Die Formel 1 ist zurück im Nudeltopf: Zeitgleich mit dem Anpfiff des Viertelfinales Deutschland gegen Argentinien feierte die Königsklasse in Indianapolis ihren ersten Auftritt seit dem verhängnisvollen Indy-Fiasko von 2005. Die Fans nahmen die Piloten positiv auf: Schon am Donnerstag waren sie zahlreich zu diversen Fanaktionen und Autogrammstunden erschienen. Dennoch wirkten die wenigen Fans, die schon am Freitag an die Strecke gepilgert waren, auf den riesigen Tribünen des Motor Speedway hoffnungslos verloren.

Trotz eines Abflugs ins Kiesbett, wusste Michael Schumacher ganz genau was zu tun war: Er leitete die Bergungsarbeiten seines Ferrari kurzerhand selbst. Zuvor war er auf seiner einzigen gezeiteten Runde die zweitbeste Zeit des 1. Trainings gefahren. Die Bestzeit ging an Honda-Tester Anthony Davidson. Rang 3 belegte der zweifache Kanada-Bestzeithalter Robert Kubica im BMW-Sauber.

Insgesamt erzielten nur 16 der 22 anwesenden Piloten eine Rundenzeit. Die Top10 komplettierten Barrichello, Button, Jani, Mondini, Wurz, Speed und Doornbos. Die drei anderen Deutschen konzentrierten sich komplett auf den Fußball und drehten maximal eine Installation-Lap.

Der Rundengeiz zur Fußball-WM Nico Rosberg wusste es schon gestern: "Ich würde gerne viel fahren, aber ich werde es nicht." Wahnsinnig traurig war er für einmal nicht darüber: "Das ist sogar supertoll - dann kann ich wenigstens Fußball schauen." Da ist es wenig verwunderlich, dass die meisten Augenpaare in den Boxen auf die TV-Monitore gerichtet waren - dort gab es aber keine Live-Bilder von der Rennstrecke oder Zeitentabellen zu sehen; stattdessen rollte der WM-Ball 'Teamgeist' über den grünen Rasen. Der Fußball schaffte es also den Rundengeiz endgültig zum König der Formel 1 zu machen - bis auf die Freitagstester ließ sich kaum jemand auf der Strecke sehen. Selbst der McLaren-Kommandostand blieb während des Trainings verwaist: Norbert Haug & Co saßen lieber vor einem Großbildschirm und drückten der deutschen Elf die Daumen. Bis zum Pausenpfiff half dies nur bedingt: Die Mannschaften gingen schiedlich, friedlich mit einem 0:0 in die Kabine.

Die Zwischenfälle Schon nach sechs Minuten war das 1. Freie Training für Lokalmatador Scott Speed gelaufen; der Amerikaner musste seinen STR1 ausgangs der Boxengasse wegen eines technischen Problems abstellen. Immerhin konnte er kurz vor Schluss noch einmal ins Geschehen eingreifen. In einem ansonsten ereignislosen Training sorgte Christijan Albers 20 Minuten vor dem Ende für den zweiten Zwischenfall. Der Niederländer konnte seinen M16 nach zwei Drehern aber am Laufen halten und an die Box zurückbringen. Ebenso wie Robert Doornbos und Tiago Monteiro nach ihren jeweiligen Ausritten neben die Strecke. Michael Schumacher schaffte das nicht. Der Deutsche drehte sich mit seinem 248 F1 ins Kiesbett und blieb dort kurz vor dem Ende des Trainings stecken.

Die Reifen Sie fuhren, sie hielten und sie klebten - keiner der beiden Reifenhersteller hatte in der ersten Trainingsstunde Reifenschäden oder Probleme zu beklagen. Bislang treffen die Vorhersagen wie erwartet zu: Es scheint keine Wiederholung des Indy-Debakels von 2005 zu geben.

Die Analyse Hart umkämpft, aber ohne großartige Chancen auf beiden Seiten - so könnte man die erste Halbzeit des Viertelfinales zusammenfassen. Das 1. Freie Training war hingegen weniger hart umkämpft und bot noch weniger Spannung; besondere Aussagen über das Kräfteverhältnis lassen sich noch nicht treffen. Nach zwei Stunden Pausen-Tee beginnt glücklicherweise die 2. Halbzeit im Nudeltopf, dann dürften die Piloten wieder mehr auf der Strecke, als vor dem Fernsehen anzutreffen sein.