Nach der Zieldurchfahrt von Lewis Hamilton begannen viele Spontanpartys in und rund um Silverstone. Neben den tausenden ausgeflippten Fans waren auch viele McLaren-Mitarbeiter an der Strecke, die sich weder vom Regen noch vom Schlamm abhalten ließen, den ersten Heimsieg von Lewis Hamilton gebührend zu feiern. "Am Montagmorgen werden wir sie säubern und dann geht die Arbeit weiter", scherzte CEO Martin Whitmarsh. Der Sieg wird nicht nur Ron Dennis noch lange in Erinnerung bleiben. "Gewonnen hat der Mann, der die schwierigen Bedingungen fehlerlos gemeistert hat", betonte der Teamchef.

"Das war das härteste Rennen, aber auch eines der besten, das ich je gefahren bin", strahlte der Sieger, der nun zusammen mit Felipe Massa und Kimi Räikkönen punktgleich an der Spitze der WM-Tabelle liegt. "Das ist ein Traum, wenn man unsere Ausgangsposition von vor zwei Wochen bedenkt", sagte Whitmarsh. "Die Bedingungen waren so extrem und so rutschig, etwa so wie im Grand Prix von Japan letztes Jahr in Fuji", zog Hamilton einen Vergleich zu seinem Triumph in den Sintfluten zu Füßen des Mount Fuji. "In der letzten Runde sah ich wie die Zuschauer aufstanden und betete, dass ich ins Ziel komme." Aus Sicht des Teams nahm Hamilton auf den letzten Runden sogar zu viel Tempo raus. "Wenn man einen Fahrer einbremst, verliert er manchmal die Konzentration", so Whitmarsh. "Deswegen wären wir ruhiger gewesen, wenn er zwei, drei Sekunden schneller gefahren wäre."

Guter Start, schlechte Sicht

An Hamilton führte kein Weg vorbei., Foto: Sutton
An Hamilton führte kein Weg vorbei., Foto: Sutton

Sicher war seine Zielankunft nicht, trotz seiner überlegenen Fahrt, die ihm letztlich über eine Minute Vorsprung auf den Zweiten einbrachte. "Ich hatte Probleme mit der Sicht und versuchte mehrmals, mein Visier zu reinigen", verriet Hamilton. Whitmarsh wurde noch etwas ausführlicher: "Lewis konnte zeitweise nichts sehen, weil die Innenseite seines Visiers beschlagen war", erklärte er. Am Kommandostand habe man deshalb ernsthaft darüber diskutiert, den Briten zu einem zusätzlichen Boxenstopp hereinzuholen. "Er sagte uns, er könne die Pfützen nicht mehr sehen, was sehr gefährlich war." Beim Boxenstopp wurde deshalb sein Visier von den Mechanikern geöffnet und gesäubert.

Am Start setzte sich Hamilton gegen Räikkönen und Webber durch und wäre fast auch noch an Kovalainen vorbeigegangen. Diesen Superstart verdankte er seiner Wahl. Bei McLaren machen die Ingenieure nach dem Probestart in die Einführungsrunde Vorschläge für Verbesserungen am Mapping, aber Hamilton wollte davon nichts wissen. "Er meinte, der Start sei richtig gut gewesen und wollte nichts verändern", verriet Whitmarsh. "Und es war dann auch ein toller Start." Ein Start, bei dem die Welt gesehen habe, dass die beiden McLaren-Fahrer gegeneinander kämpfen durften. "In so einer Situation kann man leicht früh in der Box landen, dann wären die Tränen geflossen."

Einmal richtig, einmal falsch

Eine andere Entscheidung nahm das Team Hamilton ab: die der Reifenwahl bei den beiden Boxenstopps. McLaren lagen Informationen vor, dass es kurz nach dem ersten Stopp wieder stärker regnen würde. "Also haben wir die Reifen gewechselt", sagte Whitmarsh. "Das hat Ferrari nicht und das werden sie jetzt bedauern." Whitmarsh räumte jedoch ein: wenn es trocken geblieben wäre, hätte Ferrari richtig gelegen. Das blieb es aber nicht.

Die zweite Reifenentscheidung des Tages trafen Ferrari und McLaren übereinstimmend: beide setzten im Schlussstint auf Intermediates. "Wir wussten, dass wir 5-10 Minuten Regen durchstehen müssten", so Whitmarsh, der überrascht war zu sehen, dass die Extremwetterreifen bei Honda so gut funktionierten. "Wir gingen nicht davon aus, dass sie so lange durchhalten würden - aber das taten sie und sie waren die bessere Wahl." Im Hinterfeld hätte man so ein Risiko eingehen können, aber an der Spitze musste McLaren konservativ denken. "Denn wenn die Strecke abgetrocknet wäre, hätten wir die Reifen in den Highspeedkurven schnell zerstört."