Fernando, vor dem Renault Heimrennen in Magny-Cours beträgt Dein Vorsprung in der Fahrer-WM 19 Punkte. Du hast sechs von zehn Rennen gewonnen und hast es - bis auf einmal - stets aufs Podium geschafft. Viel besser kann eine Saison nicht laufen, oder?

Fernando Alonso: Es lief gleich zu Beginn der Saison viel besser, als wir erwartet hatten. Wegen der vielen Regeländerungen machten wir uns etwas Sorgen, weil wir mit einem brandneuen Auto und einem völlig neu konzipierten V8-Motor starteten. Doch das Team leistete den Winter über großartige Arbeit, so dass wir zum ersten Rennen perfekt vorbereitet antraten. Das legte den Grundstein für den außergewöhnlichen Saisonstart.

2005 hast Du den Frankreich-Grand Prix gewonnen. Welche Erinnerungen hast Du an diesen Sieg?

Fernando Alonso: Das war ein fantastisches Rennen im Vorjahr, eines meiner besten bisher. McLaren war zu diesem Zeitpunkt sehr stark, doch wir konnten den Großen Preis von Frankreich aus eigener Kraft verdient gewinnen. Es war ein perfektes Rennen mit großartiger Atmosphäre. Die Zuschauer waren begeistert - genau wie ich. Auch deswegen bin ich sehr stolz auf diesen Sieg.

Das Renault Team und Du erleben in diesem Jahr gewissermaßen drei Heimrennen: Spanien, Großbritannien und Frankreich. Zwei davon hast Du bereits gewonnen - peilst Du den Hattrick an?

Fernando Alonso: Auf jeden Fall. Aus meiner Warte gesehen, also aus dem Fahrerlager, ist es eigentlich ein ganz normales Rennen. Aber alle Franzosen in unserem Team sind vor ihrem Heimrennen unheimlich aufgeregt und besonders motiviert. Diese Stimmung überträgt sich auf mich: Ich will besser fahren als jemals zuvor und für sie, unser französisches Team, aber auch für Michelin und Elf gewinnen.

Was hältst Du von der Strecke? Wird sie dem Renault Paket und Dir selbst entgegenkommen?

Fernando Alonso: Ich denke schon. Es gibt in Magny-Cours einige Highspeed-Kurven, und du brauchst gute Traktion. Beides liegt dem Renault R26. Zu unserem Auto und auch zu den Michelin-Reifen müsste die Strecke passen. Es gibt hier zwei Schikanen, die mir sehr viel Spaß machen, weil sie im fünften oder sechsten Gang gefahren werden und in dieser Form auf keiner anderen Strecke vorkommen. Magny-Cours hält also einige einmalige Herausforderungen bereit.

Ferrari hat sich mit der dominanten Vorstellung in Indianapolis eindrucksvoll zurückgemeldet. Könnt ihr in Frankreich die alte Hackordnung wieder herstellen?

Fernando Alonso: Eindeutig ja. Ich habe vor Indy vier Rennen in Folge gewonnen, aber immer gesagt, dass die Weltmeisterschaft noch nicht entschieden ist. Das klang nach Zweckpessimismus, aber selbst der Vorsprung von 25 vor Indy bedeutete nicht, dass wir automatisch Weltmeister werden. Jetzt liege ich immer noch 19 Zähler vorn, und deswegen brauchen wir auch nicht zu befürchten, diese Führung bald zu verlieren. Man muss die WM immer als Ganzes sehen. Ich war bei neun von zehn Rennen auf Platz eins oder zwei - ich glaube, dass wir in der Lage sind, in den ausstehenden acht Grands Prix weiter zu siegen und unseren Vorsprung noch auszubauen.