Seht wie die Wellen sich senken und heben, das ist das wahre Seemannsleben. James Howden Ganley war ein leidenschaftlicher Segler, der so manche Welle sich senken und heben sah. Der Neuseeländer, der in Hamilton - kein Scherz - geboren wurde, hätte wohl nicht gedacht, dass seine Leidenschaft eines Tages ein abruptes Ende nehmen würde.

Der damals erst 14 Jahre junge Howden Ganley wurde eines schönen Sommertages Zeuge eines Ereignisses, das heute für einen Motorsport-Fan schon fast selbstverständlich ist. Im Sommer 1955 gastierte die Formel 1 in Ardmore, steckte damals allerdings noch in ihren Kinderschuhen. Man muss kein Geisteswissenschaftler sein, um sich auszumalen, welche Freude die schnellen Rennautos dem jungen James gemacht haben. Schnell begann er sich für den Sport zu interessieren und reicherte sein Formel 1 Wissen durch diverse Zeitschriften an. Es dauerte nicht lange und James wusste so gut wie alles über Juan Manuel Fangio und Co.

Dröhnender Motorenlärm, Aufregung pur und jede Menge Action. Dies und die Fähigkeit, sich für Neues zu begeistern, dürften der Auslöser dafür gewesen sein, dass James Howden Ganley dem Segelsport den Rücken kehrte. Zuvor waren die lauten Rennwagen nichts für Ganley. "Ich hatte überhaupt kein Interesse am Motorsport", sagte er in einem Interview mit F1Weekly. "Mein Interesse galt voll und ganz dem Segelsport." Doch die schönen Maserati Autos ließen dem Neuseeländer keine Chance, sich der Faszination zu entziehen. "Der Maserati war für mich das schönste Auto von allen."

Doch dieser denkwürdige Tag im Jahr 1955 sollte Ganley noch lange in Erinnerung bleiben. Am Ende dieses Tages war sich der spätere 35-fache Grand Prix Teilnehmer sicher: "Vergiss Segeln, ich werde Formel 1 Fahrer!" Mit lediglich 50 Dollar und dem festen Willen, Grand Prix Fahrer zu werden, machte sich der junge Mann 1962 auf nach Europa. Sein wahrlich begrenztes Budget reichte für eine Fahrkarte auf einem Boot, das sich auf den Weg nach Lissabon machte. Von dort aus stieg der mutige Junge in einen Bus nach London. Dass erste Event auf europäischem Boden war zugleich ein schockierendes für ihn. "Ich kam in Goodwood an, als Stirling Moss seinen schrecklichen Unfall hatte", erinnert er sich.

James Howden Ganley. Ein Abenteurer aus längst vergangenen Zeiten..., Foto: Phipps/Sutton
James Howden Ganley. Ein Abenteurer aus längst vergangenen Zeiten..., Foto: Phipps/Sutton

Moss war bei der Glover Trophy in Goodwood einem Getriebeproblem zum Opfer gefallen. Doch Ganleys "Held" wollte nicht aufgeben und kämpfte mit dem Messer zwischen den Zähnen weiter. Während des Rennens konnte Moss sogar noch die schnellste Rennrunde fahren. Trotz des Getriebeproblems. Später passierte dann der Unfall, der Stirling Moss ins Koma fallen ließ. Die Genesung dauerte über ein halbes Jahr, da Moss vorübergehend auch halbseitig gelähmt war. Es war also kein herzlicher Empfang, den die europäische Motorsportwelt für James Howden Ganley bereit hielt.

Der Neuseeländer schlug sich trotzdem durch und verwirklichte im Laufe der Jahre seinen Traum im Kontinent der damals unbegrenzten Motorsport-Möglichkeiten. 1970 stellen sich erste Achtungserfolge ein. James wurde Vizemeister in der britischen Formel 5000 Meisterschaft. Die Formel 5000 galt damals als einer der Vorreiter für die spätere ChampCar Serie. Selbst Bruce McLaren - für den Ganley sogar einmal als Mechaniker gearbeitet hat - trat damals als Chassishersteller in Erscheinung. Bei den Piloten sowie den Teams war diese Klasse aufgrund der geringeren Kosten, bei gleicher Motorleistung wie in der Formel 1, sehr beliebt. Doch 1982 war die Serie gestorben.

Durch den zweiten Platz in der Formel 5000 wurde BRM auf den Neuseeländer aufmerksam. BRM nahm damals bereits in der Formel 1 teil und sah Potential im abenteuerlichen Ganley. Auch wenn er im Laufe der Jahre immer wieder von seinen Teamkollegen in Grund und Boden gefahren wurde, zeigte James Howden Ganley konstante Leistungen. Der Höhepunkt in seiner Laufbahn bei BRM waren zwei vierte Plätze.

Mit BRM konnte Ganley neun seiner insgesamt zehn WM Punkte einfahren., Foto: Phipps/Sutton
Mit BRM konnte Ganley neun seiner insgesamt zehn WM Punkte einfahren., Foto: Phipps/Sutton

1973 lag ihm dann ein Angebot von Frank Williams' damaligen ISO Marlboro Team vor, das er mit Freude annahm. Seine Zeit bei ISO Marlboro war aber noch weniger erfolgreich als zuvor im Team von BRM. Ein sechster Platz blieb der Höhepunkt seiner Zusammenarbeit mit Frank Williams. Das Team March war der letzte Rettungsanker, um in der Formel 1 zu bleiben, dort wurde dem Neuseeländer jedoch nach vier enttäuschenden Rennen gekündigt.

Man kann James Howden Ganley durchaus als einen der großen frühen Abenteurer der Formel 1 Geschichte bezeichnen. Auch wenn sein Engagement in der Königsklasse des Motorsports nicht von Dauer war: Seine Geschicht beweist, dass es zu früheren Zeiten mit einem eisernen Willen und 50 Dollar in der Hosentasche noch möglich war, seinen Traum zu verwirklichen und Formel 1 Pilot zu werden.