Als Felipe Massa letzten August als zweiter Ferrari-Fahrer bekannt gegeben wurde, betrachteten ihn viele als Notlösung für ein Jahr. Jetzt, wo der Brasilianer die erste halbe Saison hinter sich hat, sieht es aber nicht mehr danach aus, als würde er das Team Ende des Jahres verlassen. "Ich habe sehr große Chancen, im Team zu bleiben", sagte er in Montreal. "Ich haben den Speed gezeigt, und auch, dass ich konkurrenzfähig bin. Ich habe aber noch viel zu lernen, und hoffe, dass ich innerhalb des Teams noch wachsen kann."

Dass der kleine Brasilianer, dessen Manager Jean Todts Sohn Nicolas ist, sich im Team etabliert hat, hört man aus jedem Satz des Piloten. "Es geht in diesem Job gar nicht so sehr um den Druck, keine Fehler zu machen, sondern die Momente zu erkennen, wann man pushen muss und wann man konstant sein muss.", sagt er. "Das merkt man bei vielen Fahrern, die zu Top-Teams kommen. Das erste Jahr ist oft gut, aber nicht fantastisch. Sie verbessern sich jedes Jahr. Wenn man bedenkt, dass ich ein junger Fahrer bin, habe ich ein ganz ordentliches erstes Jahr gehabt. Aber ich kann mich innerhalb des Teams noch gewaltig steigern. Und viel Erfahrung sammeln, um ein richtiger Top-Fahrer zu werden."

Felipe sieht der Zukunft positiv entgegen., Foto: Sutton
Felipe sieht der Zukunft positiv entgegen., Foto: Sutton

So spricht keiner, der Angst um seine Zukunft hat. Selbst wenn er nicht immer die Größe von Michael Schumacher hatte und auch noch nicht Alonso Punkte wegnehmen konnte, sieht er sich nicht als gescheitert. "Michael und Fernando sind die besten Fahrer im Moment, ich kämpfe also mit den Besten", sagt er. "Dazu hat Michael noch den Vorteil mir gegenüber, dass er schon zehn Jahre lang an der Spitze ist. Seine Erfahrung ist schon etwas anderes als meine. Deswegen brauche ich noch etwas Zeit, um mein maximales Niveau zu erreichen."

Zurzeit ist Massa laut Jean Todt unter den besten Fahrern hinter den Top-Drei, nämlich Schumacher, Alonso und Räikkönen. "Hoffentlich gehöre ich aber auch bald dazu", sagt Massa, dem man noch zu seinen Sauber-Zeiten vorwarf, er habe Talent, nicht aber das nötige technische Verständnis.

"Das stimmt", gibt Massa zu. " Aber es stimmt auch, dass Sauber zwar ein gutes Team war, nicht aber unbedingt das Beste für mich, um zu lernen. Ich habe viel mehr als Testfahrer bei Ferrari über die Technik gelernt als ich das bei Sauber getan habe. Deswegen habe ich bei Ferrari gleich einen großen Sprung gemacht darin, wie ich das Auto für mich abstimmen kann."

Für die nächste Saison besitzt Massa noch keinen Vertrag bei Ferrari. Es heißt, dass Ferrari die Option auf Massa bis Ende Juni einlösen muss. Massa ist aber gar nicht beunruhigt deswegen. "Ich denke, dass sich Ferrari nicht bis Ende Juni entscheiden wird", sagt er. "Sie haben einen Zeitplan, die Fahrer in Monza bekannt zu geben. Und ich denke, bis dahin wird man nichts dazu sagen. Für den Moment versuche ich, einen guten Job zu machen in den nächsten Rennen."

Sollte Massa tatsächlich nächstes Jahr dabei sein, ist es eine besonders interessante Frage, ob sein nächster Teamkollege Schumacher oder Räikkönen heißen wird. Dazu sagt Massa natürlich nichts. Und auf die Frage, ob es anders wäre, nächstes Jahr gegen Räikkönen zu fahren, antwortet er: " Weiß ich nicht. Ich weiß nicht mal, ob es dazu kommt oder nicht. Warten wir bis wir das klar haben, wie die Zukunft ist, dann kann ich vielleicht mehr sagen."

In Bahrain und Malaysia war er nah am Teamkollegen dran., Foto: Sutton
In Bahrain und Malaysia war er nah am Teamkollegen dran., Foto: Sutton

Seinen ersten Kontakt zur Formel 1 hatte Massa übrigens 1998 in Brasilien. "Ich bin damals in Brasilien in der Formel Opel gefahren und hatte keine Eintrittskarte für das Rennen", erinnert er sich. "Aber mein Ex-Manager hatte dort ein Restaurant, und hatte das Catering für Benetton gemacht. Er hat mir gesagt: 'Wenn du magst, gebe ich Dir das Auto und du kannst dann das Essen dorthin bringen.' Also fuhr ich alles von Bananen bis hin zur Pasta ins Fahrerlager."

Dabei hat er auch den Küchenchef von Benetton kennen gelernt. "Und genau er ist jetzt der Küchenchef bei Ferrari", erzählt Massa mit leuchtenden Augen. "Als ich damals in Saõ Paulo im Fahrerlager war, habe ich ihm gesagt: 'Vielleicht sehen wir uns noch eines Tages.' Er hat das wohl nicht so ernst genommen. Aber als er mich dann in der Formel 1 gesehen hat, war er ganz schön baff."