Ein F1-Neuling hat es nicht leicht. Auf der einen Seite des Paddock lauert die gefräßige Pressemeute, auf der anderen bauen die Zuschauer einen hohen Erwartungsdruck auf und auf der Strecke gibt es so viel zu lernen. Angefangen beim Kurs selbst über das Setup bis zum Fahrverhalten. Wie will man da gegen so erfahrene Hasen wie Fernando Alonso, Giancarlo Fisichella oder Alexander Wurz bestehen?

Die Neulinge haben es wahrlich nicht leicht, aber es gibt nicht nur schier unüberwindbare Hindernisse. Die neuen Einheitsreifen sollen den Rookies vom Schlage eines Lewis Hamilton und Adrian Sutil sogar einen Vorteil verschaffen. "Die neuen Fahrer haben in diesem Jahr einen großen Vorteil", bestätigt Fernando Alonso. Wie das? Ganz einfach: "Weil sie keine Erfahrung mit den Michelin-Reifen haben, also müssen sie sich nicht umstellen." Denn das musste selbst der Doppelweltmeister.

"Alle mussten sich umstellen", bekräftigt Alexander Wurz. "Aber es ist schwierig zu beschreiben, ich kann das nicht erklären." Wenn selbst Wurz, der große Erklärbar der F1-Welt, an einer Erklärung scheitert, muss es wahrlich komplex sein. Denn egal ob Graining, Luftfluss oder Blasenbildung - Alex hat bislang noch jedes Technikphänomen anschaulich erläutert.

Wie beschreibt dann Alonso das Problem? "Mit den neuen Reifen ist es ein großer Unterschied. Wir haben Grip verloren und der Fahrstil ist etwas komplexer, anders." Alle Michelin-Fahrer hätten ihren Stil in den vergangenen Jahren an die Reifen angepasst und müssten nun umlernen. Ganz so schlimm empfand Wurz den Wechsel der Reifengeneration nicht und er kennt sowohl die alten Michelins als auch die alten Bridgestones von unzähligen Testkilometern in- und auswendig.

"Grundsätzlich ist der Unterschied nicht so dramatisch", schildert er. "Aber die Konstruktion der Autos erlaubt nur einen ganz minimalen Spielraum, wenn du es gewohnt bist, in diesem Band zu fahren, können kleine Unterschiede riesengroß sein. Ein Normalsterblicher würde sie nie fühlen." Als Beispiel für die ungläubigen Journalistenaugen zieht er einen Vergleich zum Schreiberalltag: "Wenn deine Tastatur einen härteren Anschlag hat, musst du dich auch umstellen, aber die Qualität des Artikels ist trotzdem die gleiche." Gute Fahrer setzen sich eben immer durch.

Aber macht es die Erfahrung dann nicht doch leichter? "Es ist fast umgekehrt", schließt sich Alex der Meinung von Fernando an. "Wie es Alonso angedeutet hat. Du hast ein Repertoire im Kopf, das du über die Jahre aufgebaut hast. Genauso möchtest du vom Naturinstinkt ein F1-Auto fahren, aber das kannst du jetzt nicht mehr." An diesem Punkt kommt der Vorteil der Rookies ins Spiel. "Einer der neu dazu kommt, wird damit leichter zurechtkommen. Denn er muss sein Gehirn, seine Rennfahrerinstinkte nicht erst umprogrammieren, sondern kann einfach weiter machen." Ein F1-Neuling hat es also manchmal doch leicht(er).

Was für Lewis Hamilton und Adrian Sutil gilt, trifft auf Heikki Kovalainen nicht zu. Er hat in den vergangenen Jahren tausende Testkilometer mit den alten Reifen absolviert. Nach seinem vermasselten Qualifying in Melbourne klagte er sogar darüber, dass er mit neuen Reifen nicht zurechtgekommen sei. Erfahrung kann eben auch schaden.