Bis wenige Sekunden vor dem Ende des Qualifyings sah alles nach einer Sensation aus: Robert Kubica steuerte auf seine zweite Pole Position zu - ein Jahr nach seinem heftigen Unfall an gleicher Stelle in Montreal. Doch dann schlug der überragende Mann des Qualifikationstrainings zu: Lewis Hamilton nahm dem Polen sechs Zehntel ab und schnappte sich seine zweite Pole Position in Montreal. Im letzten Jahr konnte er von der Pole aus triumphieren.

"Das war ein fantastischer Samstag für mich", freute sich Hamilton. "Ich fühle mich seit gestern im Auto wohl." Seine erste Runde im Q3 sei noch nicht so gut gewesen, aber die letzte dafür umso besser. "Lewis Runde war megamäßig", lobte Norbert Haug. "Wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass wir so weit vor Ferrari wären, hätte das kein Mensch geglaubt. Der letzte Sektor war der absolute Hammer. Er ist auf Power gefahren und war das ganze Wochenende eine Klasse für sich."

Robert Kubica hatte keine Chance gegen Hamiltons Traumrunde., Foto: Sutton
Robert Kubica hatte keine Chance gegen Hamiltons Traumrunde., Foto: Sutton

Für Robert Kubica war es eine schwierige Qualifikation. "Die Strecke wurde in einigen Kurven immer langsamer, da macht man schnell einen Fehler und kann nicht mehr so gut pushen", erklärte er. "Dennoch freuen wir uns riesig über Platz 2." Kimi Räikkönen ist mit Platz 3 nicht wirklich zufrieden. "Das Auto war das ganze Wochenende gut, auch heute Morgen lief es gut." Aber im Qualifying sei die Streckenbeschaffenheit ein Witz gewesen. "Es ist jedes Jahr dasselbe: die Strecke bricht an denselben Stellen auseinander, du verpasst die Kurven, weil so viel Dreck auf der Strecke ist. Ich habe in Kurve 10 so viel Zeit verloren - ich bin echt enttäuscht. Wir hatten ein Auto, um auf die Pole zu fahren." Sollten die Streckenbedingungen im Rennen genauso sein, erwartet Räikkönen einen Albtraum.

Die Überraschung des Qualifyings war Fernando Alonso, der seinen Renault auf Position 4 in die zweite Startreihe stellte - noch vor Nico Rosberg im Williams und Felipe Massa im zweiten Ferrari. "Ich bin sehr happy, weil es heute sehr schwer war da draußen", sagte der beste Deutsche Nico Rosberg. "Die Strecke war ganz anders als am Morgen, sehr rutschig und es gab null Grip." Der Asphalt sei komplett zerbröselt. "Es war sehr schwierig, Kurve 10 richtig hinzubekommen. Ich bin fast innen über das Gras gefahren, damit ich nicht auf den Steinen fahren musste." Sollte sich das im Rennen wiederholen, glaubt Rosberg, dass man Überholmanöver vergessen könne. Für die Sicherheit spiele es jedoch keine Rolle, da es nur die langsamen Kurve betreffe.

Kimi Räikkönen ist mit seinem Abschneiden nicht zufrieden., Foto: Sutton
Kimi Räikkönen ist mit seinem Abschneiden nicht zufrieden., Foto: Sutton

Erst in Reihe vier stehen Heikki Kovalainen und Nick Heidfeld. "Ich fand das so schlecht nicht, was bei Nick gelaufen ist", sagte Mario Theissen. Er erwartet ein gutes Rennen des Deutschen. Norbert Haug war bei Kovalainen nicht so optimistisch: "Er hat es zum ersten Mal in diesem Jahr nicht so zusammenbekommen", so der Mercedes-Sportchef gegenüber Premiere. "Er war bislang auf einem Level mit Lewis, heute fehlt aber sicher eine ganze Ecke."

Für Timo Glock verlief das Qualifying gut und schlecht. Gut, weil er klar besser war als sein Teamkollege Jarno Trulli. Schlecht, weil er das Q3 um 0,011 Sekunden verpasste. Schon im Q1 schied Adrian Sutil aus. Dennoch war der Deutsche mit Startplatz 16 zufrieden. Denn erstmals steht er aus eigener Kraft vor seinem Teamkollegen Giancarlo Fisichella.

"Es kommt allmählich ins Rollen", freute sich Sutil. "In der Türkei sah es schon gut aus; die letzten drei, vier Rennen war der Aufwärtstrend zu sehen." Trotzdem sprach er von einem schwierigen Qualifying, weil die Strecke extrem rutschig war. "Damit hatte jeder Probleme. Ich musste sehr vorsichtig fahren, durfte keinen Fehler machen. Ich hätte sogar noch eine bessere Runde fahren können, aber auch diese Runde hat gereicht, um den Teamkollegen hinter mir zu lassen."

Auf jeden Fall hinter ihm starten die beiden Toro Rosso. Sebastien Bourdais wurde zwar 16., muss aber wegen eines Getriebewechsels 5 Plätze zurück. Sebastian Vettel konnte im Qualifying überhaupt nicht an den Start gehen, weil das Team sein Auto nach einem Trainingsunfall am Morgen nicht mehr rechtzeitig reparieren konnte.

Das Qualifying im Überblick

1. Session
Zwischenfälle: Vettel nach Trainingsunfall nicht dabei; Getriebewechsel Bourdais; Dreher Trulli
ausgeschieden: Bourdais, Sutil, Fisichella, Button, (Vettel)
Top-6: Hamilton, Massa, Kovalainen, Räikkönen, Alonso, Kubica
2. Session
Zwischenfälle: zwei Dreher Trulli; Dreher Webber (Ausfall)
ausgeschieden: Glock, Nakajima, Coulthard, Trulli, Piquet
Top-6: Hamilton, Massa, Räikkönen, Alonso, Webber, Kubica
3. Session
Zwischenfälle: Webber nach Dreher nicht am Start
Top-6: Hamilton, Kubica, Räikkönen, Alonso, Rosberg, Massa