch mit einem übersteuernden Auto und schlechter Traktion. Immer wieder setzte Räikkönen zum Überholmanöver an, ging neben den BMW Sauber, kam aber nicht vorbei. Stattdessen holte Nelson Piquet auf das rot-weiß-blaue Duo auf. An der Reihenfolge änderte sich aber nichts mehr.

Kubica schnappte sich mit Platz 2 wichtige Punkte im Titelkampf und liegt nun nur noch 12 Zähler hinter Lewis Hamilton auf Rang 3 der Fahrer-WM. Räikkönen überquerte die Ziellinie als Dritter, vor Piquet, der zusammen mit Alonso den vierten Platz von Renault in der Konstrukteurswertung weiter absicherte.

Strafen für die WM-Anwärter

Lewis Hamilton blieb ohne Punkte., Foto: Sutton
Lewis Hamilton blieb ohne Punkte., Foto: Sutton

Für beide Titelkandidaten begann das Rennen ganz anders als gedacht. Lewis Hamilton bremste die erste Kurve spät an, um sich auf der letzten, grünen Rille gegen Kimi Räikkönen durchzusetzen, der den Briten auf dem Sprint zur ersten Kurve zunächst überholt hatte. Doch das Manöver ging schief: Hamilton und Räikkönen kamen neben die Strecke ab und verloren beide Plätze. Auch dahinter sorgte das Chaos für einige Positionswechsel, so dass auch Felipe Massa zurückfiel.

Für Hamilton sollte der verpatzte Start samt des angeblichen Abdrängens von Räikkönen noch Folgen haben: er erhielt eine Drive Through-Strafe. "Mir ist nicht ganz klar, warum Lewis bestraft wurde", sagte Teamchef Ronn Dennis in einem TV-Interview. "Das ist Motorsport, richtig? Massa hat Webber abgedrängt, da war alles in Ordnung. In der ersten Kurve passiert es oft, dass Autos rausgetragen werden, er hat niemanden berührt, keine Ahnung, warum er bestraft wurde. Wenigstens führen wir immer noch mit 6 Punkten in der WM." Auch Heikki Kovalainen sah in der Aktion eine "normale erste Kurve". Hamilton gestand zumindest einen Fehler: "Ich kam in Kurve 1 zu weit raus, das war mein Fehler, da ich zu spät gebremst habe."

Hamilton wurde aber nicht als einziger bestraft. Zunächst konnte er sich, auch nach dem Verbremser, auf Platz 3 beziehungsweise 4 halten. Doch dann fiel er urplötzlich hinter Felipe Massa zurück, den er zwar wieder überholte, von diesem bei dessen Konter aber umgedreht wurde, als Massa Hamilton in der Schikane innen über den Kerb überholen wollte und den McLaren dabei am Heck traf. Auch dafür gab es von den Rennkommissaren eine Strafe. "Ich bin verblüfft, dass wir eine Strafe erhalten haben, aber Regeln sind Regeln", sagte Massas Ingenieur Rob Smedley. "So fanden sich Massa und Räikkönen nach 18 Runden auf den Position 13 und 14 wieder.

Ferrari und McLaren kämpfte hart., Foto: Sutton
Ferrari und McLaren kämpfte hart., Foto: Sutton

Für Massa war das Rennen der Zwischenfälle damit noch nicht vorbei. Zwar kämpfte er sich vor seinem zweiten Boxenstopp noch bis auf Rang 8 nach vorne, doch in Runde 51 kam es zu einer erneuten Kollision: In Kurve 1 wollte Massa den aus der Box kommenden Sebastien Bourdais überholen, doch der gab innen in der Kurve nicht nach. Die Autos kollidierten und Massa drehte sich.

Der Zwischenfall wurde von den Kommissaren nach dem Rennen untersucht und eine nachträgliche 25-Sekunden-Zeitstrafe ausgesprochen. "Die Situation mit Bourdais war lächerlich", klagte Smedley. "Er sollte schauen, wo er hinfährt. Ich rechne mit einer Strafe für ihn, denn er ist Felipe voll rein gefahren. Das war dumm von ihm." Massa bremste der Dreher nicht: er überholte sowohl Nick Heidfeld als auch Mark Webber und holte so als Achter noch einen Punkt. Durch die Strafe rückte er sogar auf 7 vor. Platz 6 belegte Sebastian Vettel, der ebenfalls von der Strafe seines Teamkollegen profitierte. Lewis Hamilton blieb als 12. ohne Punkte und führt in der WM nur noch mit 5 Zählern Vorsprung auf Massa.

Unfall und Ausfälle

Das Duell Hamilton gegen Räikkönen war nicht der einzige Knalleffekt des Starts. Richtig heftig war es für David Coulthard, der bei seinem letzten Japan GP in der ersten Kurve abflog und hart in die Reifenstapel einschlug. Dabei hatte der Schotte noch Glück im Unglück: bei seinem Abflug touchierte er den Williams von Kazuki Nakajima nur leicht, so dass dessen Frontflügel beschädigt wurde, die Autos aber nicht ineinander rasten.

David Coulthard hatte einen heftigen Abflug., Foto: Sutton
David Coulthard hatte einen heftigen Abflug., Foto: Sutton

"Ich versuchte innen an Bourdais vorbeizugehen", erklärte Coulthard gegenüber ITV. "Er kam über den Scheitelpunkt zurück. Piquet bremste vor uns etwas früh und ich steckte zwischen beiden." Die Autos berührten sich leicht und beim Beschleunigung aus Kurve 2 heraus brach dann wohl die Aufhängung in Folge der Berührung zuvor.

Nicht viel weiter kam Timo Glock, der nach zwei Boxenstopps früh aufgeben musste. "Mein Start war ziemlich gut, ich konnte auf der Außenbahn einige Plätze gutmachen", erklärte er. Allerdings verlor er die Plätze wieder im Chaos in Kurve 1. "Es waren viele Teile auf der Strecke und ich bin wohl über etwas gefahren. Danach hat sich das Auto komisch angefühlt und ist in Kurve 6 ausgebrochen. Im Gras bin ich wieder über etwas geflogen, relativ stark abgehoben und bei der Landung ist hinten wohl etwas gebrochen."

Auch für Adrian Sutil war schon früh Schluss. Der Force India-Pilot musste sein Auto mit einem Reifenschaden hinten rechts abstellen. Das Rennen von Heikki Kovalainen endete wenig später mit einem Motorschaden. "Ich habe Leistung verloren", so der Finne. "Bis dahin lief es gut für mich. Ich konnte der Spitze folgen und wollte bis zum ersten Stopp warten. Ich war mir sicher, mehr Sprit an Bord zu haben. Es war eine große Chance für mich, aber da kann man nichts machen."