Während der Formel 1-Tross langsam in Montreal eintrudelt, richtet Fußball-Europa seinen Blick auf Österreich und die Schweiz. Eine Stunde bevor das Qualifying in Kanada beginnt, erfolgt in Basel der erste Anstoß der Europameisterschaft im Auftaktmatch zwischen der Schweiz und Tschechien. Wie bei der Weltmeisterschaft 2006 werden auch diesmal wieder etliche Augen und Ohren von der Ile de Notre Dame in die alte Welt schielen und horchen.

"Ich werde die EM auf jeden Fall verfolgen, ich bin ein großer Fußballfan", sagt Nico Rosberg. Sein Tipp ist klar: "Wir gewinnen die EM." Darin stimmen alle fünf deutschen F1-Piloten überein. "Die Deutschen können es ins Finale schaffen", bestätigt Timo Glock. "Ich drücke unserer Mannschaft die Daumen und hoffe, dass wir weit kommen. Sie haben zuletzt stark gespielt", hält sich Nick Heidfeld zwar noch etwas zurück, "aber Deutschland ist eine Turniermannschaft, das hat sich bisher meistens bestätigt."

Sebastian Vettel traut sich sogar einen Finaltipp zu: "Wir kommen bis ins Finale und dann gewinnen wir 2:0 - fertig." Neben Deutschland drückt er auch den beiden Gastgebern die Daumen. "Ich gönne es ihnen, wenn sie ein Spiel gewinnen - es muss ja nicht gegen uns sein." Rosberg traut den Nachbarländern mehr zu: "Österreich könnte eine Überraschung werden, zuhause sind sie sicher zusätzlich motiviert. Das gilt auch für die Schweiz, aber ich glaube eher an Österreich."

Nick Heidfeld ist bereit für die EM., Foto: Sutton
Nick Heidfeld ist bereit für die EM., Foto: Sutton

Und was sagt der Oberfußballfan Michael Schumacher? "Ich hoffe natürlich, dass Deutschland den Titel holt, und wenn man sich die Spiele bei der WM und danach vergegenwärtigt, haben wir da in meinen Augen auch ganz gute Chancen." Als Wahlschweizer drückt er auch den Eidgenossen die Daumen. "Ist doch klar", sagt er. "Und man muss ja auch sagen, dass sich die Schweizer Mannschaft über die Jahre sehr gesteigert hat. Warum sollte sie also nicht auch ein Wörtchen mitreden?"

Die vergangenen Erfolge der deutschen Mannschaft spielen laut Schumacher keine Rolle. "Die Vergangenheit ist überhaupt nicht wichtig", sagt er. "Im Sport zählen Gegenwart und Zukunft. Dies ist eine komplett andere Mannschaft, die sehr gut aufeinander eingestellt ist, die sich gemeinsam entwickelt hat. Ich habe da einen durchaus positiven Eindruck, und wenn ich die Auftritte zuletzt gesehen habe, waren die Spieler auch immer sehr motiviert."

Timo Glock sieht noch einen Geheimfavoriten: "Spanien hat eine gute Mannschaft und wenn sie sich seit der WM in die richtige Richtung weiterentwickelt haben, könnten sie eine gute Rolle spielen." In die richtige Richtung weiterentwickelt - da spricht der Formel 1-Fahrer aus dem Toyota-Piloten...

Einen Besuch im Stadion hat keiner der F1-Stars fest geplant. Bislang hat nur Rosbergs Mutter eine Karte für das Spiel Deutschland gegen Österreich sicher. "Sie ist auch die Fußballfanatikerin in der Familie", lacht Rosberg. Michael Schumacher hofft, dass er seinen Terminplan optimieren kann. "Wenn Deutschland im Finale steht, dann ist das natürlich schon sehr verführerisch. Aber just an diesem Tag habe ich auch einen anderen Termin - mal sehen." Einen Besuch im deutschen EM-Quartier hat Schumacher nicht geplant. Das habe bei der WM viel besser in den Terminplan gepasst, weil das Quartier quasi vor seiner Haustür gelegen hatte. "Diesmal wohnen die Jungs ja in Ascona, das ist weiter entfernt. Geplant ist da nichts, aber wenn ich zufällig in der Nähe sein sollte, könnte es durchaus sein, dass ich vorbei schaue."

Obwohl Adrian Sutil kein große Fußballfan ist, würde er sich gerne das Live-Ergebnis eines EM-Spiels gönnen. "Ich bin nicht fanatisch, aber live bekommt man den Flair mit und die Atmosphäre ist der Wahnsinn - wenn die Fans 90 Minuten rumgrölen." Diese Stimmung gefällt auch Schumacher: "Fußball kann einen schon ganz schön mitnehmen", gesteht er. "Je nachdem, wie sich das Spiel entwickelt, erlebe ich es natürlich auch unterschiedlich mit: mal freue oder leide oder schreie ich mehr, mal weniger."

Die F1-Stars geben auch auf dem grünen Rasen alles., Foto: Sutton
Die F1-Stars geben auch auf dem grünen Rasen alles., Foto: Sutton

Am liebsten treten die F1-Piloten selbst gegen den Ball. Nur Sutil meint, er sei völlig unbegabt und talentfrei - selbstverständlich nur am runden Leder. "Ich habe bis 2005 öfter mal Fußball gespielt", verrät Glock. Dann beendete ein doppelter Bänderriss seine Hobbyfußballerkarriere. "Es hat ganz gut funktioniert, auch wenn ich nicht der absolut Ballkünstler war", so Glock. Auch Rosberg jagt gerne dem Ball hinterher; zuletzt zusammen mit Michael Schumacher, Giancarlo Fisichella, Jarno Trulli, Felipe Massa & Co beim Wohltätigkeitsspiel in Monaco.

"Das hat sehr viel Spaß gemacht", erinnert sich Rosberg. Eigentlich weiß er nie, wo seine Position ist. "Mit meinen Freunden spielen wir immer nur 5 gegen 5 auf dem Kleinfeld, da bin ich gerne in der Defensive." So könne er das Spiel lesen und die Bälle abfangen. "Aber auf dem großen Feld muss man hin und zurück laufen, das ist Wahnsinn." Vettel hat damit kein Problem: "Das ist gleichzeitig ein gutes Training", scherzt er. Dennoch fühlt sich Rosberg im Mittelfeld gut aufgehoben. "Kurze Pässe, den Ball nach vorne bringen - das hat Spaß gemacht."