Mit Juan Pablo Montoya verabschiedet sich ein Pilot aus der Formel 1, der wie kein anderer das Meer der Fans entzweit - die einen lieben sein großes Kämpferherz, seine direkte, manchmal rüpelhafte jedoch keinesfalls pseudohöfliche Art, die anderen mögen ihn genau deshalb nicht, finden ihn unsympathisch bis gefährlich. Als glatt und angepasst kann man JPM ganz sicher nicht bezeichnen, die Formel 1 verliert also einen weiteren Charakterkopf und einen Reibebaum - denn wie soll man weiter über Montoya streiten, wenn er nicht mehr da ist?

Geboren wurde der zurzeit noch in Monaco lebende Juan Pablo Montoya am 20. September 1975 in Bogota, Kolumbien. Schon im zarten Alter von vier Jahren saß Klein-Juan Pablo im Kart - mit 15 wurde er erstmals Kart-Juniorenweltmeister. Es folgten verschiedene Auto-Rennklassen in Kolumbien - 1995 wechselte er nach Europa, wurde Gesamt-Dritter in der britischen Formel Vauxhall. Im Jahr darauf holte Montoya zwei Siege in der Britischen Formel 3-Meisterschaft, wurde beim renommierten Masters in Zandvoort Vierter, gewann das Sechs Stunden-Rennen von Bogota. 1997 wurde Montoya im Formel 3000-Team von Dr. Helmut Marko Vizemeister, bei Williams absolvierte er seinen ersten Formel 1-Test. Obwohl er 1998 mit Super Nova Formel 3000-Europameister wurde, wechselte Montoya 1999 nach Amerika, in das Champ Car-Team von Chip Ganassi.

Hochblüte in den USA

Dort sollte Juan Pablo Montoya seine bislang erfolgreichste Zeit erleben. Vor allem in seinem Debütjahr schlug JPM ein wie eine Bombe - mit sieben Pole-Positions und ebenso vielen Siegen sicherte sich Montoya den Titel, zugleich wurde er nebenbei "Rookie Of the Year" und trug sich als jüngster CART-Champion aller Zeiten in die Geschichtsbücher ein. Im Jahr darauf konnte er wieder sieben Pole-Positions erobern aber nur drei Rennen gewinnen, wurde in der Gesamtwertung nur Neunter. Allerdings trug sich Montoya auch in diesem Jahr ins Geschichtsbuch ein - es gelang ihm das Kunststück, gleich beim ersten Antritt das legendäre Indy 500 zu gewinnen.

Erste Begegnung mit der NASCAR-Welt - im Jahr 2003., Foto: Sutton
Erste Begegnung mit der NASCAR-Welt - im Jahr 2003., Foto: Sutton

Nicht nur seine Erfolge, sondern auch sein konsequenter Fahrstil und sein Mut zum Risiko verschafften Montoya das Ansehen bei "Rennfüchsen" wie Sir Frank Williams - der Brite verzichtete sogar auf seinen Landsmann Jenson Button, um Montoya 2001 in sein Team zu holen. Beim GP von Europa auf dem Nürburgring schaffte es JPM erstmals als Zweiter auf das Siegerpodest, in Monza gelang ihm dann der erste Sieg. Dass er in seinem Debütjahr nicht wie in Übersee mit Bomben und Granaten einschlug, dafür sorgten Michael Schumacher und Ferrari - Montoya hatte wie alle anderen auch das Pech, dass Schumacher in dieser Epoche nur wenige Lorbeeren übrig ließ...

Siebenmal Pole - und kein Sieg

Im Jahr 2002 konnte Montoya seinen Williams siebenmal auf die Pole-Position stellen - doch es sollte sich am Ende kein einziger Sieg einstellen - immerhin wurde Montoya in der Gesamtwertung Dritter. Diese Platzierung belegte er auch im Jahr darauf, hinzu kamen eine Pole-Position und zwei Siege. Ein Schlüsselerlebnis hatte Montoya in Magny Cours 2003 - er fühlte sich gegenüber Ralf Schumacher benachteiligt und schloss in der Folge vorzeitig einen Vertrag mit McLaren-Mercedes ab, obwohl er 2004 noch bei Williams blieb, dort noch einen Sieg und den fünften Gesamtrang einholte.

Als Montoya 2005 endlich bei McLaren seinen Dienst antrat, stellten sich zunächst Umstellungsprobleme ein, dann passierte ihm ein noch heute sagenumwobener "Tennisunfall", der vielmehr ein Motorradunfall gewesen sein soll - Kimi Räikkönen stellte den stolzen Kolumbianer jedenfalls in den Schatten, auch wenn Montoya in seinem ersten McLaren-Jahr drei Siege einfahren konnte. Im Vergleich zu den sieben Siegen von Räikkönen sieht Montoya schlecht aus - dabei saß er 2005 über weite Strecken des Jahres im stärksten Auto.

Sein Stern verblasste im Schatten von Kimi Räikkönen.., Foto: Sutton
Sein Stern verblasste im Schatten von Kimi Räikkönen.., Foto: Sutton

Den nächsten Schlag musste Montoya einstecken, als sein Boss Ron Dennis im Herbst 2005 den frischgebackenen Weltmeister Fernando Alonso für 2007 verpflichtete. Damit war klar, dass einer der beiden McLaren-Piloten das Team verlassen muss.

Im Schatten des Eismanns

Am Beginn der Saison 2006 stellte sich heraus, dass McLaren zwar standfester wurde, dafür aber in punkto Performance längst nicht mehr am stärksten war. Weder er noch Räikkönen konnten bislang einen Sieg feiern, Montoya stand bislang dennoch eindeutig im Schatten des "Iceman". Und so musste er sich damit abfinden, dass er wohl nicht bei McLaren bleiben wird, zumal das Verhältnis zum Team immer angespannter wurde. Ein Platz bei einem Topteam war für Montoya nicht in Aussicht - wer im Schatten steht, muss sich mit kleineren Brötchen begnügen.

Und so ist es durchaus logisch, dass Montoya quasi die Flucht nach vorn antritt und in die USA zurückkehrt - in der NASCAR-Serie könnte er mit seinem kämpferischen Fahrstil durchaus Erfolge feiern. Die Formel 1 hat ihm laut eigenen Angaben ohnehin nicht mehr wirklich Spaß bereitet. Wer Montoya als künftigen Formel 1-Weltmeister eingeschätzt hat, dem dürfte bereits 2005 gedämmert haben, dass daraus nichts mehr wird. Da an jedem Jahresende nur eine Person Weltmeister sein kann, ist es jedoch keine Schande, wenn man es nicht geworden ist. Montoya wird auch so einen Platz im Geschichtsbuch der Formel 1 einnehmen.