OK Franz, erklären Sie uns die bisherige Saison in weniger als einer Minute.
Franz Tost: Wir leiden noch immer unter dem späten Start, als wir neun Testtage verloren haben. Das Auto war nicht so konkurrenzfähig wie erwartet. Wir hatten zu Beginn Probleme mit Untersteuern und dabei, das richtige Setup zu finden. In Melbourne war das Niveau unserer Vorbereitung nicht so, wie wir das wollten. Nichtsdestotrotz hat Tonio das Rennen beendet; Scott wegen eines Problems mit dem vorderen Radkranz nicht. Beide Autos sahen in Malaysia die Zielflagge. In Bahrain ist Scott beim Start mit Button zusammengestoßen und musste aufgeben. Tonio überholte Schumacher unter Gelb und bekam einen Drive-Through-Penalty, bevor er wegen eines Hydraulik-Problems aufgab. In Barcelona kam keines der beiden Autos ins Ziel. Scott hatte einen Defekt, der durch Trümmerteile verursacht wurde und Tonio hatte ein hydraulisches Problem. In Monaco war Tonios Rennen in Kurve drei vorbei, nachdem ihn Coulthard gerammt hatte. Scott hat seine beste Leistung der Saison bis dahin gezeigt und wurde Neunter.

Montreal wäre unser bestes Rennen gewesen. 16 Runden vor Schluss war Tonio Fünfter, was noch zum vierten Platz hätte werden können, weil Barrichello noch in die Box musste. Aber er fuhr in die Mauer und das wars. Scott kollidierte mit Wurz und war auch draußen. In Indy hatte Tonio ein gutes Rennen, nachdem wir es riskierten, ihn mit wenig Abtrieb fahren zu lassen. Sein Rennen war dahin, als ein Problem beim Tanksystem ihm sieben Sekunden gekostet hat. Scott war Zehnter. In Frankreich endete Tonios Rennen in Kurve eins als ihn Davidson traf. Scott hatte ein Getriebeproblem. In Silverstone kamen beide Autos in Q2, aber nicht weiter, weil beide Fahrer ihre Freitagszeiten nicht wiederholen konnten. Scott kollidierte mit Wurz in Runde 30 und schied aus, während Tonio mit einem Hydraulik-Problem ausfiel.

Sagen Sie uns etwas Positives für den Rest des Jahres.
Franz Tost: Das Team wird die ganze Zeit besser. Seit Giorgio Ascanelli zu uns gekommen ist, haben wir uns auf der technischen Seite stark verbessert, vor allem was die technischen Operationen betrifft.

Was sind im Moment die wichtigsten Arbeitsbereiche?
Franz Tost: Wir haben noch immer Probleme mit der Zuverlässigkeit und ich hoffe, wir bekommen das ab Budapest unter Kontrolle. Wir wissen, was unsere Probleme sind und wir müssen einige Designveränderungen vornehmen, weswegen das nicht über Nacht funktioniert. Wir müssen auch die Leistung des Autos verbessern. Momentan sind wir klar hinter unseren Erwartungen. Das Hauptproblem ist Abtrieb, vor allem an der Vorderseite des Autos. Wir werden einen neuen Vorderflügel haben, es ist aber unwahrscheinlich, dass der vor der Türkei fertig ist. Auf der mechanischen Seite haben wir ein paar Ideen, von denen wir hoffen, dass wir sie ins Auto bringen und damit das Setup verbessern können, was auch die Leistung verbessern würde.

Die Fahrer müssen sich noch verbessern, Foto: Sutton
Die Fahrer müssen sich noch verbessern, Foto: Sutton

Was ist mit den Fahrern?
Franz Tost: Die müssen sich verbessern. Bislang war es für beide schwierig, das Meiste aus dem Auto zu holen, vor allem im Qualifying. Es gibt in jedem Bereich des Teams Raum für Verbesserungen. Ich glaube aber, dass unsere Gruppe Potential hat und wir erfolgreich sein können.

War das Auto zu Jahresbeginn zu komplex für das Team?
Franz Tost: Wir haben einige sehr gute, sehr erfahrene Mechaniker und für die war das kein Problem. Wir haben aber auch weniger erfahrene Teammitglieder für die das Verstehen des Autos zunächst schwierig war. Jetzt ist der Lernprozess aber vorbei und jeder versteht, wie es funktioniert, wie alles zusammenpasst und wie man es auseinander nimmt. Wir haben in diesem Bereich kein Problem. In den ersten beiden Rennen hatten wir sogar drei von vier möglichen Zielankünften, was bedeutet, dass unser Team den Job erledigt hat. In den folgenden Rennen fielen wir wegen technischer Fehler, Fahrfehlern oder Kollisionen mit anderen Fahrern aus. Das Team musste im vergangenen Winter einen Gang höher schalten und die Aufgabe, das Team am Maximum operieren zu lassen, ist noch nicht abgeschlossen. Wir haben noch einen Weg vor uns, damit wir auf einem Niveau kämpfen können, das es uns erlaubt, in der Formel 1 erfolgreich zu sein. Wir haben aber einige sehr gute Ideen und ich denke, dass wir am Ende der Saison einen Schritt weiter sein werden und im nächsten Jahr werden wir unseren Zielen näher sein, was die Arbeit des Teams betrifft.

Sind sie mit dem Budget zufrieden?
Franz Tost: Wir haben eine solide Basis, aber in der F1 gibt es keine solche Sache als "genug Geld". Wir müssen unsere Infrastruktur und die Teamleistung verbessern. Das ist mit mehr Geld natürlich leichter zu erreichen, also suchen wir nach Sponsoren.

Ist das Team im Vergleich zu Red Bull Racing arm?
Franz Tost: Nein, absolut nicht. Es gibt eine positive Bindung zwischen uns und Red Bull Technology und wir haben auch eine gute Beziehung zu Red Bull Racing.

Sie sagen, sie haben Fortschritte gemacht, das wurde aber nicht in Resultate umgesetzt. Warum?
Franz Tost: Weil auch die anderen weiterentwickeln. Wir haben uns zuletzt um drei oder vier Zehntel verbessert, aber unsere direkten Konkurrenten wie Williams oder Honda wurden auch besser. Das geht zurück auf den Beginn des Jahres, als wir vielleicht zweieinhalb Sekunden hinter der Pace waren und es ist sehr schwer, diese Lücke zu schließen. Man muss vom ersten Rennen dabei sein, wenn man erfolgreich sein will und dann muss man während des Jahres ein normales Entwicklungsprogramm durchziehen.

Wie ist die Arbeit mit Ferrari?
Franz Tost: Wir haben eine fantastische Beziehung zu Ferrari, die auch im nächsten Jahr weitergehen wird. Wir hatten während der Rennwochenenden keine Motorschäden. Wir sind glücklich mit der Zusammenarbeit.

Und zuletzt noch zu den regelmäßigen Gerüchten, das Team stehe zum Verkauf.
Franz Tost: Diese Gerüchte sind nervig, weil es für unsere Mitarbeiter nicht angenehm ist, solche Sachen zu lesen. Die Gerüchte sind nicht wahr und gehen nur auf Publicity-Suchende, Witzmacher und zu einfallsreiche Journalisten zurück.