Ein fünfter Platz für Coulthard in Spanien, der siebte Platz für Webber in den USA, sechs Punkte; das ist nicht wirklich, wo man sein wollte?
Christian Horner: Wenn man auf die letzten Rennen blickt, dann haben unsere Leistungen unsere Erwartungen nicht erfüllt. Der RB3 hat eine ordentliche Pace gezeigt, beispielsweise in Monaco und dann Kanada, wo Mark sich in der dritten Reihe auf Platz sechs qualifizieren konnte. Beide Autos waren in Monaco in den Top Ten der Startaufstellung, nur dass David seine Zeit wegen der Behinderung von Kovalainen aberkannt bekam. David hatte in Barcelona ein gutes Rennen und wurde Fünfter und Mark erreichte in Indy seine ersten Punkte mit einem soliden siebten Platz. Diese Leistungen haben das Potential des Autos gezeigt, das durch eine deprimierend hohe Anzahl an Ausfällen beeinträchtigt wurde.

Zumindest auf dem Papier scheinen die Leistungen in den vergangenen beiden Rennen sogar schlechter geworden zu sein. Woran liegt das?
Christian Horner: Unser Heimrennen war frustrierend. Es scheint, das Silverstone und Red Bull nie eine Ehe war, die im Himmel geschlossen wurde. Wir sind in einem sehr konkurrenzfähigen Teil des Feldes. Nachdem wir in den ersten sieben Rennen im Qualifying in den Top Ten waren, haben wir das in Silverstone um weniger als 0,1 Sekunde verpasst und es wurde klar, dass vor allem Renault, Toyota und Honda einen Schritt nach vorne gemacht haben. Im Moment bringen einen drei Zehntelsekunden entweder nach vorne oder an das Ende der Gruppe mit Renault, Honda, Toyota, Williams und uns.

Können wir auf dem Nürburgring etwas Besseres erwarten?
Christian Horner: Wir haben einige Entwicklungen, die wir in Spa vorige Woche getestet haben und ein umfangreiches Update für die Türkei. Auf dem Nürburgring haben wir ein paar neue Elemente am Auto, während wir versuchen, das meiste aus dem RB3 zu bekommen und wieder vorne in der Gruppe zu sein. Ich denke, es wird während der restlichen Saison sehr eng sein, da es im Moment eine so stark umkämpfte Gruppe ist. Natürlich hängt es nicht nur von uns ab, da die anderen Teams auch weiter entwickeln.

Bei den Fahrer setzt man auf Kontinuität, Foto: Sutton
Bei den Fahrer setzt man auf Kontinuität, Foto: Sutton

Die meisten Ausfälle scheinen mit dem Getriebe zusammen zu hängen. Was passiert dort?
Christian Horner: Mechanisch ist das Getriebe prinzipiell OK und die Probleme kommen aus Bereichen darum herum. Leider war es nicht der Fall, dass wir nur mit einem Problem umgehen mussten, um das Problem zu lösen. Es gab in diesem Jahr einige Faktoren, die zur fehlenden Zuverlässigkeit beigetragen haben. Jeder Aspekt des Getriebes wurde überprüft und wir sind uns bewusst, dass wir dem schnell Herr werden müssen. Den Grund für Marks Ausfall in Silverstone hatten wir beispielsweise noch nie gesehen. Es ist frustrierend, wenn so etwas passiert und dich erwischt, aber wir müssen diesen Schwierigkeiten zuvorkommen und sicherstellen, dass wir in der zweiten Jahreshälfte eine zuverlässige Kraftübertragung haben.

Hängt das alles mit dem stufenlosen Getriebe zusammen?
Christian Horner: Nicht nur, wie ich schon gesagt habe, wir müssen eine aggressive Entwicklungsstrategie fahren, wenn wir auf dem höchsten Niveau mitkämpfen wollen. Das stufenlose Getriebe ist eine sehr schnelle Schaltung und das Timing muss dabei absolut genau sein.

Wir können uns aber auf eine bessere, zuverlässigere Zukunft freuen?
Christian Horner: Ja. Es mag zwar so etwas wie eine Entschuldigung sein, aber es ist ein großer Teil der Wahrheit, dass wir mit einem neuen Motorenpartner arbeiten und in diesem Jahr ein neues Elektronikpaket haben. Nächstes Jahr wird es das erste Mal in der kurzen Teamgeschichte sein, dass wir für mehr als eine Saison Kontinuität bei der Motorbelieferung haben und ich erwarte das als großen Vorteil. Wir können alle das Potential des Autos sehen und unsere Philosophie zum Racing hat sich dahingehend verändert, dass wir das Auto aggressiver entwickeln und das hat von allen Teilen des Unternehmens riesige Anstrengungen abverlangt. Die Hingabe, die alle im Team gezeigt haben, war sehr beeindruckend. Wir haben im Moment nicht viel, das wir vorweisen können, aber mit einer gemeinsamen Anstrengung und Hingabe werden die Resultate folgen.

Durch die Bekanntgabe beim britischen Grand Prix, dass David Coulthard auch 2008 bei Ihnen fährt, ist ihre Fahrerpaarung schon entschieden. Warum haben Sie die Entscheidung so früh getroffen?
Christian Horner: Wir haben uns aus mehreren Gründen für eine weitere Saison mit David und Mark entschieden. Sie sind zwei der engagiertesten und professionellsten Fahrer im Feld, sie arbeiten gut zusammen und bringen viel Erfahrung mit; diese Qualitäten darf man nicht unterschätzen. Sie sind bei der Pace und der Leistung auf gleichem Niveau und durch den Vorteil der Kontinuität, nicht nur bei den Fahrern, sondern auch mit unserem Motorenpartner, Renault, können wir in der Zukunft nur vorankommen.