Nichts wurde es aus der großen Party, aus der "WM-Revanche", die die französischen Fans auf Transparenten forderten. Renault sollte mit einem Sieg gegen Ferrari die Scharte der französischen Fußball-Niederlage ausmerzen. Doch entgegen aller Vorhersagen und optimistischen Prognosen der Blauen - die dominierende Farbe in Magny Cours war eindeutig Rot.

Renault und Fernando Alonso hatten gegen Michael Schumacher und Ferrari nicht den Hauch einer Chance - was in Indianapolis fast von allen Experten noch als Eintagsfliege wegen des überaus konservativen Herangehens von Michelin nach dem Horror 2005 gewertet worden war, setzte sich nahtlos fort. Wobei Schumacher schon im Vorfeld erklärt hatte, er glaube nicht, dass all das nur eine Reifenfrage sei, er gehe davon aus, dass der Ferrari inzwischen auch gegenüber dem Renault das bessere Auto sei. Was im übrigen inzwischen auch RTL-Experte Christian Danner so sieht: "Zumindest fällt mir auf, dass in den letzten Rennen Alonso viel mehr mit seinem Auto kämpfen muss. Die scheinen im Moment einfach nicht die hundertprozentig richtige Balance zu finden."

Und auch bei Michelin müsste man wohl dringend die Ärmel hochkrempeln, will man sich noch den Top-Abgang als Weltmeister verschaffen, ehe ab 2007 die französischen National-Renner, die bis auf den Motor freilich sowieso hauptsächlich in England entstehen, auf japanischem Gummi an den Start gehen - wie alle anderen auch. Sicher - rein technisch ist die immer wieder gehörte Bemerkung, es sei schon ein besonderer Schlag, auch auf seiner Heimstrecke von Bridgestone geschlagen zu werden, nicht ganz haltbar. Denn dadurch, dass in Magny Cours seit nun schon sieben Jahren nicht mehr getestet wird, hat Michelin hier um keinen Deut mehr Daten als Bridgestone auch. Aber psychologisch ist sicher etwas dran, dass diese Niederlage besonders schmerzt. So sind sicher auch die Kampfansagen der Franzosen verständlich, wenn etwa Nick Shorrock sagt, solche Niederlagen würden seine Michelin-Truppe nur inspirieren, beim nächsten Mal noch besser zu sein.

Müssen sie auch, meint Premiere-Experte Hans-Joachim Stuck, "denn Bridgestone hat schon einen ganz großen Sprung in der Performance gemacht. Die haben gerade bei der Hitze hier einen fast perfekten Reifen geliefert, und da muss sich Michelin schon gewaltig anstrengen. Die nächsten drei Rennen in Hockenheim, Ungarn und der Türkei könnten alle sehr heiß werden..." Er glaubt aber durchaus an die Möglichkeit des kurzfristigen Reagierens: "Das geht schon relativ schnell, man sieht ja jetzt auch an Hand der Daten, wie groß die Abnutzung war, man hat die ganzen Parameter von den Teams - und da kann man schon reagieren mit anderen Mischungen und Konstruktionen. Aber es gilt bei Michelin natürlich auch, viele verschiedene Teams zu beliefern, die wollen ja alle einen guten Reifen haben."

Magny Cours als endgültige Trendwende in der Reifenschlacht und damit auch in der WM - das will freilich noch immer kaum jemand so sehen. Höchstens als momentanes Ausschwingen des Pendels in die eine Richtung, die sich auch wieder umkehren kann. Selbst Michael Schumacher selbst war vorsichtig, erinnerte an die Situation nach Imola und dem Nürburgring, als man schon einmal dachte, die Oberhand gewonnen zu haben und dann eines Besseren belehrt wurde. Hans-Joachim Stuck fand dafür, bei allen überschwänglichen Komplimenten an Schumi, eine besonders schöne Formulierung: "Keine Trendwende, sondern eine Reduktion des Minus-Punktestandes um zwei Punkte haben wir gesehen."