Auch einige Tage nach dem Belgien GP stehen für mich drei Dinge fest: Ferrari war überraschend schnell. Der Anfang war überraschend kurzweilig. Es hat das ganze Wochenende nicht geregnet. Wer darauf bei einem englischen Wettbüro gesetzt hat, dürfte jetzt ein reicher Mann sein...

Nicht ganz so viel Geld konnte man wahrscheinlich für einen Ferrari-Doppelsieg abräumen. Dennoch war es überraschend, wie schnell die Italiener waren. Sie fuhren in einer eigenen Liga, so wie McLaren eine Woche zuvor in Monza. Das muss man anerkennen, auch wenn man heutzutage nicht weiß, wer im zweiten Rennen frühzeitig die Motoren schont, weil er erkannt hat, dass ohnehin keine bessere Platzierung drin ist. Der Doppelpack in Italien und Belgien war dafür geradezu prädestiniert: in Monza gibt es Vollgas ohne Ende und Spa ist auch nicht ohne.

Alonso und Hamilton kamen sich mal wieder in die Quere., Foto: Sutton
Alonso und Hamilton kamen sich mal wieder in die Quere., Foto: Sutton

Das galt auch für die Anfangsphase des Rennens. Viele Experten gähnten über den Rennverlauf, das gilt meines Erachtens aber nur für die Spitze. Bei den ersten Vier passierte nach der ersten Kurve wirklich nichts mehr. Noch nicht einmal die Strategie machte es an der Spitze spannend. Dahinter ging es aber munter zu. Ich habe schon deutlich Schlimmeres gesehen. Selbst in dieser Saison gab es schon Rennen, wo wenn überhaupt nur an der Box überholt wurde - das war hier nicht der Fall.

Es gab einige Überholmanöver und das an unterschiedlichen Stellen. Die Gründe dafür waren ebenso unterschiedlich. Robert Kubica musste sich nach seinem Motorwechsel von hinten nach vorne kämpfen und auch Adrian Sutil erwischte auf den weichen Reifen einen klasse Start. Zudem gab es Strategieunterschiede mit Ein- und Zweistoppstrategien, die sich in Spa gewaltig auswirken. Aber egal warum: es war spannend. Das ist ja die Hauptsache.

Nu rein Ausrutscher, ansonsten ein super Rennen von Adrian Sutil., Foto: Sutton
Nu rein Ausrutscher, ansonsten ein super Rennen von Adrian Sutil., Foto: Sutton

Richtig spannend war es auch in den ersten beiden Kurven. Schauen wir zunächst auf La Source: Für mich war der Einsatz von Alonso gegen Hamilton übertrieben. Er kam soweit raus wie kein anderer Fahrer. Zum Glück war dort eine Auslaufzone, so dass Hamilton ausweichen konnte, sonst hätte es gekracht und beide wären draußen gewesen. Kimi Räikkönen hätte sich dann ins Fäustchen gelacht und den WM-Rückstand noch weiter verkürzt. Aus Teamsicht wäre das nicht so clever gewesen. Die Aktion war unnötig. In der Eau Rouge war jedoch alles in Ordnung. Alonso blieb auf dem Gas, Hamilton hat es eingesehen und zurückgesteckt. Auch hier hätte es sonst krachen können und das hätte ins Auge gehen können.

Sportlich kommt Alonso immer besser in Fahrt bei McLaren. Der Unterschied zu Hamilton war bei den letzten Rennen deutlich zu erkennen. Vielleicht nimmt Lewis die ganze Spionageaffäre etwas mehr mit, seine Vorbereitung war durch den Besuch in Paris auch nicht unbedingt perfekt. Trotzdem ist es Wahnsinn, was er im ersten Jahr zeigt - da ist so eine kleine Schwächephase oder besser gesagt eine Hochform bei seinem Teamkollegen auch einmal erlaubt. Von einem zweifachen Weltmeister hätte man dieses Kräfteverhältnis eigentlich schon zu Saisonbeginn erwartet. Dann wären vielleicht einige der Probleme gar nicht erst entstanden.