Geht es nach Mike Gascoyne, dann sind die Zeiten als Hinterbänkler für den Spyker-Nachfolger Force India vorbei. Denn er sieht nun keinen Grund, warum es nicht aufwärts gehen sollte, nachdem die Jahre ohne Investitionen zu Ende sind. "Ich denke, es ist möglich, nach vorne zu kommen, wenn man das richtige Budget und die passende Hingabe hat", meinte er in Mumbai und verwies darauf, dass das Team in einem Jahr viel besser dastehen werde. Er glaubte sogar, dass in einem Chaos-Rennen ein Podest möglich sein könnte.

Um wirklich aus eigener Kraft auf das Podest zu kommen, müsse man zunächst etwas nach vorne kommen, dadurch mehr Investoren anlocken und langsam wachsen. Das dauert laut Gascoyne aber drei oder vier Jahre. "Seht euch Teams wie Ferrari und McLaren an, die dieses Jahr wieder vorne sein werden. Sie haben auf ihrer Stabilität aufgebaut und können die Nase vorne halten", meinte er. Das sieht er auch bei anderen Teams als Problem, die mit radikalen Konzepten kommen. So etwas wie einen Heiligen Gral der Formel 1 sieht Gascoyne nämlich nicht. Bei Teams wie Ferrari werde einfach nachoptimiert und damit verbessert. Williams habe das Konzept nun auch verfolgt und bei Force India will Gascoyne das auch durchziehen.

Der Weg dürfte aber lange werden, denn noch sieht er sein Team zwei Sekunden hinter der Spitze. "Es sind aber Leute, die versuchen Abkürzungen zu nehmen, die es nie schaffen. Es ist nett, zu denken, dass es den großen Schritt irgendwo zu finden gibt, aber wenn es so einfach wäre, dann hätten wir ihn schon gefunden", meinte er. Aber auch auf Fahrerseite wird der Aufbau kontinuierlich erfolgen. Adrian Sutil hat mit Giancarlo Fisichella einen erfahrenen Teamkollegen bekommen und Gascoyne ist sich sicher, dass der Deutsche davon profitieren wird, auch wenn er zu Beginn vielleicht nicht ganz Schritt halten kann. Im Vorjahr war die Situation für Sutil aber noch schlechter. "Wenn du Rookie im Team bist, dann weißt du nicht, ob du aus Ingenieurs-Sicht in die richtige Richtung gehst, wenn dein Teamkollege auch ein Rookie ist. Es ist egal wie gut du bist, du hast keine vernünftige Basis-Linie", meinte Gascoyne.

Giancarlo Fisichella soll eine Basis-Linie für Adrian Sutil schaffen, Foto: Sutton
Giancarlo Fisichella soll eine Basis-Linie für Adrian Sutil schaffen, Foto: Sutton

Von einer vernünftigen Basis-Linie hat seiner Meinung nach auch Lewis Hamilton profitiert, der mit Fernando Alonso einen guten Gratmesser hatte. Wäre Hamilton mit Sakon Yamamoto im Team gefahren, hätte er wohl nicht so viel gewonnen, glaubte Gascoyne. Doch auch auf anderem Weg wirkt sich Fisichellas Ankunft positiv auf das Team aus. Das zeigte sich für den Chief Technical Officer bei den guten Ergebnissen der Wintertests, als routinierte Fahrer ins Auto kamen. "Man bekommt unglaublich viel Feedback und wenn man das mit sechs oder sieben Fahrern machen kann, war das sogar spaßig. Giancarlo bringt ein Niveau an Erfahrung, dass den Unterschied macht. Ich denke aber, unsere Fähigkeit das Auto abzustimmen, hat auch einen Unterschied gemacht."

Weitere Verbesserungen erwartet Gascoyne wenn das neue Aero-Paket mit mechanischen Updates in Barcelona auf das Auto kommt. Aber er ist auch generell davon überzeugt, dass ein kleines Team wie Force India mithalten kann. Hilfreich ist nach Gascoynes Meinung dabei unter anderem die eingefrorene Motorenregelung, weswegen alle Aggregate innerhalb von fünf bis zehn PS liegen. "Sogar bei Kundenmotoren hatte man früher 500 Umdrehungen und 20 bis 30 PS weniger. Man hatte alte Spezifikations-Teile und bekam nie den gleichen Level an Leistung", erinnerte er sich. Das sei nun eben anders als zu Zeiten der fortlaufenden Motorenentwicklung. "Deswegen denke ich, dass man mit dem richtigen Budget und der geringeren Bürokratie oder Firmenhaftigkeit einiger anderer Teams, als kleine Mannschaft schneller reagieren und mithalten kann."

Budgetschübe wie ihn Force India in diesem Jahr erhalten hat, wird es aber wohl nicht immer geben. Denn statt der 60 Millionen Dollar des Vorjahres hat das Team nun 120 Millionen zur Verfügung, womit man schon eher an dem "richtigen Budget" dran sein dürfte, das Gascoyne gemeint hatte. "Mit 60 Millionen konnte man nur existieren. Wir haben schon einige Leute wie Mark Smith herein geholt und das wird weitergehen. Es wird weitere Ankündigungen geben", sagte er. Der Plan ist es, am Ende des Jahres von 240 Mitarbeitern auf 300 aufgestockt zu haben. Jeder Bereich soll ausgebaut werden und sollte eine Budgetgrenze kommen, würde das Gascoyne freuen. "Das bringt jeden zurück zu uns. Wir werden sicher nicht zu viel ausgeben."