Ohne einen einzigen Weltmeister begannen die Wintertestfahrten 2006/2007 im spanischen Barcelona. Michael Schumacher war zurückgetreten, Jacques Villeneuve schon lange nicht mehr dabei und Fernando Alonso sollte noch einige Zeit im Zwangsurlaub weilen. Der Fokus lag also auf den jungen Wilden, der neuen Fahrergeneration und dem einen Rückkehrer, der die erste Testwoche mit seinem Testabenteuer belebte: Mika Häkkinen. Mehr als diesen einen Test wird es aber nicht geben, der Finne kehrt höchstens zum Spaß noch einmal in ein F1-Auto zurück, ein Comeback steht nicht zur Diskussion.

Dafür standen trotz des Beginns des Reifenmonopols die Reifen abermals im Mittelpunkt. Zunächst weil Bridgestone weniger Reifen zur Verfügung stellen und somit weniger Testen wollte. Danach weil die neue Reifengeneration durch eine härtere Mischung bis zu drei Sekunden langsamer ist. Der geringere Grip und das stärkere Rutschen könnten aber unter Umständen zu mehr Action und Überholmanövern führen. Die Hauptaufgabe der Teams stand deshalb schnell fest: Sie mussten sich entweder an den neuen Reifenpartner oder an die neue Reifenmischung gewöhnen.

Giancarlo Fisichella muss 2007 zeigen, was er kann., Foto: Sutton
Giancarlo Fisichella muss 2007 zeigen, was er kann., Foto: Sutton

Renault: Ruhig und sachlich

Die amtierenden Doppelweltmeister hielten sich in der ersten Phase der Wintertestfahrten 2006/2007 zurück. Nur einmal stand in der letzten Testwoche in Jerez mit Heikki Kovalainen ein Renault-Fahrer ganz oben in der Zeitenliste. Viel wichtiger war es für die Gelb-Blauen sich an die neuen Bridgestone-Reifen zu gewöhnen und das Setup des R26 an diese anzupassen. Außerdem testete man bereits das Getriebe für die kommende Saison, welches bis auf einige Kinderkrankheiten und zu erwartende Defekte schon ganz gut funktionierte.

Ferrari: Erst hui, dann pfui...

Für Ferrari begannen die Wintertests mit einem roten Lauf: Vier Mal in Folge stand mindestens ein Ferrari-Pilot an der Spitze der Zeitenliste. Zu diesem Zeitpunkt wähnten sich die Schwarzmaler oder besser gesagt Rotmaler im Recht: die Scuderia hätte einen Reifenvorteil, da sie Bridgestone schon seit Urzeiten kenne. In der zweiten Hälfte der Wintertests ging es für Ferrari jedoch zeitentechnisch bergab - andere übernahmen die Tabellenspitze. Und auch die Technik streikte einige Male. So zum Beispiel am letzten Testtag, den Luca Badoer vorzeitig mit rauchendem Heck beenden musste. Am Tag der Motorenhomologation war das natürlich kein besonders gutes Zeichen. Nur einmal ließ sich Kimi Räikkönen bei den ersten Jerez-Tests bei seinem neuen Team blicken. Da die Roten keine Anfrage an McLaren stellten, um ihn früher einzusetzen, musste er seinen ersten Auftritt aber am Kommandostand verbringen.

Erst am letzten Tag durfte Fernando ran., Foto: Sutton
Erst am letzten Tag durfte Fernando ran., Foto: Sutton

McLaren: Im Zeichen des Weltmeisters

Lewis Hamilton, Pedro de la Rosa und Gary Paffett - so hießen die Fahrer, die bis zum letzten Testtag die silberne Testarbeit verrichteten. Dennoch stand auch in den Wochen zuvor alles im Zeichen des Weltmeisters; auch wenn Fernando Alonso nur am letzten Tag erstmals in sein neues Arbeitsgerät steigen durfte. Komplett in weiß gekleidet spulte er 95 Runden ab und belegte Platz 3 - hinter seinem Teamkollegen Hamilton und seinem Renault-Nachfolger Kovalainen. Über das genaue Zustandekommen des vorzeitigen Einsatzes wird in der Gerüchteküche mächtig spekuliert, Flavio Briatore führt es rein auf sein gutes Verhältnis zu Alonso zurück - und natürlich die unzähligen Anfragen, die McLaren an ihn gestellt haben soll. Eins konnten die Silberpfeile auf jeden Fall beweisen: Der Umstieg auf Bridgestone scheint ihnen gut gelungen zu sein. McLaren war vom ersten Testtag gut unterwegs.

Honda: Ganz in Schwarz

Jenson Button genoss nach seiner Rippenverletzung einen verlängerten Urlaub, er kam bei keinem der drei Tests zum Einsatz. An seiner Stelle chauffierten Rubens Barrichello, James Rossiter und Neuzugang Christian Klien den schwarz lackierten Interimsboliden, der diesmal ohne Tabakkleid auskommen muss. Erst im neuen Jahr wird das Team sein neues Image und seine neue Lackierung präsentieren. Kliens Einstand verlief ebenso viel versprechend wie die Performance des Teams. Honda spielte problemlos im Vorderfeld der Zeitentabellen mit und wusste ein ums andere Mal zu überzeugen. Allerdings gilt bei den Japanern ganz besonders, was für alle Testzeiten gilt: erst im Rennen zählt es; schließlich waren British American Racing und Honda Racing schon immer für schnelle Testzeiten und Winterweltmeistertitel gut...

BMW Sauber wusste auch bei den Tests wie man glänzt., Foto: Sutton
BMW Sauber wusste auch bei den Tests wie man glänzt., Foto: Sutton

BMW Sauber: Weiß-Blaues Quartett

Auch BMW Sauber scheint den Umstieg von Michelin auf Bridgestone-Reifen gut verkraftet zu haben. Bereits beim ersten Test ließen die Weiß-Blauen mit guten Rundenzeiten aufhorchen. Im Heck des F1.06B steckte im Laufe des Wintertests bereits das neue Getriebe des F1.07, das kaum Probleme bereitete. Genauso gut verlief der Einstand von Timo Glock, der an zwei Tagen für BMW Sauber testen durfte und ein heißer Kandidat auf die Rolle des zweiten Testfahrers ist. Da Sebastian Vettel an den GP-Freitagen und in der Renault World Series zum Einsatz kommen soll, könnte Glock als vierter Mann die beiden Stammfahrer bei den Tests zwischen den Rennen unterstützen. An den F1-Wochenenden ist er anderweitig beschäftigt: mit seinem zweiten Anlauf auf den GP2-Titel.

Toyota: Unauffällig

Von Toyota war bei den Testfahrten bislang nicht viel zu sehen; außer wenn die Weiß-Roten wie in Barcelona und Jerez einmal einen Alleingang absolvierten und ohne die Konkurrenten testeten. Neben den Einsatzpiloten und Neu-Testfahrer Franck Montagny gab man auch der Jugend eine Chance. Kohei Hirate und Kamui Kobayashi durften ihre F1-Debüts feiern und wussten dabei zu überzeugen; selbst Ex-Doppelchampion Mika Häkkinen biss sich bei seinem Eintages-Comeback an ihren Zeiten die Zähne aus. Beim Abschlusstest in Jerez nahm man zudem Abschied von Olivier Panis und Ricardo Zonta, der im nächsten Jahr als Renault-Tester auf die Strecke zurückkehren wird. Obwohl Toyota bereits seit einem Jahr mit Bridgestone-Reifen fährt, mussten auch die Japaner sich erst auf die neuen, härteren Mischungen einschießen.

Michael Ammermüller spulte viele Kilometer ab., Foto: Sutton
Michael Ammermüller spulte viele Kilometer ab., Foto: Sutton

Red Bull: Warten auf 2007

Noch kamen der RB2 und der Ferrari-Motor zum Einsatz, das wird sich 2007 ändern. Dann präsentiert Red Bull den ersten Boliden aus der Feder von Adrian Newey, samt des neuen Renault-Aggregats. Bislang fanden sich die roten Bullen eher am Ende der Zeitenliste wieder; zumindest die Kühlungsprobleme des letzten Winters blieben aus, allerdings droht diese Gefahr erst wieder beim Roll-Out des RB3. Immerhin stammen von Adrian Newey nicht nur die Weltmeisterautos von Williams und McLaren, sondern eben auch der sagenumwobene MP4-18.

Williams: Eingewöhnung

Zum zweiten Mal hintereinander geht Williams mit einem neuen Motorenpartner ins neue Jahr. Nach Cosworth hat man mit Toyota aber wieder einen großen Automobilhersteller im Hintergrund, auch wenn die Triebwerke als Kundenaggregate anzusehen sind. Die japanische Mitgift saß gleich mehrmals im Auto: Kazuki Nakajima durfte zusammen mit Alex Wurz, Nico Rosberg und Narain Karthikeyan das Wintertestprogramm bestreiten. Neben dem neuen Motor galt es auch das neue Getriebe auf Herz und Nieren zu testen. Alex Wurz schwört auf beide neuen Teile.

Toro Rosso: Noch ohne bestätigte Fahrer

Scott Speed und Tonio Liuzzi absolvierten das Wintertestprogramm der Jungbullen, offiziell bestätigt wurden die beiden STR-Fahrer bislang aber noch nicht. Entsprechend groß war der Wirbel, als ChampCar-Meister Sebastien Bourdais für Toro Rosso testen durfte. Der Franzose wird 2007 aber definitiv nicht in einem F1-Auto sitzen, sondern versuchen seinen ChampCar-Titel erneut zu verteidigen. Mit welchem Auto Speed und Liuzzi in ihre zweite Saison gehen werden, steht derweil noch nicht fest. Noch wird heftig über die Kundenchassis-Lösungen diskutiert und gestritten; am meisten über den SA07.

Takuma Sato im Super Aguri Interimsauto., Foto: Sutton
Takuma Sato im Super Aguri Interimsauto., Foto: Sutton

Super Aguri: Ein weiß-roter RA106

"Super Aguri Interimsauto" - so benannte die Truppe von Aguri Suzuki ihr Übergangsauto, mit dem sie den ersten Teil der Wintertestfahrten bestritten hat. Bei der ersten Ausfahrt des "Interimsautos" zogen etliche Beobachter die Augenbrauen hoch: "Das ist doch ein weiß-roter Honda RA106", wurde inflationär häufig konstatiert. Das 2007er Auto vom Typ SA07 soll laut Daniele Audetto ein hundertprozentiger Eigenbau sein, allerdings mit gütiger Hilfe von Honda. Für Zündstoff ist also gesorgt. Bei den Tests konnten Takuma Sato und Anthony Davidson hin und wieder zeigen, dass in ihrem Interimsauto viel mehr RA106 als SA06 drin steckte.

Spyker: Sponsoren, aber keine Tests

Von Anfang an stand für Spyker fest: ein Interimsauto ist zu teuer. Also entschloss man sich dazu die drei Wintertestwochen 2006 auszulassen und erst im neuen Jahr ins Geschehen einzugreifen. Dann wird man auch zum ersten Mal mit einem Ferrari-Motor ausrücken. Ansonsten gab es bei den Niederländern nur bedingt Neuigkeiten: Der zweite Stammfahrer steht noch immer nicht fest, dafür konnte man in regelmäßigen Abständen neue Sponsoren präsentieren. Alles andere folgt wohl erst 2007.