Auch der zweite Testtag in Hockenheim ging an Lewis Hamilton. Der Brite ließ die Konkurrenz dabei abermals klar hinter sich, legte im Vergleich zum Dienstag noch zu und dürfte bei den Mercedes-Verantwortlichen vor dem Heimrennen schon einmal für verhaltenen Optimismus sorgen. Auf dem Weg zur Bestzeit hatte sich Hamilton mit der Arbeit am Setup und neuen Aerodynamik-Teilen auseinandergesetzt. Rund vier Zehntel hinter dem Briten fand sich der zweitschnellste Fahrer, der auch gleichzeitig der schnellste Deutsche war. Nico Rosberg hatte seinen Williams zu 117 Runden gezwungen, dabei eine gute Zeit erreicht und gleichzeitig noch das Fleiß-Sternchen für den eifrigsten Fahrer kassiert - nebenbei hatte er auch noch zahlreiche geplante Setup-Wechsel durchlaufen, die zum Testprogramm gehört hatten.
Erst hinter dem Williams-Piloten reihte sich Kimi Räikkönen auf Rang drei ein, wobei er ähnlich wie am Dienstag in etwa vier Zehntel auf Hamilton verloren hatte. Alle, die nun daraus bereits einen Trend für den Deutschland Grand Prix ableiten wollen, seien darauf hingewiesen, dass die Teams bei Testfahrten unterschiedliche Programme fahren und die Zeiten nur schwer vergleichbar sind. Räikkönen hatte sich mit Setup-Arbeit und neuen Lösungen für Aerodynamik und Mechanik beschäftigt und war mit den Ergebnissen recht zufrieden, wie er meinte. "Wir haben hauptsächlich probiert, die richtigen Abstimmungen für das Auto zu finden, die es uns erlauben, für den Grand Prix gerüstet zu sein. Ich denke, wir werden auf dieser Strecke konkurrenzfähig sein, so wie wir es das ganze Jahr schon waren. Der Speed fehlt nicht, aber manchmal schafften wir es einfach nicht, alle Elemente zu vereinen, wodurch wir das zur Verfügung stehende Potential nicht ausnutzen konnten", erklärte der Finne.
Recht wenige Runden drehte David Coulthard, da er sich den RB4 mit Mark Webber teilte. Der Schotte kam lediglich 42 Mal bei Start und Ziel vorbei, schaffte es aber immerhin, als Letzter noch innerhalb von einer Sekunde an Hamiltons Zeit dran zu bleiben. Das brachte ihm den vierten Testrang am Mittwoch ein. Die Arbeitseinteilung bei Red Bull war am Vormittag und Nachmittag unterschiedlich. Während Coulthard ganz in Richtung Deutschland Grand Prix arbeitete und Reifenvergleiche fuhr, konzentrierte sich Webber auf Entwicklungsteile auf mechanischer Seite, fuhr Aerodynamik-Tests und machte einen Reifenvergleich über den Longrun. "Es war ein produktiver Tag, der einige unerwartete und interessante Ergebnisse brachte", sagte der Australier.
Auch wieder weit vorne zu finden war Adrian Sutil, der sich diesmal auf Rang fünf einreihte. Damit führte er ein deutsches Dreierpaket an, dem sich noch Sebastian Vettel und Timo Glock angeschlossen hatten. Lediglich ein technisches Problem am Motor hatte Sutil gestört, während er sich die Aufhängung und das Setup genauer angesehen hatte. "Am Nachmittag haben wir die Aero-Entwicklung fortgeführt, die Radabdeckungen probiert, die wir beim Test in Silverstone erstmals hatten und die Reifenmischungen für das Rennen angesehen", sagte Chefingenieur Dominic Harlow und berichtete von guten Ergebnissen. Auch Sutil sprach von einem guten Tag, auch wenn der Wind es etwas schwer gemacht hatte. "Am Nachmittag kam die Balance dann aber wieder. Es wurde besser und besser und wir konnten gute Zeiten fahren, also war ich recht glücklich. Am Ende haben wir dann auch noch eine neue Evolution des Aufhängungs-Setup probiert, also sammeln wir wichtige Erfahrungen mit den neuen Teilen", erklärte Sutil, der noch viel Potential im Auto sah.
Glock war mit seinem Arbeitstag auch zufrieden und meinte, er habe viel Arbeit erledigt. "Das Wetter war besser, als Kamui es gestern hatte und wir konnten mehr als 100 Runden ohne Probleme abspulen. Ich könnte am Morgen ein paar Aerodynamik-Tests machen und am Nachmittag dann Bremsen- und Reifen-Vergleiche erledigen", sagte er und betonte, dass man eher in Richtung Basis-Setup gearbeitet habe und nicht mit Feintuning beschäftigt war. Wie Chefingenieur Dieter Gass verriet, drehte sich die Aerodynamik-Arbeit hauptsächlich um Frontflügel-Einstellungen.
Wie Coulthard teilte sich Vettel seinen STR3 mit dem Teamkollegen, wobei Sebastien Bourdais lediglich Rang 12 einfuhr. Im Gegensatz zum großen Bruder hatten die Toro Rosso Fahrer an recht ähnlichen Dingen gearbeitet, vornehmlich dem Setup, der Balance des Autos und den Reifen. Bourdais kürzte seine Testzeit noch dazu unfreiwillig ab, als er mit dem Auto in Kurve zwölf durch den Kies schlitterte und danach an der Box bei Reparatur-Arbeiten zusehen musste. Vettel kam ohne Ausritt durch den Tag und wird am Donnerstag noch einmal das Vergnügen der Ausfahrt haben.
Rang acht ging an Fernando Alonso, Rubens Barrichello wurde Neunter und Platz zehn ging an Webber. Wie so viele andere arbeitete auch Alonso am Setup und der Aerodynamik des Autos. Er nahm aber auch die Bremsen genau unter die Lupe, da Hockenheim doch recht belastend für die Bremsen ist. "Wir haben Fortschritte mit dem Auto gemacht, aber es gibt morgen noch etwas zu tun", meinte Alonso, der sich darüber freute, dass die Streckenbedingugnen einigermaßen konstant waren. Test-Chefingenieur Christian Silk stellte fest, dass Alonso von Beginn an recht zufrieden mit der Balance des Autos gewesen war. Über die andere Arbeit meinte er nur, dass sie interessante Ergebnisse gebracht hätte.
Nick Heidfeld musste sich mit Rang elf begnügen, wobei er zu Platz fünf gerade einmal drei Zehntel Rückstand hatte - und dann ist da ja noch die Sache mit den unterschiedlichen Testprogrammen. Heidfeld hatte sich beispielsweise mit dem Setup von Aerodynamik und Mechanik beschäftigt und Reifenvergleiche für das Rennwochenende erledigt.
Angenehm war es für Fahrer und Teams, dass der Tag relativ Zwischenfallsfrei über die Bühne ging. Lediglich Adrian Sutil, Rubens Barrichello und Fernando Alonso sorgten für rote Flaggen. Sutil stoppte seinen Force India am Vormittag gegen 10:30 Uhr. Rubens Barrichello sorgte eine Stunde vor Testende für eine kurze Unterbrechung, als sein Honda stehen blieb und Alonso beendete den Tag dann ein paar Minuten vor Session-Ende mit einem weiteren Stopp, diesmal durch Motorprobleme verursacht. Für die meiste Unruhe sorgten weniger stehende Autos, sondern undisziplinierte Fotographen, die angeblich über die Strecke gelaufen waren. Daraufhin wurden alle nicht permanent akkreditierten Fotographen der Strecke verwiesen.
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