Das ganze Leben ist ein Kompromiss und da für einige Menschen die Formel 1 auch ein Teil ihres Lebens ist, ist es auch dort manchmal unausweichlich, einen Kompromiss einzugehen. Das war auch bei Toro Rosso der Fall, die mit ihrem neuen Auto erst jetzt, einen Monat vor Saisonstart in Barcelona zur ersten Ausfahrt angerückt sind. "Das wird auf alle Fälle knapp", sagte Teamchef Franz Tost auf die Frage von motorsport-magazin.com zu dieser Thematik, "prinzipiell ist es immer so, dass man das neue Auto möglichst schnell fertig haben will. Eigentlich sollte man schon im Januar fahren. Es war nicht unsere Absicht, erst jetzt zu fahren, aber wir haben gewisse Teile erst später bekommen und sind dadurch etwas im Verzug."

Und eben dieser Verzug entstand durch eine Praxis, die in der F1Welt großen Einfluss hat. "Das ist eben immer ein Kompromiss: der Designer möchte an der Entwicklung des Konzepts immer möglichst lange arbeiten, dann wird das Auto möglichst lange im Windkanal gelassen, um da und dort noch ein Zehntel herauszuholen. Das verzögert natürlich die Fertigstellung des Autos und bei uns ist das passiert. Wir wären auch lieber schon eine Woche früher zum Testen gefahren. Wir sind aber froh, dass es jetzt so geklappt hat und wir müssen schauen, dass wir das Beste daraus machen", erklärte Tost.

Dem Teamchef ist dabei natürlich klar, dass es aufgrund der mangelnden Testkilometer bei den ersten Rennen durchaus einen Nachteil geben wird. Der Test in Barcelona hat für ihn eigentlich auch nur den Zweck einer Haltbarkeitsüberprüfung, obwohl er auch das nicht unterschätzt wissen will: "Die Haltbarkeit ist aber auch ein sehr wichtiger Faktor, denn erst wenn das Auto hält kann ich ins Ziel fahren. Deshalb sind diese Tests hier auch von großer Bedeutung."

Noch größere Bedeutung haben für ihn aber die Testfahrten in Bahrain, wo die Tests vor allem in Punkto Reifen besonders wichtig sind. "Was die Reifen betrifft, beginnen die richtigen Tests erst in Bahrain. Hier verfälscht die niedrige Temperatur das Ergebnis", sagte Tost. Bereits vorher mit dem alten Auto weiter an der Reifenabstimmung zu arbeiten, um bereits einiges an Daten zu haben, hielt er indes für sinnlos. Denn der STR1 sei dafür nicht mehr geeignet gewesen, meinte er. "Das ist ein völlig altes Konzept. Da ist ja alles alt. Beim Chassis und beim Motor, das ist ja noch ein V10."

Doch egal, ob das neue Auto jetzt zur Verfügung steht und seine ersten Kilometer zurücklegen kann, für Tost ist klar, dass die verbleibende Testzeit nicht ausreichend sein könnte. Dabei stellte sich ihm aber auch die Frage, was in der Formel 1 überhaupt ausreichende Testzeit ist. "Es ist in der Formel 1 nie genug. Man kann Glück haben und es passt alles oder man kann Pech haben und es kann sein, dass diese eineinhalb Tage bevor wir nach Bahrain fahren zu wenig sind."